Dank der neuen Eigentümer ist die alte Dorfschmiede in Oberkollwangen zu neuem Leben erwacht. Wichtig ist dem Paar, das inzwischen darin lebt, auch die Erinnerungen an die Vergangenheit ihres neuen, alten Zuhauses wachzuhalten.

Neuweiler-Oberkollwangen - Eine Anzeige in dieser Zeitung führte das Ehepaar Romina Matschewsky und Stefan Lung vor fast fünf Jahren nach Oberkollwangen. Sie lebten in Stuttgart und suchten ein Haus mit Werkstatt im ländlichen Bereich, so etwa eine Autostunde von der Landeshauptstadt entfernt. Dieses fanden sie in der Teinachstraße 7 in dem Ortsteil von Neuweiler. Unbedingt erhalten werden soll in gewissem Rahmen die Erinnerung daran, wozu das Gebäude einmal gedient hat: Es war die ehemalige Dorfschmiede.

Matschewsky interessiert sich für Geschichte

Deshalb interessiert sich besonders Romina Matschewsky auch für die Historie des Hauses. Dabei kam zutage, dass der Bau schon so manchen An- und Umbau erfahren hat. Der Fachmann für Außenwerbung, Stefan Lung, hat nach einem Unfall inzwischen seine Pläne etwas geändert und will die eigentliche Schmiede eher als Raum für Begegnungen, denn als Werkstätte gestalten. Aber dabei sollen so Dinge wie der alte Blasebalg oder teils Arbeitseinrichtung und -gerät erhalten bleiben.

Gleich am Eingang zum Wohnhaus ist zu erkennen, wie wichtig den ehemaligen Stuttgartern die Geschichte des Anwesens ist. Über der Haustür zur Teinachstraße 7 ist zu lesen: "Alte Schmiede." In einer vorhandenen Mauernische sind darüber ein Hammer, Hufeisen und eine Zange angebracht, die aus dem reichhaltigen Bestand des einst hier tätigen Handwerkers stammen.

Noch gut erinnert sich auch der im 95. Lebensjahr stehende Friedrich Hammann an den Betrieb in der Schmiede unweit seines ehemaligen Einzelhandelsgeschäfts. Wann diese allerdings von den im 19. Jahrhundert mehrfach als Bauherrschaft auftauchenden Hausers auf die Bihlers überging, ist auch dem munteren Senior und ehemaligen Bürgermeister-Stellvertreter von Neuweiler nicht bekannt.

Wahrscheinlich haben das nach der Jahreszahl über dem Hauseingang 1831 errichtete Anwesen die Brüder und Schmiedemeister Friedrich und Johannes Hauser miteinander errichtet oder geerbt. Jedenfalls sorgten sie 1864 für einen Scheunenanbau an der Ostseite des Hauses, wo an der Westseite schon die Schmiede bestand. Nach Aufschrieben des früheren Oberkollwanger Lehrers Karl Gohl ist ein Johannes Hauser im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 in Villiers in Frankreich gefallen.

Bei Baumaßnahmen ab 1925 tauchen gleichnamig Vater und Sohn Friedrich Bihler auf. Der Senior ließ vor der Schmiede 1925 eine Beschlagbrücke und 1933 auf dem Haus einen Dachaufbau errichten. Oberkollwangens letzter Schmied ergänzte 1975 den als Schuppen genutzten Scheunenanbau aus dem Jahr 1865. Vielerlei Interessante Gegenstände haben die heutigen Hausbesitzer vorgefunden. Der große, alte Schleifstein, den selbst nur wenige Einheimische kennen, soll von der Rückseite des Gebäudes nach vorne; ins Blickfeld; gerückt werden.

Meister passt Pferden neue Eisen an

Gegenwärtig ist er an seinem Platz hinter der Werkstatt versteckt und regelrecht eingemauert. Ältere Einwohner erinnern sich noch, wie der "alte Schmied" mit dem sich drehenden, früher durch einen Motor in der Werkstätte über ein Transmissionsband angetriebenen Riesen, der einem senkrecht stehenden Mahlstein ähnelt, Schleifarbeiten verrichtete.

Wer Oberkollwangens letzten, bis in die 1990er-Jahre tätigen Schmiedemeister Friedrich Bihler noch kannte, der weiß um dessen vielfältiges Lager und Arbeitsfeld. Er baute und reparierte genauso landwirtschaftliche Anhänger oder verlegte Wasserleitungen, wie er Sensen verkaufte und schärfte oder Hufe beschlug. Gelegentlich war neben der Straße zu beobachten, wie der Meister neben dem Zugang zum Haus einem Pferd neue Eisen anpasste.

Eher zu feiner handwerklicher Tätigkeit neigt Romina Matschewsky. Sie bietet jetzt im Hof nach der Corona-Pause wieder je am ersten und dritten Samstag im Monat von April bis Oktober, 11 bis 17 Uhr, bei entsprechendem Wetter einen "Dorfschwatz" an. Dabei stehen auch von ihr gefertigter Perlenschmuck, Armbänder, Schmuckanhänger, kleine Geldbeutel, Handy-Taschen, Kosmetikbeutel und Shopper zum Verkauf.