Dieses Ladenfläche in der Karlstraße gegenüber dem Hanselbrunnen steht bereits seit längerer Zeit leer. Einige Läden in der Innenstadt sind nicht nur aufgrund der Pandemie verwaist. Foto: Hartung

Alles, was in diesem Schaufenster zu sehen ist, ist die Spiegelung parkender Autos, von Fußgängern und von sich selbst. Rund 60 Quadratmeter bietet diese Gewerbefläche an der Max-Egon-Straße, einst war hier ein Laden des Telekommunikationsanbieters O2. Doch von diesem ist seit dem Auszug nur der hellbraune Parkettboden übrig geblieben.

Donaueschingen - Mitarbeiter benachbarter Geschäfte wissen nicht, was mit der Gewerbefläche passieren soll. Der Eigentümer der Immobilie möchte sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht zum Leerstand äußern. Leere Ladenflächen finden sich derzeit nicht nur an der oberen Max-Egon-Straße, sondern auch an der Käferstraße und an mehreren Ecken der Karlstraße. Einige dieser Läden sind im Laufe der Pandemie leer geworden, andere sind bereits seit langer Zeit ungenutzt.

Schreckensszenario aussterbender Innenstädte?

Im zweiten Lockdown warnten Einzelhandelsverbände vor dem Aussterben der Innenstädte. Viele Händler kämpften ums Überleben, mussten monatelang ihre Türen geschlossen und sich mit Finanzhilfen über Wasser halten. Ein Jahr später sind die Infektionszahlen noch höher, und es zeigen sich – zumindest in der Donaueschinger Innenstadt – einige Leerstände. Ist das Schreckensszenario der aussterbenden Innenstädte in Donaueschingen eingetreten?

Gerhard Werb: "Es könnte deutlich schlimmer sein"

Nein, sagt Gerhard Werb, Vorstandsmitglied des Donaueschinger Gewerbevereins und Inhaber des Haushalts- und Spielwarengeschäfts Thedy. Ihm bereite die aktuelle Lage keine Sorgen, sagt er. "Wir sind hier in Donaueschingen gut dabei", sagt er. "Wenn man sich da andere Städte anguckt, könnte es deutlich schlimmer sein."

Außerdem, so hebt er hervor, habe es in der Quellstadt in den vergangenen Jahre immer wieder leere Läden gegeben. "Diese sind dann nach einiger Zeit Leerstand wieder von neuen Händlern bezogen worden. Das dauert manchmal auch seine Zeit." Einzelhändler Werb hat dabei Vertrauen in die Arbeit der Donaueschinger Wirtschaftsförderung und des City Managements, sagt er.

Ähnliches Niveau wie in den Vorjahren

Auch aktuelle Zahlen der Stadtverwaltung widersprechen dem Eindruck, dass vermehrt Leerstände seit der Pandemie aufgetreten seien. Rathaussprecherin Beatrix Grüninger sagt auf Anfrage: "Aktuell sind im Rathaus und beim City Management sieben Leerstände in der Donaueschinger Innenstadt bekannt." Insgesamt habe diese Zahl im Jahr 2021 zwischen sieben und zehn Objekten geschwankt. In den beiden Vorjahren habe dieser Wert stets auf gleichem Niveau gelegen, so Grüninger.

Wie Grüninger erklärt, hätten die vorübergehenden Ladenschließungen im ersten und zweiten Lockdown finanzielle Rücklagen der Händler beansprucht. "Bei weiteren unvorhersehbaren Beschränkungen erhöht sich daher die Gefahr der Insolvenzen." Hinzu komme, dass der Online-Handel in der Pandemie massiv gestiegen und auch kein Rückgang zu erwarten sei. "Auch dies könnte sich mittelfristig auf die Leerstandsituation auswirken", vermutet Grüninger.

Auch vor Corona eine Herausforderung

Doch das Thema Leerstände sei nicht einzig und allein das Produkt der Pandemie, sagt die Rathaussprecherin: "Auch vor Corona war es immer eine Herausforderung, sehr zeitnah für leer stehende Objekte Händler oder Dienstleister zu gewinnen." Stadtverwaltung und City Management suchten derzeit aktiv nach Lösungen für die ungenutzten Flächen in der Innenstadt.

"Bei einzelnen Leerständen sind sogar neue Pläne in Aussicht", sagt Grüninger, und fügt hinzu: "Da die Stadt Donaueschingen nicht Eigentümerin der entsprechenden Leerstände ist, bitten wir um Verständnis, dass wir diesbezüglich keine weiteren Auskünfte hierzu geben können."

Um das Thema Leerstände generell in den Griff zu bekommen, obliege aber auch viel den Immobilieneigentümern selbst, sagt die Rathaussprecherin. "So sind beispielsweise Sanierungsbereitschaft und Miethöhe wesentliche Faktoren für Neuvermietungen." Bei Filialisten komme noch das Problem hinzu, dass diese meist klare Expansionsrichtlinien hätten. "Dies betrifft die Verkaufsfläche, Nebenräume, Schaufensterfronten, Barrierefreiheit", so Grüninger. Oftmals seien diese Grundlagen in der Donaueschinger Innenstadt aber nicht gegeben.

Handel und Gewerbe

In Donaueschingen und Umgebung gibt es eine breite Mischung an Branchen: von Antriebselektronik über Apparate- und Werkzeugbau, Magnettechnik, Halbleitertechnik bis Schuhfabrikation und Textil, wie es auf der Internetseite der Stadt heißt. 22 größere mittelständische Betriebe beschäftigten etwa 2800 Mitarbeiter, hinzu kommt die Fürstenberg-Brauerei als größte Arbeitgeberin. Eine wichtige Säule ist der Einzelhandel. Um diesen nachhaltig zu entwickeln, gibt es seit 1998 ein entsprechendes Konzept, das im Jahr 2014 überarbeitet worden ist.