Der Remigius-Kammerchor aus Nagold singt Motetten aus drei Jahrhunderten. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Remigius-Kammerchor in der Stadtkirche / Stimmige Kombination aus alt und neu

Mit Dirigentin Anna-Maria Kalmbach bot der Remigius Kammerchor aus Nagold am Sonntagabend in der Stadtkirche Motetten-Kompositionen aus drei Jahrhunderten. Das Publikum war begeistert.

Von Petra Haubold

Dornhan. Der lange Beifall der Besucher galt neben der Ausgewogenheit der Interpretationen, der Frische und dem Enthusiasmus der jungen Sänger vor allem auch der stimmlichen Lebhaftigkeit, mit der sich der Chor in den unterschiedlichsten Stilrichtungen bewegte. Die recht außergewöhnliche Auswahl verband Bekanntes von Bach und Mendelssohn-Bartholdy mit eher Unbekanntem von Aaron Copland und Heinrich Schütz.

Unter Leitung der erst knapp 30-jährigen Anna-Maria Kalmbach verzauberten die Sänger zu Beginn mit dem Kyrie aus Ola Gjelos Chorsatz "The Spheres".

Soprane lassen Schönheit der menschlichen Stimme erkennen

In Aufstellung neben den gut gefüllten Kirchenbänken, zunächst ohne instrumentale Begleitung, bündelte der Chor den Klang seiner geschulten Stimmen zu einem berührenden Gesang, der gelegentliche Anklänge an den gregorianischen Choral aufwies. Leuchtende Soprane, umrahmt und ergänzt von feinfühligen Tenorstimmen überlagerten sich vielstimmig und ließen die Schönheit der menschlichen Stimme erkennen. Dabei reagierten die Sänger noch auf den kleinsten Impuls der von ihrer Aufgabe sichtlich erfüllten Chorleiterin.

Bei der folgenden Motette "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" des etwa 100 Jahre vor Johann Sebastian Bach lebenden, späteren Dresdener Hofkapellmeisters Heinrich Schütz gelang den etwa 25 Chormitgliedern ein enormer Reichtum an harmonischen Wendungen. Zwischen freudiger Erwartung und ruhiger Besinnlichkeit bewegten sich hier die Melodien. Die Fülle und Farbigkeit der Stimmen verschafften dem Zuhörer ein nicht alltägliches Klangerlebnis.

Solistinnen zeigen viel Ausdruck und Sensibilität in ihrem Vortrag

Unterstützt wurde der Kammerchor bei einigen Werken durch den 22-jährigen Musikstudenten Johannes Kalmbach, der an der Orgel einfühlsam begleitete, und durch zwei Sopranistinnen, die sorgsam gestaltete Soli hören ließen. Etwa beim Duett aus dem Lobgesang "Denn in seiner Hand ist, was die Erde bringt". Hier verzauberte Anne-Bärbel Pfeiffer mit ihrer lupenreinen Sopranstimme ebenso wie Maria Kalmbach, deren tragfähige und volle Stimme bei ihrem Solo erstrahlte. Bei Mendelssohn-Bartholdys "Ein Tag sagt es dem andern" zeigten die beiden Solistinnen viel Ausdruck und Sensibilität.

Ein Höhepunkt waren sicherlich die mit eher getragenem Charakter versehenen "Four Motets" von Aaron Copland, die ansprechend vom Chor auf Englisch interpretiert wurden. Insbesondere die leidenschaftliche Aufforderung "Thou, o Jehova" sorgte für sichtliche Freude auf den Gesichtern der Besucher, wohl weil der kraftvolle Einstieg und die reizvollen Tempowechsel den melancholischen Charakter der Komposition gut zur Geltung brachten. Mit der Bach-Motette "Lobet den Herrn, alle Heiden", die der Chor nicht klassisch religiös, sondern bisweilen fröhlich erklingen ließ, verabschiedeten sich die Sänger.