Johanna Kleiser, Annika Lange und Georg Tritschler freuen sich über das neue Gewächshaus, das im Ago-Camp während der Corona-Zwangspause entstanden ist. Foto: Rademacher Foto: Schwarzwälder Bote

Workshops: Pädagogischer Verein Ago geht in sein zehntes Jahr / Nachfrage steigt / Zwangspause für Renovierungen genutzt

Entspannt sitzt Georg Tritschler an einem Tisch im Freien und genießt seinen Kaffee. Sein Verein Ago, der Workshops für Kinder und Jugendliche in der Natur anbietet, ist im zehnten Jahr seines Bestehens zum Selbstläufer geworden. Tritschler hat vor kurzem sein Hobby endgültig zum Beruf gemacht.

 

Donaueschingen-Hubertshofen. Nun stellt er die Weichen für die Zukunft. Georg Tritschler erinnert sich an die Anfänge. Das Arbeiten mit Kindern habe ihm immer viel Spaß gemacht, sei es in der Jugendfeuerwehr, der DLRG oder im Blasmusikverein. Dabei habe er immer wieder feststellen müssen, dass diese Kinder viele kleine handwerkliche Dinge nicht mehr können. Deshalb habe er sich dem Thema Medien angenommen und zusammen mit Pädagogen der Uni Karlsruhe einen Präventionskurs namens "Yago" geschrieben, der an Schulen angeboten wurde. Er wurde von Eltern angesprochen, die etwas suchen, wo die Kinder wieder Kind sein können. Hierzu brauchte er einen gemeinnützigen Träger.

Der Verein Ago wurde dann offiziell mit sieben Mitstreitern am 11. Februar 2011 gegründet, nachdem bereits im Jahr 2010 die ersten Workshops erfolgreich durchgeführt worden waren. Zweck des Vereins ist die Förderung der Bildung und Erziehung, insbesondere im Bereich Mediennutzung zur Prävention und Behandlung von Medienmissbrauch und Mediensucht bei jungen Menschen. Im Klartext: weg von Computer oder Handy, zurück zur Natur. Hierzu wurde in Hubertshofen ein Camp eingerichtet, das auf der Rückseite an Wiesen und den nahen Wald grenzt. Ideale Bedingungen, um die Kinder an die Themen Natur, Umwelt Handwerk, Kreativität, Ökologie heranzuführen.

Es werden verschiedene Workshops angeboten, jedes Jahr gibt es in den Sommerferien die Sommerschule zur Vorbereitung auf das nächste Schuljahr. Im Jahr 2012 wurde der Verein als Träger der außerschulischen Bildungsarbeit anerkannt.

Viele, die schon einmal im Camp waren, kommen wieder

Werbung ist nicht notwendig. Viele, die schon einmal im Camp waren, kommen wieder. Manche auch, wenn sie älter sind, um bei der Betreuung ehrenamtlich mitzuhelfen – und einfach mit dabei zu sein. So wie Johanna Kleiser aus Behla und Annika Lange aus Donaueschingen.

Im Jahr 2010 wurden 48 Kinder betreut, 2019 waren es bereits über 1700, und 2020 hätte man die 2000 "geknackt", so Tritschler, wäre nicht Corona gekommen. Im Januar war alles normal angelaufen mit Kindergeburtstagen und Workshops, es gab viele Buchungen, auch Schulklassen, die dann alle abgesagt wurden.

Aber in den zweieinhalb Monaten Sendepause habe man laut Tritschler weiter am Camp gearbeitet. Alles wurde renoviert, ein neues Gewächshaus gebaut, der Pizzaofen erhielt ein Dach, gepflastert, die Schlafstätten umgebaut und vieles mehr. Eben alles, was man aufgrund der starken Belegung vor sich hergeschoben habe. Das Haus, das ein Sponsor dem Ago zur Verfügung stellt, ist entkernt und wartet auf seine Renovierung.

Ständig wurde Tritschler mit Anfragen ungeduldiger Eltern konfrontiert, doch gemäß der Verordnungen habe man erst Anfang Juli in kleineren Gruppen wieder gestartet. Seither gab es auch außergewöhnlich viele Kindergeburtstage, zum Teil nachgeholte. Zu große Gruppen wurden geteilt, ein Hygienekonzept erstellt. Schulklassen werden bis Ende des Jahres komplett wegfallen.

Viele Jahre hatte Georg Tritschler seinen Urlaub geopfert, seit vergangenem Jahr kümmert er sich hauptamtlich um den Ago. Jetzt absolviert er nebenher eine Ausbildung zum Waldpädagogen, die zwei Jahre dauert. Begleitet wird er dabei von seinem älteren Sohn Max, immer an Wochenenden. In dieser Zeit kümmert sich sein Team um das Camp. Manche sind Praktikanten, die Praxiszeiten für spätere Berufe absolvieren.

In den nächsten zehn Jahren möchte sich Tritschler noch um das Camp kümmern, gleichzeitig aber einen Nachfolger suchen. Wie soll das Ago-Camp in zehn Jahren aussehen? Georg Tritschler möchte das Camp auf keinen Fall modernisieren, es soll den Natur-Touch behalten, damit jedes Kind weiß, wenn es kommt: "Ich kann hier Kind sein, ich kann Dinge ausprobieren, auch mal Fehler machen." Nur so könnten sie lernen.

Gerne würde Tritschler noch ein Stück Wald in der Nähe pachten. Er ist jetzt schon viel im Wald unterwegs, doch er muss jedes Mal auf- und abbauen.

Georg Tritschler will mehr in getrennten Altersgruppen arbeiten

In Zukunft möchte er mehr in getrennten Altersgruppen arbeiten, beispielsweise bis sieben Jahre, acht bis zehn oder elf bis 14 Jahre, um besser auf die Interessen eingehen zu können.

Ferner möchte er sich nach und nach jüngere Leute ziehen, die auch mal eine Woche das Camp alleine übernehmen. Seine Söhne Max und Finn schließt er dabei ausdrücklich nicht aus.

Die Ausbildung zum Waldpädagogen besteht aus einem dreiteiligen Grundmodul und einem Aufbaumodul mit Abschluss "Fachkraft für Wald- und Naturpädagogik". Dabei steht die Praxis im Vordergrund. Der Grundkurs beinhaltet Spiele und Wahrnehmungserfahrungen, um Wald und Natur bewusst zu erleben, Bauen mit Naturmaterialien, Aufbau von Tipi und Schutzhütten, aber auch didaktische Planung von Waldtagen oder die Konzeption von Waldkindergärten und vieles mehr. Im Aufbaumodul werden die Themen dann noch einmal wesentlich vertieft: Tiere und Spuren, Orientierung in der Natur, aber auch Klettern, Abseilen oder Floßfahren.