Doris Senger, Abgeordnete im Landtag von Baden-Württemberg für den Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen. Foto: dpa

Doris Senger baute Kreisverband Rottweil-Tuttlingen mit auf. Gögel hält Begründung für nicht nachvollziehbar.  

Donaueschingen/Rottweil/Tuttlingen - Die AfD-Landtagsabgeordnete Doris Senger aus Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) hat ihren Austritt aus der Fraktion erklärt. Dort sei ein entsprechendes Schreiben am Freitag eingegangen, erklärte Sprecher Thomas Hartung am Samstag. Nach Fraktionsangaben erklärte Senger, sie wolle ihr Mandat nun als fraktionslose Abgeordnete ausüben, da sie so besser in der Lage sei, das Parteiprogramm würdig zu vertreten. Der Vorsitzende der AfD-Fraktion, Bernd Gögel, teilte dazu am Samstag mit, er nehme den Schritt mit Bedauern zur Kenntnis. Sengers Begründung sei für ihn aber nicht nachvollziehbar.

Gögel hält Begründung für nicht nachvollziehbar

Diese entwürdige ihn und alle anderen Parlamentarier. "Dieser Satz ist anmaßend und zeigt, dass Frau Senger als Nachrückerin offenbar nie in der Fraktion wirklich ankam", sagte Gögel. Die Abgeordnete Senger bestätigte der Deutschen Presse-Agentur per SMS den Austritt.

Sie war im Juli 2019 für den AfD-Politiker Lars Patrick Berg nachgerückt, der ins Europaparlament gewechselt war. Die AfD-Landtagsfraktion hatte Senger zunächst die Aufnahme verweigert. Erst Ende September hatte der Vorstand ihrer Mitgliedschaft in der Fraktion zugestimmt. Zuvor hatte sie auch in einem dritten Wahlgang bei der Klausur der AfD-Fraktion in Bad Herrenalb (Landkreis Calw) nicht das nötige Quorum erzielt. Hinter dem Streit um Senger steckt ein seit längerem tobender Machtkampf in der Fraktion zwischen gemäßigten Abgeordneten um Fraktionschef Bernd Gögel und weiter rechts verorteten Mitgliedern um Fraktionsvize Emil Sänze aus Sulz am Neckar (Landkreis Rottweil).

Dem Austritt Sengers aus der AfD-Fraktion geht ein monatelanger Streit voraus. Senger* wurde nach internen Querelen nicht mehr als Kandidatin für die nächste Landtagswahl im Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen nominiert. Stattdessen verkündete Sänze, der im Kreisverband als interner Widersacher Sengers gilt, bei der Nominierunsgveranstaltung Rüdiger Klos als Kandidaten. Dieser war erst kurz zuvor von Mannheim in den Wahlkreis gezogen und gewann die Stichwahl mit Senger.

Fraktionsvize Sänze fordert Konsequenzen

Sänze, der Sprecher des Kreisverbands Rottweil-Tuttlingen ist, warf Senger am Wochenende parteischädigendes Verhalten vor. Ihr Kündigungsschreiben an die Fraktion sei anmaßend. Der Fraktionsvize forderte Senger auf, ihr Landtagsmandat an die Partei zurückzugeben und aus der Partei auszutreten.

Die AfD hatte bei der Landtagswahl 2016 einen Stimmenanteil von 15,1 Prozent erreicht, demnach standen der Partei 23 Sitze im Landtag zu. Mittlerweile verfügt die AfD-Fraktion im Landtag nach diversen Austritten nur noch über 15 Mitglieder.

*Anmerkung der Redaktion: In der Ursprungsfassung des Beitrags hieß es unzutreffend, Doris Senger habe den Kreisverband Rottweil Tuttlingen mit aufgebaut.