Die Veranstalter der Jazz Open freuen sich auch auf die Zaungäste. Die Wiese des Schlossplatzes steht für ein Hörerlebnis bereit – Tribünen verbauen den Blick auf die Künstler.
Stuttgart - Schrille Töne, die in den Ohren wehtun, hallen über den Schlossplatz – sie erinnern an Sägen und Sirenen, nicht an die grandiose Stimme der französischen Sängerin Zaz, die diesen Donnerstagabend die 20. Jazz Open im Ehrenhof vor etwa 4900 zahlenden Gästen eröffnet, auf der schönsten Freiluftbühne der Stadt. Am Tag vor dem Festivalstart gehört der Platz arbeitseifrigen Männern. Gleich an zwei Stellen haben sie zu tun. Die einen bauen über dem Brunnen vor dem Neuen Schloss eine Rundbühne auf, die bei den Jazz Open noch nie so groß war wie heute – schließlich müssen 100 Musiker des Radio-Sinfonieorchesters (RSO) darauf Platz finden, die am Sonntag mit dem Ausnahme-Pianisten Lang Lang eine Symbiose von Klassik und Jazz aufführen. Die anderen Helfer machen in luftiger Höhe an der Jubiläumssäule ohrenbetäubenden Lärm.
Wird da ganz oben die Lichtregie für die Jazz Open installiert? Nein, mit dem Musikfest haben die Arbeiten an der 30 Meter hohen Jubiläumssäule, die oft fälschlicherweise als Siegessäule bezeichnet wird, nichts zu tun. Zufällig kommt das eine zum anderen. Die Säule mit der Concordia, die 1846 zum 60. Geburtstag von König Wilhelm und dessen 25-Jahr-Thronjubiläum errichtet worden war, ist nun mal in die Jahre gekommen und muss von Grund auf gereinigt werden.
Neun Meter hohe Bühnen
Zwischen der abgesperrten Jubiläumssäule und dem abgesperrten Festivalbereich bleibt die Wiese des Schlossplatzes frei begehbar – auf dem Rasen können es sich alle zu einem Hörerlebnis bequem machen, die keine Karten gekauft haben. „Auch diese Musikliebhaber sind herzlich willkommen“, sagt Anina Sieglin, Projektleiterin der Jazz Open. Die City feiert ein Fest auf beiden Seiten des Zaunes. Wer kein Ticket besitzt, wird freilich von der Bühne nichts sehen. Denn die Tribünen für die Sitzplätze der zahlenden Besucher sind etwa neun Meter hoch.
Sowohl Bühne als auch Tribünen sind überdacht. Aber wer hat Angst vor Regen? Freudig haben die Macher der Jazz Open den Wetterbericht vernommen. Demnach soll es in den nächsten Tagen sonnig werden, am Samstag gar bis zu 27 Grad warm. Seit 20 Jahren gibt es die Jazz Open, vor drei Jahren sind die Veranstalter dort angekommen, wo sie immer hinwollten – vor das Neue Schloss. Im Jubiläumsjahr sind die Organisatoren des umfangreichen Programms (40 Konzerte an acht Tagen auf sechs Bühnen) mit dem Vorverkauf sehr zufrieden.
Den größten Ansturm hat die französische Sängerin Zaz ausgelöst. Es gibt nur noch wenige Karten an der Abendkasse. An diesem Donnerstag wird das Energiebündel gegen 20.30 Uhr auf die Bühne kommen. Das Konzert beginnt bereits um 18.15 Uhr mit der ebenfalls aus Frankreich stammenden Sängerin Nina Attal. Außerdem im Vorprogramm: die junge Berlinerin Nessi (mehr Informationen zum Programm der Jazz Open heute im Kulturteil unserer Zeitung).
Zaz gefällt in Deutschland „die Nähe zur Natur“
In Deutschland tritt die Französin Zaz besonders gern auf, weil die Menschen dem Klischee nicht entsprechen würden, das man von ihnen in ihrer Heimat habe, sagte die 33-Jährige im Interview mit der Berliner „Tageszeitung“: „Die Leute, die in Deutschland zu Konzerten kommen, lassen sich in einem positiven Sinne gehen, während die Franzosen auf meinen Konzerten viel introvertierter sind.“ In Deutschland gefällt ihr außerdem „die Nähe zur Natur“, die sie in Frankreich in dieser Ausprägung vermisst.
Wer einen Eindruck von der ganz besonderen Atmosphäre der Jazz Open gewinnen, aber dabei zu Hause bleiben will: Arte überträgt an diesem Sonntag um 17.40 Uhr den Auftritt von Lang Lang und dem Radiosinfonieorchester live. Der Pianist spielt unter anderem Stücke von George Gershwin und Frédéric Chopin. Dee Dee Bridgewater eröffnet den Abend mit ihrer Ramsey Lewis Band und wird später Lang Lang und dem RSO Stuttgart auf der Bühne stehen. Karten unter www.jazzopen.com.
