„Brigachtal hebt ab“: So lautet das Motto des 37. Brigachtaler Dorffestes, das von Samstag, 22. Juli, bis Montag 24. Juli, gefeiert wird. Das Programm macht diesem Motto alle Ehre: Fallschirmspringer und ein Extrem-Kunstflieger sind zu Gast.
Neben vielen Angeboten der Vereine auf dem Boden geht’s auch hoch hinaus: Ein historisches Riesenrad – eine bei einem Dorffest noch nie dagewesene Attraktion – wird in luftiger Höhe Panoramablicke bieten. Auch ein historisches Kettenkarussell wird für gute Aussicht sorgen, wenn auch nicht ganz so hoch.
Am Sonntag gibt es zwei echte Höhenflüge: Das Fürstenberg-Fallschirmteam wird um 16 Uhr in luftiger Höhe abgesetzt werden. „Wir werden einen Formationsflug zeigen“, verspricht Peter Lendle, der Gründer des Fürstenberg-Teams. Eine Stunde zuvor, um 15 Uhr, kommt Extrem-Kunstflieger Thomas Bader mit seiner Extra 330 SC, einem Kunstflug-Tiefdecker, und führt Extrem-Kunstflug der Spitzenklasse vor. Auch dies gab es noch nie bei einem Dorffest.
Einzigartige Flugeigenschaften
Der LyComing-Sechszylinder-Motor mit 320 PS, einer Spitzengeschwindigkeit von 407 km/h und einer Manövriergeschwindigkeit von 293 km/h hat einzigartige Flugeigenschaften. Aber dazu gehört auch ein Pilot, der diesen Kunstflug-Tiefdecker beherrscht und jahrelange Erfahrung im Extrem-Kunstflug besitzt.
Auf die Frage, wie häufig er die Flüge trainiert, vor allem vor einer Airshow, antwortet Bader: „Im Frühling startet meine Saisonvorbereitung bereits im April. Ein intensives einwöchiges Training mit Trainer erfolgt dann jeweils im Mai und Juni, sodass ich für Meisterschaften und Airshows fit bin. Vor jeder Show fliege ich die Woche davor noch einmal zwei Flüge zur optimalen Vorbereitung und Feinabstimmung.“ Die einwöchigen Trainings finden auf alten, wenig frequentierten ex-russischen Militärplätzen in den neuen Bundesländern statt. Regional trainiert Bader in ausgewiesenen Lufträumen an verschiedenen Stellen. Bader fliegt pro Jahr bei 20 Flugtagen und Events, auch bei Dorffesten und Vereinsveranstaltungen.
Schon mit einem kleinen Schnupfen darf man nicht fliegen
Ob der Extrem-Kunstflug jemals zur Routine wird? Bader erklärt: „Es wird immer nach einem zuvor erstellten Programm geflogen, das quasi einer Routine folgt. Höhe, Geschwindigkeit und Ruderinputs müssen exakt eingehalten werden und auch die Betriebsgrenzen des Flugzeuges von maximal plus/minus zehn g-Wert ebenfalls.“ Ein Pilot, der zum Beispiel eine Steilkurve mit einer Beschleunigung von drei g fliegt, „wiegt“ das Dreifache seines Gewichts in Ruhe (positive g-Belastung). Negative g-Belastung ist, wenn der Pilot zum Beispiel einen Looping rückwärts fliegt. Bei einem Kunstflug muss man vollkommen gesund sein, schon mit einem kleinen Schnupfen darf man nicht fliegen.
Während des Flugs gelte natürlich volle Konzentration. Das Programm müsse bei geringerer Wolkenbasis/-höhe, starken Windverhältnissen oder aufgrund örtlicher Gegebenheiten spontan geändert werden. Bei Regen, schlechter Sicht oder ganz tiefer Wolkenbasis wäre kein Kunstflug möglich.
Ruder wirken versetzt
Welche Figuren fordern die Konzentration und den Körper am stärksten? „Schwer zu fliegen ist ein Rollenkreis, das heißt, während ein normales Flugzeug einen 360-Grad-Kreis/Kurve fliegt, fliege ich im Kunstflieger noch vier Rollen: Das Flugzeug rollt um die Längsachse, während ich eine Kurve fliege. Die Schwierigkeit dabei ist, dass die Ruder versetzt wirken. Im Messerflug ist das Seitenruder das Höhenruder und das Höhenruder das Seitenruder, und im Rückenflug muss, um die Höhe zu halten, am Steuerknüppel gedrückt statt gezogen werden.“ Negative Figuren seien für den Körper eine große Belastung, aber auch diese Figuren werden in Brigachtal geflogen.
Mit 400km/h nach unten
Volle Konzentration erfordert auch die Flugfigur „Das Männchen“ oder Tailslide genannt. „Beim Rückwärtsfliegen muss ich den Steuerknüppel mit beiden Händen festhalten, dass die Ruder nicht schlagartig umschlagen“, erläutert Bader.
Flieger fliegen in der Einheit Fuß, ein Meter entspreche circa drei Fuß (feet), erklärt Bader. Bei Airshows sind es 100 Meter/300 feet bis circa 1200 Meter/3600 feet über dem Grund. Bei seiner Anfangsfigur stürzt Bader aus 1200 Metern mit circa 400 km/h nach unten, zieht senkrecht hoch und macht mindestens acht Rollen senkrecht in den Himmel.