Foto: Frank Engelhardt

Band markiert Schlusspunkt des Festival im SchieferErlebnis. Nur Fußball-EM macht dem Veranstalter Kummer. Mit Video  

Dormettingen - Mit der ungünstigen Terminierung hat der Veranstalter des Sommer-Open-Air im Schiefer-Erlebnis zu kämpfen gehabt. Sowohl der Headliner Luxuslärm als auch die regionalen Bands überzeugen aber mit hoher musikalischer Leistung.

"Seid ihr schon warm?", ruft Luxuslärm-Frontfrau Jini am Samstagabend von der Bühne. "Noch nicht ganz? Es ist auch wirklich kalt heute." Die Sängerin zeigt mit ihren Bandkollegen eine kleine Tanzchoreografie. Das Publikum soll sie nachmachen. "Ich will, dass alle 10.000 Leute hier tanzen", sagt sie und lacht. Die Band nimmt es gelassen und professionell, dass vor der großen Bühne beiweitem keine 10.000 Fans stehen. Auch keine 1000.

Festivalmacher Tommy Strobel von Bluemusic Concerts möchte lieber nicht über Zahlen sprechen. Man nimmt es ihm nicht übel. Es tut weh, wenn ein lange im Voraus geplantes und organisiertes Event nicht den Erfolg bringt, den man sich dafür wünscht. "Wir wussten, dass das Fußballspiel zur gleichen Zeit stattfindet", sagt Strobel: "Dass die Auswirkungen aber so groß sind, damit habe ich nicht gerechnet." Hat der ausgebliebene Besucherandrang Auswirkungen auf das kommende Jahr? "Das kann ich jetzt noch nicht sagen", sagt Strobel. Er ist ein alter Hase im Veranstaltungsbereich, selbst auch Musiker.

"Mein Ziel ist es generell, dass wir die Veranstaltung so etablieren, dass wir bald von 1000 oder 2000 Besuchern sprechen können." Und eine Veranstaltung zu etablieren, das dauere: "Die Stimmung der Musiker und der Besucher, die da sind, ist aber sehr gut", sagt er im Backstage-Bereich: "Das zählt." Strobel trinkt ein Bier und unterhält sich mit einem Gitarristen, während die Band Vollgas gibt.

Luxuslärm spielen den Song an, mit dem sie dieses Jahr beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest angetreten sind: "Solange Liebe in mir wohnt". Die Fans auf dem Platz singen mit. Jedes Wort. Auf einem kleinen Fernsehbildschirm am Bierstand läuft das EM-Viertelfinale Deutschland gegen Italien.

Zwischen den Luxuslärm-Fans stehen auch einige mit schwarzem T-Shirt mit dem Schriftzug "Rebellious Spirit". Die Rockband, deren Musikgeschichte in Bisingen begann, hat im Vorfeld bereits für Stimmung gesorgt. Auch sie nahm es gelassen, dass das Publikum nicht das größte war, und überzeugte mit "In My Dreams" von der aktuellen Platte sogar einige Neu-Fans von sich.

Überraschungsgast Piet Wolff war am Vorabend gar nicht so unglücklich darüber, dass keine unüberschaubare Masse an Menschen seiner Musik lauschte. "Eigentlich sind eher die kleinen, gemütlichen Musikpubs mein Ding", betont der Ex-Subway-Sänger auf dem Weg zur Bühne. Verena Rissel, Frontfrau von "The Dewy Lilies", Headliner des ersten Abends, gefällt, was Wolff auf der Bühne bietet.

In entspannter Atmosphäre plaudert sie mit ihren Bandkollegen und den "Buffalo Chips" im Backstage-Bereich. "Das ist eine tolle Veranstaltung", sagt sie: "Alles bestens organisiert, und auch die Location ist wirklich super." Super ist auch das, was die Dewy Lilies selbst zum Open Air beitragen. Die Coverband ist in der Region längst bekannt. Ihr Mix aus alten Rockhits und aktuellen Chart-Songs kommt an beim Publikum.

Auch bei denen, die mit einem Festivalbändchen des abgesagten Southside Festivals zum stark ermäßigten Preis auf das Gelände gekommen sind. Absoluter Höhepunkt des Auftritts: das Cover des aktuellen Sarah-Connor-Titels "Kommst du mit ihr", das sehr nah an das Original herankommt. Viele im Publikum sagen: "Es ist noch besser".

Vielleicht wird es noch zum Erfolgsgeheimnis des Sommer-Open-Air im Schiefererlebnis, dass es langsam wächst. Dass Musiker und Fans in familiärer Atmosphäre gemeinsam Spaß haben. Und es wäre nicht die erste Open-Air-Großveranstaltung im Zollernalbkreis, deren Geschichte so beginnt.