Fritz Peter (rechts) hat ein Buch mit den Köhler’schen Ortsbeschreibungen von Leinstetten mit Bettenhausen und Lichtenfels herausgebracht. Links: Ortsvorsteher Peter Saile Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Fritz Peter hat Aufschriebe bearbeitet und übertragen / Buch herausgebracht

Der Marschalkenzimmerner Pfarrer und Chronist Friedrich August Köhler hat im Jahr 1816 Leinstetten mit Bettenhausen und Lichtenfels historisch beschrieben. Fritz Peter hat das Manuskript bearbeitet und in Buchform herausgebracht.

Dornhan-Leinstetten. Für Peter war es eine mühevolle Arbeit, die Handschrift zu entziffern, einzuscannen und in die heutige Schriftform zu übertragen. Dabei hat er die Rechtschreibung und Grammatik beibehalten. Hand- und Druckschrift sind in dem Buch gegenübergestellt. Peter wählte auch eine größere Schrift, die das Lesen für ältere Menschen sehr erleichtert. Auf den hinteren Seiten gibt es einen erläuternden Index, Hinweise zu den alten württembergischen beziehungsweise vorderörsterreichischen Maßen und ein Abkürzungsverzeichnis. Titel- und Hinterseite zieren Karten vom Staatsarchiv Sigmaringen.

Der frühere Leinstetter Bürgermeister hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Orts zu erforschen und ihm, wie er es formuliert, ein "Gesicht" zu geben. Vor Kurzem hat er zwei bemerkenswerte Vorträge gehalten: so im Spitalsaal auf Einladung der Bürgerwerkstatt über die "Edlen von Leinstetten und Lichtenfels" sowie über die Flößerei an der Glatt und am Neckar im Sulzer Bauernfeind-Museum. Beide Veranstaltungen sind auf großes Interesse gestoßen, in Leinstetten auch bei Jüngeren.

So tief Fritz Peter bereits in die Geschichte Leinstettens eingetaucht ist: Es gibt immer wieder Neues zu entdecken. So enthält das Buch mit Köhlers Aufschrieben manches, das er selbst noch nicht gewusst hat. Beispielsweise hat Köhler das alte Schloss in Leinstetten als eine "Wasserburg" beschrieben. Es war ein dreistöckiges, durchaus imposantes Gebäude, das allerdings 1837 abgerissen wurde. 18 000 noch gute Ziegel seien auf dem Dach gewesen und verkauft worden. Peter vermutet, dass das Abbruchmaterial im Ort wiederverwendet worden ist. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts seien in Leinstetten viele Häuser gebaut worden.

Köhler hat besonders auch die Adelsgeschlechter erforscht. Die Leinstetter Edlen versahen im österreichischen und württembergischen Hoheitsgebiet teils einflussreiche Ämter und hatten seit dem 17. Jahrhundert auch die hohe Gerichtsbarkeit inne. Den Galgen hatten die Leinstetter 1811 dann zerstört.

Köhler fand seinerzeit manches Dokument, das später verloren ging. Viele spätere Geschichtsforscher bezogen sich auf ihn und schrieben von ihm ab. Bis etwa zum Jahr 1824 erstrecken sich die Aufzeichnungen für Leinstetten und Bettenhausen. Knapp 40 Jahre zuvor hatte der Straßburger Bankier von Franck die Leinstetter Herrschaft aufgekauft. Unter seiner Regie brachte es der Ort wieder zu einem gewissen Wohlstand. Er starb 1790 im Alter von 41 Jahren und wurde in einer Gruft begraben. Graf von Sponeck wurde sein Nachfolger. Er machte Köhler zufolge "Vorkehrungen, die seinen Unterthanen nicht behagten". Als er 1810 starb, ging der Besitz an seinen Bruder in Mömpelgard. Am 30. August 1824 verfügten die Besitzer, das Schlossgut Leinstetten zu verkaufen. Köhler fertigte eine aufschlussreiche Liste an, was alles dazu gehörte. Wie daraus unter anderem hervorgeht, hatte Leinstetten damals 50 und Bettenhausen 24 Häuser. Jeder Bürger musste der Herrschaft noch jährlichen Zins an Geld und in Naturalien entrichten.

Das Köhler’sche Manuskript, das bis 1837 mit Nachträgen ergänzt wurde, fand über Wege, die Fritz Peter nicht bekannt sind, seinen Weg in das Staatsarchiv Stuttgart. Zur 900 Jahrfeier 1985 erhielt Leinstetten eine Kopie davon. Sie kam etwas zu spät für das zum Dorfjubiläum erschienene Heimatbuch.

Bei der aufwendigen Arbeit für das neue Buch ist Fritz Peter von Archivar Armin Braun unterstützt worden. Ortsvorsteher Peter Saile freut sich über das ehrenamtliche Engagement Peters, die Heimatgeschichte zu erforschen und damit historische Daten für die Nachwelt zu erhalten.  Das Buch zu einem Preis von zehn Euro gibt es in einer Auflage von 250 Exemplaren. Vorfinanziert hat es der Dorfgemeinschaftsverein, der es jetzt verkauft. Erhältlich ist es unter anderem im Rathaus Leinstetten und Dornhan sowie bei der Bürgerwerkstatt ("Brot und Brezel").