Das Thema Windenergie erhitzt die Gemüter in Dornhan. Die "Weckruf"-Bürger geben sich kämpferisch. Symbol-Foto: David Mark/pixabay Foto: Schwarzwälder Bote

Windkraft: "Weckruf" reagiert auf die Diskussion in der Gemeinderatssitzung / Gruppierung hält Teilflächennutzungsplan für sinnlos

Nachdem Stadtrat Gerd von Podewils in der Gemeinderatssitzung erklärt hatte, dass ohne einen Teilflächennutzungsplan theoretisch überall Windkraftanlagen gebaut werden könnten, widersprechen die Windkraftgegner vehement. Sie vermuten persönliche Interessen als Antrieb für das Verfahren.

Dornhan. In der Gemeinderatssitzung am Montag hatte der Beschlussvorschlag der Verwaltung gelautet, das Teilflächennutzungsplanverfahren (TFNP) einzustellen. Stadtrat von Podewils hatte aber dann erklärt, dass ein entsprechender Beschluss nicht zielführend wäre.

Er meinte, nur mit einem Plan könne man lenken, wo Windkraftanlagen entstehen. Ohne könnten diese sonst an viel mehr Stellen im Dornhaner Stadtgebiet gebaut werden. Mit dem TFNP hingegen schließe man Windkraftanlagen im Stadtgebiet kategorisch aus – bis auf die darin explizit dafür ausgewiesenen Flächen. Der Plan sei also eine sinnvolle Steuerungsmöglichkeit.

Die Dornhaner Windkraftgegner, die sich vor fünf Jahren unter dem Namen "Weckruf" formiert haben, widersprechen diesen Ausführungen. Im Gegenteil: Die aktuelle Version des Teilflächennutzungsplans rücke eher Flächen ins Licht des Interesses, die bislang gar nicht zur Debatte standen: Marschalkenzimmern Richtung Hochmössingen und Weiden. Dort sei nie die Rede von geplanten Windrädern gewesen.

"Bei diesem Thema fehlt es einfach an fundierten Kenntnissen", kritisiert Peter Heimberger. Der TFNP sei ein Einfallstor für die Windkraftanlagenbetreiber. Die Stadt Dornhan übernehme mit den beauftragten Gutachten gerade die Vorarbeit für den Betreiber, so Heimberger. Der TFNP bete nur die gesetzlichen Vorgaben nach.

Wenn der Antrag auf eine Windkraftanlage gestellt würde, würden diese Faktoren ohnehin im Rahmen eines immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens abgeklopft. Somit sei der Plan, schlicht gesagt, sinnlos.

Die Aussage, dass nur mit einem TFNP der Bau verhindert werden könne, sei falsch, so die Windkraftgegner, zu denen auch Heidi und Robert Glück gehören. Ganz Dornhan sei ein Milan-Dichtezentrum.

Um das zu beweisen, haben die Windkraftgegner zusammen mit einem Partner, über den aus Angst, die "Mission" zu gefährden, noch Stillschweigen bewahrt wird, ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben. "Das kommt hoffentlich noch dieses Jahr", so Heimberger. Dieses soll auch Stadtgrenzen übergreifend darstellen, dass das gesamte Dornhaner Gebiet für eine Windenergieanlage nicht in Frage kommt.

Die Stadt Sulz hat nach Meinung der Windkraftgegner richtig gehandelt und keinen Teilflächennutzungsplan ausgewiesen. Dass dieser nach Ansicht der "Weckruf"-Bürger von der Dornhaner Stadtverwaltung vorangetrieben wird, liege darin begründet, dass man sich Gewerbesteuereinnahmen und die Pacht in Höhe von 25 000 Euro erhoffe, so die Vermutung. Erstere seien aber angesichts von Abschreibungen, die über Jahre laufen, erst einmal gar nicht zu erwarten, so Robert Glück.

Den Windkraftgegnern geht es bei ihrem Widerstand vor allem darum, dass die Natur nicht "verindustrialisiert" wird, wie Heimberger es ausdrückt. Der Effekt von Windkraft liege gerade einmal bei einem Drittel des anfangs prognostizierten Nutzens. Das könne man im Fall der EnBW auch per App bei den Windkraftanlagen überprüfen. Die erneuerbaren Energien könnten die bisherigen nicht ersetzen, so Heidi Glück. Stattdessen werde die Natur zerstört (bis zu zwei Hektar pro Windrad), und die Bürger hätten mit dem "Discoeffekt", das Auftreten von Lichtblitzen bei Windkraftanlagen durch Sonnenlicht, das von den Rotorblättern reflektiert wird, sowie Lärmbelästigung und Wasserquellenverschmutzung zu kämpfen. Daher wollen sich die Windkraft-Gegner zudem für eine Wasseruntersuchung stark machen.

Mit dem plötzlichen "Kurswechsel" nach von Podewils’ Äußerungen in der jüngsten Gemeinderatssitzung fühlt sich der "Weckruf" an das ihrer Meinung nach "falsche Gutachten" vom März erinnert. "Damals hätte man eine Untersuchung des Sachverhalts anordnen sollen", vermutet Heimberger Mauscheleien. Die Windkraft-Gegner zweifeln auch an den Plänen, die in der jüngsten Gemeinderatssitzung aufgelegt wurden, beziehungsweise an den Daten, die diesen zugrunde liegen.

Das Ehepaar Glück und Heimberger warten nun auf das neue Gutachten. "Bis dahin werden wir weiter für alle Bürger kämpfen – ob sie nun aus Bettenhausen, Weiden, Marschalkenzimmern oder Leinstetten kommen", kündigt Heimberger an – in der Hoffnung, dass das TFNP-Verfahren letztlich doch eingestellt wird.