Moderator Piet Sellke (von links) leitet die Diskussionsrunde mit Johannes Schwörer, Thomas Beißwenger, Johannes Kretschmann (Grüne) und Holcim-Geschäftsführer Thorsten Hahn. Foto: Ungureanu

Neue Seilbahn könnte im Oktober in Betrieb gehen. "Offenheit und Transparenz sind uns wichtig".

Dormettingen - Bauen ganz ohne Kalksteinabbau und Kohleverbrennung? Wer wollte das nicht? Aber es wird kaum möglich sein. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Denn neben Stahl und Glas wird Beton weiterhin ein wichtiger Baustoff bleiben. Dies wurde beim Holcim-Sommer-Dialog am Freitag im SchieferErlebnis in Dormettingen deutlich.

Um Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Klima, Energie und Kreislaufwirtschaft ist es an verschiedenen Gesprächsinseln gegangen - und ausnahmsweise einmal nicht um den Plettenberg.

Rund 90 Besucher bei Podiumsdiskussion

Zumindest nicht vordergründig. Denn die jetzigen und künftigen Abbauflächen wurden anhand von Luftaufnahmen vorgestellt, und es gab Auskunft zu den Nutzungsverträgen für den Steinbruch.

Rund 90 Besucher - hauptsächlich aus den umliegenden Schlichemgemeinden - hatten sich nach der Podiumsdiskussion im Amphitheater auf die vier Dialoginseln verteilt und trotzten unter weißen Sonnenschirmen der brütenden Hitze im ehemaligen Ölschieferbruch.

Ziel der Open-Air-Veranstaltung, zu der Holcim eingeladen hatte, war Informationen zu geben und Transparenz zu schaffen. "Wir wollen bei unseren regelmäßigen Dialogveranstaltungen zeigen, dass wir uns nicht scheuen, über die Themen zu diskutieren, die die Öffentlichkeit bewegen", betonte Holcim-Pressesprecherin Sabine Schädle. "Offenheit und Transparenz sind uns ganz wichtig, und wir wollen auch zeigen, welche Chancen die Industrie bietet."

An den Ständen standen nicht nur die Vertreter des Zementwerks, allen voran Thorsten Hahn, Geschäftsführer von Holcim Deutschland, sondern auch Repräsentanten der Industrie Rede und Antwort. Zum Beispiel Thomas Beißwenger, der Geschäftsführer des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg, und Johannes Schwörer, der Chef des Bauunternehmens SchwörerHaus.

Ersatzbrennstoffe? Keine zusätzliche Belastung für die Umwelt? Im Gegenteil, hieß es. Durch die Nutzung von Altreifen, Dachpappe, geschredderten Papier- und Holzresten und anderen - so genannten "definierten Rohstoffen" - werde auf die Verbrennung von Kohle verzichtet und damit CO2 eingespart.

Selbstverständlich werde rekultiviert

Einige Muster von aufbereiteten Ersatzbrennstoffen hatte die Firma Korn Recycling als Anschauungsmaterial zur Verfügung gestellt: ein Kreislauf, der die Zementproduktion wirtschaftlicher macht.

Und wie sieht es aus mit der Rekultivierung - irgendwann in Zukunft? Selbstverständlich werde rekultiviert. Als bestes Beispiel diene das SchieferErlebnis, das auf ehemaligen Ölschiefer-Abbauflächen entstanden ist.

Es ging beim Sommer-Dialog aber auch um die Nutzungsverträge für den Kalksteinabbau und die neue Seilbahn, die nach Auskunft von Holcim im Oktober in Betrieb gehen könnte. Zwar steige die Transportkapazität, aber das Abbau-Volumen werde insgesamt nicht größer. Und, weil Energieeinsparung und Nachhaltigkeit große Themen seien: Dadurch, dass das Gewicht nicht auf den Berg, sondern ins Tal befördert werde, verbrauche die Bahn keine Energie, im Gegenteil: Sie werde Strom erzeugen.

Auch die Frage nach der Verantwortung gehe von falschen Voraussetzungen aus: "Sollen die Schweizer etwa bei sich Berge abbauen und hier bei uns den Zement für die Häuser zur Verfügung stellen?", wurde ausgeführt. Nebenbei gab es an einem Infostand auf Wunsch Flyer und Auskunft zu Ausbildungsmöglichkeiten bei Holcim, zudem zu den Veranstaltungen im Werkforum und im Fossilienmuseum.

Fragen von Seiten der Besucher kamen - vielleicht auch wegen der sengenden Hitze - nur einige wenige. Dafür klang, wie bestellt, vom Schiefersee Blasmusik herüber.

Die Fragen, die beim Sommer-Dialog noch offen blieben, werden, wie Sabine Schädle versicherte, online auf der Holcim-Homepage beantwortet.