Zwei Jugendliche vom Haus Aichhorn beweisen viel Feingefühl im Umgang mit Bewohnern des Seniorenzentrums

Von Bodo Schnekenburger

Dornhan. In einem Vierteljahr kann viel geschehen. Diese Erfahrung machten Philipp Spaete und Steven Esch, die sich seit Oktober in einem sozialen Projekt im Seniorenheim Dornhan engagiert haben.

Was genau auf sie zukommen würde, wussten die beiden Jungs nicht. Und auch die Senioren, die unversehens mit den Jugendlichen konfrontiert wurden, hatten wohl keine Vorstellung davon. An ihrem letzten Tag kurz vor Weihnachten zogen nicht nur Spaete und Esch positive Bilanz: Den Umgang mit anderen Menschen zu wagen, "das können wir absolut empfehlen", sagen sie.

Spaete und Esch wohnen im Kinderheim Haus Aichhorn, besuchen in Oberndorf die Ivo-Frueth-Schule und sind eigentlich zwei ganz toughe Jungs. Allerdings neigten sie ein bisschen dazu, sich gegenseitig hochzuschaukeln. Nicht unbedingt positiv. Dieses Potenzial müsste sich doch auch sinnvoll nutzen lassen, dachte sich Heimleiter Sigmund Nischak und überlegte sich einen Rahmen, der den beiden eine Möglichkeit eröffnet, gemeinsam aktiv zu sein. So kam die Idee, ein Sozialprojekt im Seniorenzentrum zu machen. Dort hatte das Haus Aichhorn im Vorjahr bereits ein Zirkusprojekt erfolgreich angeboten. So stand auch einem zweiten Projekt nichts im Weg.

Und das war der Plan: Ab Oktober sollten Philipp Spaete und Steven Esch immer dienstags nach ihrem Nachmittagsunterricht eine Stunde lang ein Programm mit den Senioren machen. "Irgend etwas Nettes, Sportliches, Spielerisches", schwebte Nischak vor. Wobei die Jugendlichen das Angebot selbst entwickeln und umsetzen sollten – womit sie zunächst gar nicht viel anfangen konnten. Doch das sollte sich ändern.

Los ging’s mit gemeinsamem "Mensch ärgere Dich nicht"-Spielen. Später haben sie sich überlegt, in Zweier-Mannschaften "Stadt, Land, Fluss" zu spielen, wobei die Jugendlichen, jeweils zusammen mit einem Senior selbst mitmachten. Und auch in Sachen Sport war das Eis bald gebrochen. "Wir haben mit den alten Herrschaften Basketball gespielt". Wo? Im Foyer. Und wie? Irgendwann hatten sie sich erinnert, dass es einen mobilen Basketballkorb gibt. Den haben sie dann aufgebaut. Obwohl es auf Seiten ihrer Schützlinge zunächst durchaus Vorbehalte gegeben habe, hätten "die älteren Herrschaften" dann mit großem Spaß mitgemacht.

Auch Fußball stand auf dem Plan. "Wir haben einen Stuhlkreis gebildet und uns dann den Ball gegenseitig zugespielt." Auf die Idee mit dem Stuhlkreis sind die Jungs übrigens selbst gekommen, als sie sich überlegten, wie man möglichst alle beteiligen kann. Der Stuhlkreis war das geschickteste Mittel dazu. Anerkennend merkt Spaete in Richtung der Senioren noch an: "Die haben das richtig gut gemacht!"

Dass es auch die Jugendlichen "richtig gut gemacht" haben, sagen andere. Erstaunlich, wie sich das offene Projekt entwickelt hat. Nischak erzählt von der Feinfühligkeit, die die Jugendlichen im Umgang mit den Senioren bewiesen haben, und der Offenheit, mit der beide Seiten aufeinander zugegangen sind. Auch Spaete und Esch selbst haben etwas aus dem Projekt mitgenommen. Dass man im Umgang mit den "älteren Herrschaften so viel Spaß haben kann", das hätten sie nie gedacht.