Fette Beute: Der Angeklagte fand in dem Haus in Dormettingen mehr als 7000 Euro Bargeld – und ließ die Summe mitgehen. Foto: Andrey Popov – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Gericht: 27-Jähriger erbeutet 7363 Euro in Dormettingen, während Familie im Sommer 2019 im Urlaub war

Als Mitarbeiter einer Zeitarbeitsfirma wohnte ein 27-jähriger Pole in einem Ferienhaus eines Dormettinger Paares. Als diese in den Urlaub fuhren, brach er ihn ihr direkt angrenzendes Haus ein und erbeute Bargeld und Schmuck. Das Amtsgericht Hechingen zog ihn nun zur Rechenschaft.

Dormettingen/Hechingen. Als die Anklageschrift verlesen wird, senkt der 27-jährige Angeklagte voller Scham seinen Blick nach unten. Zeitweise fängt er während der Verhandlung leise an zu weinen. Das macht auf Richter Hannes Breucker keinen Eindruck. Am Ende verurteilt er ihn wegen Wohnungseinbruchdiebstahl zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem jungen Polen vor, dass er im Spätsommer 2019 in das Haus eines Dormettinger Paares eingebrochen ist. Dafür schlug ein von außen nicht einsehbares Kellerfenster ein, und gelangte so über den Heizöllagerraum in die Wohnräume. Dort durchwühlte er Schubladen und Schränke und wurde fündig: Über 5000 Euro Bargeld fand er in Briefumschlägen im Kleiderschrank. Außerdem plünderte er die Haushaltskasse und eine geschäftliche Geldkassette – weitere 2000 Euro. Im Schlafzimmer erbeutete er darüber hinaus mehrere gravierte Goldketten, die für Kinder des Paares gedacht waren.

Der Einbruch fand statt, als das Paar gerade in den Urlaub gefahren war. Der Angeklagte wusste darüber Bescheid, denn er wohnte mit drei anderen Angestellten einer Zeitarbeitsfirma im angrenzenden Ferienhaus des Ehepaares.

"Mir kam er von Anfang an etwas seltsam vor", berichtete die Geschädigte. Normalerweise würde Sie von jedem, der bei Ihnen wohnt, eine Kopie des Personalausweises anfertigen – "Man will ja wissen, wer da bei einem wohnt."

Diesen Wunsch habe der Angeklagte allerdings ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Darüber hinaus habe er einmal bei ihnen geklingelt und explizit "nach meinem Mann gefragt", berichtet die Frau vor Gericht. Diesen habe er dann gefragt, ob er ihm 20 Euro leihen könne, um sowohl herauszufinden, wie viele Menschen im Haus wohnen und wo sich Bargeld befindet – so die Vermutung der Geschädigten.

Als das Ehepaar von dem Einbruch erfahren hat, sind sie sofort nach Deutschland zurück gekommen. Auffallend war, dass der Angeklagte plötzlich verschwunden war. Seine Sache habe er allerdings zurückgelassen – einen Rucksack, Arbeitskleidung und einige persönliche Gegenstände. In seinem Regal fand die Geschädigte eine "rot-weiß gestreifte Büroklammer".

Mit exakt so einer Büroklammer hat sie ihre Geldbündel im Schlafzimmer zusammengehalten, berichtet sie. Der Verdacht war erhärtet. Über die Zeitarbeitsfirma konnten Sie den Einbrecher schließlich ausfindig machen.

Während die Details der Tat beschrieben werde, schlägt der Angeklagte seine Hände vor das Gesicht und fängt leise an zu wimmern. Offenbar ist ihm das Ausmaß seiner Taten bisher nicht gewusst gewesen. Obwohl der Angeklagte während der Verhandlung mehrfach betont, dass er kein Krimineller sei, spricht sein polnisches Vorstrafenregister etwas anderes. "Es ist doch etwas umfangreicher", betont Richter Breucker.

So wurde er in seinem Heimatland unter anderem wegen Drogendelikten, Sachbeschädigung und Häuslicher Gewalt zu Freiheitsstrafen verurteilt. Auch in Deutschland wurde er bereits wegen Beleidigung verurteilt.

Am Ende entschuldigte sich der Angeklagte bei der Geschädigten. Diese verzieht allerdings keine Miene. Sie hofft nur darauf, dass sie ihr Geld irgendwann wieder sieht. Im Zuge eines Adhäsionsverfahrens macht sie Schadensersatz geltend.

Schlussendlich wurde der Angeklagte zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Er muss außerdem 7363 Euro an die Geschädigte zahlen – das Geld, das er gestohlen hatte. Richter Breucker gibt ihm noch auf den Weg: "Sie sind sehr knapp an einer Gefängnisstrafe vorbeigeschrappt – ihre Tat hat durchaus Gewicht."

Der 27-Jährige scheint sich dies zu Herzen zu nehmen: Er wolle nun, sagte er, eine Familie gründen und "nie wieder vor einem deutschen Gericht" stehen.