Bürgermeister Anton Müller und Holcim-Steinbruchleiter Mathäus Bliestle begutachten von oben aus das Gelände des Schieferparks in Dormettingen. Im Hintergrund sind bereits die terrassierten Stufen des künftigen Amphitheaters zu erkennen, das aber erst im zweiten Bauabschnitt verwirklicht wird. Foto: Visel

Schieferpark in Dormettingen nimmt Gestalt an. Erlebnisweg zu Wüste-Werken bald begehbar.

Dormettingen - Auf dem Gelände des Schiefererlebnis-Parks wird Kubikmeter um Kubikmeter Boden bewegt und das Gelände modelliert. Das Amphitheater ist bereits gut zu erkennen, auch der Schiefererlebnisweg, der sich der NS-Zeit widmet, ist schon in Teilen angelegt.Dormettingens Bürgermeister Anton Müller gerät ein ums andere Mal ins Schwärmen angesichts "der glücklichen Umstände", die dieses Großprojekt erst möglich gemacht haben. Stichworte sind das LEADER-Förderprogramm und die genau in dessen Zeitfenster passende Rekultivierung des alten Ölschieferbruchs zwischen Dormettingen und Dotternhausen durch die Firma Holcim.

So sei es in enger Kooperation möglich gewesen, in diesem Rahmen den Schiefererlebnispark in Angriff zu nehmen. Der Gemeinderat habe diese einmalige Chance erkannt und alles daran gesetzt, diese zu nutzen. Und auch aus der Bevölkerung heraus gebe es bislang nur positive Rückmeldungen zum sogenannten "Schieferlebnis", freut sich Müller.

"Das ist eine Riesensache"

Der erste Bauabschnitt mit Kosten von rund 800.000 Euro ist vom LEADER-Lenkungsausschuss bereits genehmigt worden. Er muss laut Müller bis 31. März 2013 fertiggestellt sein. So gebe es bei der Modellierung des Geländes keine Sommerpause. Ununterbrochen sind die Bagger und Muldenkipper im Einsatz. Nach Angaben von Holcim-Steinbruchleiter Mathäus Bliestle werden insgesamt rund 500 000 Kubikmeter Erde und Gestein bewegt: "Das ist eine Riesensache."

Im September werden Wege und Freiflächen im inneren Planungsbereich sowie später der Parkplatz an der Zufahrtsstraße angelegt, die aber zunächst nicht ausgebaut wird. Das Amphitheater, dessen bereits vormodellierte Terrassenstufen schon zu erkennen sind, wird allerdings erst im zweiten Bauabschnitt vollends verwirklicht und ist für etwa 300 Besucher ausgelegt. Auf den Freiflächen des Open-Air-Geländes finden 3000 bis 5000 Besucher Platz. Müller betont, dass der gesamte Ausbau "sehr hochwertig erfolgen wird", so dass dieser Bereich auch bei schlechtem Wetter "immer trocken bleiben und sich nicht in Schlamm auflösen wird". Und auch die Trafostation steht schon, "damit wir für alle Anlässe genügend Strom zur Verfügung haben". Mit dem Bau der Versorgungsleitungen und Leerrohre für den Park wird in etwa zwei Wochen begonnen.

Auf dem knapp zehn Hektar großen Gelände ist derzeit noch das riesige Loch für den später unterirdischen Wasserspeicher zu erkennen, der ein Volumen von 800 Kubikmetern hat und letztlich 300 Kubikmeter Wasser fassen wird: "Damit wird gewährleistet, dass der Wasserspiegel des Sees, der eine Fläche von einem halben Hektar hat, stabil bleibt." Mehr noch: Ein ausgeklügeltes Filtersystem sorgt für stets sauberes Wasser, auch in den flachen Uferbereichen, in denen hernach die Kinder spielen können. "Auf der jetzigen Geländehöhe befindet sich später der Wasserspiegel; das Ganze wird dort noch bis zu einer Tiefe von viereinhalb Metern ausgehoben", erläutert Müller. Ebenfalls vier bis fünf Meter hoch wird die Abbruchmauer des Fossiliensammelplatzes. Dass Sammler dort fündig werden können, beweist Müller anhand zahlreicher Versteinerungen, die dort gefunden wurden. Zudem wurde im Zuge der Arbeiten ein versteinerter, drei Meter langer Ichthyosaurus entdeckt. Geplant ist, diesen später im Museum Nierstein zu präsentieren.

"Viele ältere Menschen im Dorf bewegt dieses Thema sehr"

Etwas entfernt vom Park geht es auch mit jenem Teil des Schiefererlebniswegs voran, der sich mit dem NS-Unternehmen "Wüste" befasst. "Viele ältere Menschen im Dorf bewegt dieses Thema sehr", weiß der Bürgermeister. Und viele jüngere Bürger seien froh und dankbar, dass dieser Teil der Dorfgeschichte aufgearbeitet werde.

Der Weg, der teilweise durch dichtes Buschwerk führt, soll bis zum Tag der offenen Tür der Firma Holcim am 7. Oktober begehbar sein. Anhand originaler Teile wie einer Lore sowie 13 Beton-Informationsstelen und weiteren Dokumentationen wird dieses dunkle Kapitel der Ölschiefergewinnung in Dormettingen ausführlich dargestellt. Auf dem Gelände des ehemaligen Wüstewerks 8, von dem nichts mehr zu sehen ist, entsteht unter dem Motto "Denk-Mal" ein vielgestaltiger Infopunkt. Im ehemaligen Turbinengebäude des Werks 7 wird ein Outdoor-Museum eingerichtet.

Angebunden ist der Schiefererlebnispark gleich in zwei Richtungen an den neuen Schlichemwanderweg – einmal in Richtung Holcim-Werkforum und Öde Flusslandschaft und zum anderen in Richtung Dautmergen.