Die Stadt plant, den Zusammenfluss von Brigach und Breg zu verlegen, um eine touristische Attraktion zu schaffen. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausläufe von Brigach und Breg rücken durch Verlegung ins Blickfeld / Auwald im Zuge des Straßenausbaus geplant

Donaueschingen (gvo). Brigach und Breg bringen die Donau zuweg – diesen Spruch lernt jedes Kind. Und in den Jahren der Donauquell-Sanierung rückte der Donauzusammenfluss an der Bundesstraße 27 zwangläufig auch in den Fokus der städtischen Tourismuswerbung.

Aber was man letztlich vorfindet, ist mehr als ernüchternd: die Wasservermengung zweier kanalisierter Flüsse, die ihr Wasser dann als Donau unter dem Rauschen der schweren Lastzüge auf der B27 unter der Straße durchspülen.

Das soll jetzt ganz anders werden. Im Zuge des bevorstehenden vierspurigen Ausbaus der B27 muss für den Flächenverbrauch Retentionsraum geschaffen werden. Dieser soll auf Vorschlag des Landratsamts teilweise im Bereich des Zusammenflusses geschaffen werden. Da die Bundesstraße mit der neuen Fahrbahn noch näher an den Zusammenfluss rücken wird, ist geplant, diesen rund 100 Meter in Richtung Stadt zu verlegen, die Ausläufe von Brigach und Breg zu renaturieren und einen Auwald zu schaffen, der bis zum Dressurviereck des Reitturniers reicht. Auf der anderen Seite will man das Gelände so modellieren und bepflanzen, dass man vom künftigen, über einen Fußweg erreichbaren Aussichtspunkt auf die Flüsse die Bundesstraße nicht mehr sehen kann. Den dann abgeschnittenen Kanalarm der Breg will man teilweise verfüllen. Verbleibende Tümpel sollen als Flutmulde dienen.

Die Kosten für dieses Projekt veranschlagt Stadtbaumeister Heinz Bunse auf mehrere Millionen Euro. Die sind deshalb so hoch, weil man für dieses Projekt gleich zwei Vereinsheime verlegen und neu bauen müsste: das Hundesheim und das ohnehin marode Kreistierheim. Letzteres würde allein rund drei Millionen verschlingen. Ein möglicher neuer Standort liegt auf der anderen Breg-Seite, direkt an der ausgebauten B27 und der Unterführung zur Kläranlage. Auf diesem derzeit noch städtischen Gelände könnten die Heime durch Geländemodellierungen so hoch gebaut werden, dass künftig keine Hochwassergefahr mehr bestünde, meint Heinz Bunse. Letztere sei durch den Wolterdinger Damm und den geplanten Auwald, der teils unter dem Wasserspiegel der beiden Flüsse wachsen soll, deutlich geringer als beim schweren Hochwasser 1990.

"Neue Wasserdurchlässe, die im Zuge des Straßenausbaus unter der B27 geplant sind, werden die Situation hier noch weiter entschärfen." Auch Straßenlärm dürfte nicht gegen den neuen Standort sprechen. "Durch den geplanten Lärmschutzwall wird der Schall erst einmal nach oben und somit über diesen Bereich gelenkt. Der Lärmpegel dürfte also am neuen Standort nicht höher sein als beim jetzigen", meint Bunse, der im Oktober die Pläne zusammen mit einem Vertreter des Landratsamts im Hundeheim vorstellt. Nähere Details gibt es schon am Dienstag, 29. September, ab 18 Uhr in der Sitzung des Technischen Ausschusses im Rathaussaal.

Stadtbaumeister Bunse bewertet das Vorhaben als "tolles Projekt", das die Stadt noch nicht einmal allzu viel Geld kosten dürfte. "Die Renaturierung wird über das Straßenbauprojekt finanziert. Beim Neubau der Vereinsheime und den Geländeerwerb werden die Vereine für Zuschüsse sicher auf die Stadt zukommen." Er glaubt allerdings nicht, dass der Widerstand gegenüber einer Verlegung groß sein wird. "Das ist eine Jahrhundertchance." Diesen Fall habe man bekanntlich in Wolterdingen schon einmal gehabt, als Tennis- und Fußballclub weichen mussten. "Das Ganze kostet natürlich Geld und macht viel Arbeit", meint Bunse, "aber wohl keiner trauert dem alten Zustand nach".

Viele Mäander hatten Brigach und Breg im Urzustand bis zum ursprünglichen Zusammenfluss auf Höhe des heutigen Betonwerks Wintermantel. Rund 200 Jahre liegen erste Pläne zur Entwässerung des Donaurieds und der Urbarmachung zurück. Maßnahmen verhinderte die Mühle in Pfohren, die die Donau staute und somit für nasse Wiesen und über den hohen Wasserspiegel für viele feuchte Häuser in Donaueschingen sorgte. Ein Feuer wurde zum Glückfall: 1880 brannte die Mühle ab. Das Wehr wurde entfernt und 1883 die Donau-Entwässerungsgesellschaft von den Gemeinden Donaueschingen, Allmendshofen und Pfohren gegründet. Aufgelöst wurde sie 1906. Die Ergebnisse waren aber nicht optimal, so dass selbst noch im Dritten Reich Arbeitstrupps entwässerten.