So manch einer nutzt die Werderstraße in Donaueschingen viel lieber als den Weg über die Bahnhofsstraße und die Herrmann-Fischer-Allee. Doch Zahlen aus der Verkehrszählung gibt es bislang keine. Archivfoto: Wursthorn Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: An Streckenführung entzündet sich weiterhin Debatte / Kommunalpoliker fordern konkrete Zahlen

Es ist fünf Monate her, als der damalige Stadtbaumeister Heinz Bunse den Anwohnern der Donaueschinger Werderstraße bei der Informationsveranstaltung zum heiß diskutierten Verkehrskonzept etwas versprach.

Donaueschingen (jak). Es werde in ihrer Straße der Verkehr gezählt und sollte das Ergebnis zeigen, dass mit der Einrichtung der Einbahnstraße an der Stadtkirche viele Autofahrer die Werderstraße als Abkürzung nehmen, dann würde es Maßnahmen geben, um die Durchfahrt zu erschweren. Die Verkehrszählung scheint stattgefunden zu haben, die Zahlen scheint es zu geben, doch scheinbar sind sie ein Geheimnis. Der vorsichtige Versuch von SPD-Stadtrat Peter Rögele, ob denn in der nächsten Gemeinderatssitzung "die Möglichkeit bestünde, die Zahlen zu bekommen" und die Öffentlichkeit darüber zu informieren, ist nicht einfach mit einem Ja zu beantworten.

"Grundsätzlich bedarf es einer gewissen Zeit, bis sich die Verkehrsströme eingestellt haben und sich jeder daran gewöhnt hat", erklärt Oberbürgermeister Erik Pauly. Vom zuständigen Planungsbüro habe man die Empfehlung bekommen, sich erst nach "etwa einem Jahr" die Zahlen anzuschauen. Auch könnte man das noch gar nicht bewerten, weil die Navigationsgeräte erst seit ein bis zwei Wochen – nach einem langen Kampf von Ordnungsamtsleiter Andreas Dereck – mit der neuen Software ausgestattet worden wären, die die Einbahnstraße an der Stadtkirche auch enthält. Erst seit diesem Zeitpunkt würden auswärtige Autofahrer auch auf dem richtigen Weg durch die Stadt geleitet. Was allerdings möglich wäre, sei "eine Tendenz darzustellen".

Und auch Bürgermeister Bernhard Kaiser warnte eindrücklich davor, die Zahlen überzubewerten. "Die Verkehrzählung fand an einem Straßenast statt – dem Sensibelsten", so Kaiser. Eine komplette Verkehrszählung, so wie sie im Herbst 2017 im Rahmen der Entwicklung des Verkehrskonzeptes stattgefunden hat, habe es nicht gegeben. "Der Gemeinderat hat das mit Mehrheit aus der Hüfte heraus entschieden." Es würde Jahre dauern, bis sich mancher Verkehrsteilnehmer mit solchen Neuerungen abgefunden habe. So manch einer würde am Rathausplatz aus reinem Protest immer noch falsch fahren. Aber: An der Werderstraße werde gearbeitet. "Wir werden da auch sehr unkonventionelle Mittel anwenden", verkündet Kaiser. So würden beispielsweise Autofahrer befragt, warum sie eigentlich gerade auf dieser Straße unterwegs seien: "Wir sehen ja an den Kennzeichen, dass es sich meist nicht um ortsunkundige Autofahrer handelt, sondern um Bürger, die einfach den kürzesten Weg wählen."

Denn der Autofahrer soll nicht den kürzesten Weg nehmen, sondern über die Bahnhofstraße und die extra beschleunigte Herrmann-Fischer-Allee auf den Hindenburgring fahren. Und genau diese Strecke veranlasst GUB-Stadtrat Franz Wild einmal nachzuhaken. Schließlich hatte er vor längerem darum gebeten, dass die Ampelschaltung der Bahnhofstraße überprüft wird. Denn die beiden Ausfahrten des Posthofs sollten zugunsten einer grünen Welle auf der Bahnhofstraße warten. Es sei ihm zugesagt worden, allerdings habe er seither nichts mehr davon gehört.

"Wenn wir das zugesagt haben, dann haben wir das auch gemacht", erklärt Bernhard Kaiser. Allerdings wären beide Ausfahrten mit Kontaktschleifen versehen, sodass die Fahrzeuge, die aus dem Posthofareal auf die Bahnhofsstraße wollen, die grüne Welle dort immer unterbrechen würden. Es könnte sich also nur um Sekunden handeln, aber das Ganze werde noch einmal überprüft.

GUB-Stadträtin Claudia Weishaar regte an, doch einmal die Ausschilderung zu überprüfen. Wenn frühzeitig auf die Sperrung an der Stadtkirche hingewiesen werde, könnte man verhindern, dass Ortskundige erst in am Kreisverkehr beim Abbiegen in die Josefstraße feststellen, dass der Weg nicht mehr direkt aus der Stadt führt. Erst vor ein paar Tagen habe sie wieder einen Lastwagen mit Hänger gesehen, der sich durch die Karlstraße quälen musste.

"Wir haben bereits eine Erhebung aller Ausschilderungen in der Innenstadt gemacht", erklärt Pauly. Aber selbst mit weiteren Hinweisschildern könnte nicht ausgeschlossen werden, dass jemand falsch fahre und dann in der Karlstraße lande. Und FDP/FW-Fraktionssprecher Bertolt Wagner? Der stimmte Bernhard Kaiser zu. "Wir haben uns für diese Veränderung entschieden. Nun ist es auch die Verantwortung dieses Rates, über die Auswirkungen zu diskutieren." Die Betonung lag deutlich auch auf dem "Dieses", denn nach der Kommunalwahl im Mai 2019 wird die Zusammensetzung des Gemeinderats anders sein und einige, die das Verkehrskonzept mitgetragen haben, werden vielleicht gar nicht mehr dabei sein. Dafür aber neue Stadträte, die sich erst in die Hinter- und Beweggründe einarbeiten müssen.

Herrmann-Fischer-Allee: Als erstes wurde die Beschleunigung in der Herrmann-Fischer-Allee umgesetzt. Das Parken am Straßenrand wurde verboten und die Straße wurde mit einem extra Streifen für die Radfahrer versehen.

Einbahnstraße/Tempo 20: Diese beiden Punkte sorgten für hitzige Diskussionen – die Einbahnstraßenregelung an der Stadtkirche und die Erweiterung der Tempo-20-Zone in der südlichen Innen stadt. Trotz allen Protestes wurde beides im April umgesetzt.

Parkdeck: Das Parkdeck, das hinter dem blauen Rathaus entstehen soll, ist ein wesentlicher Bestandteil. Aktuell laufen noch die Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer. Erst wenn das Parkdeck realisiert ist, kann die mit der Umgestaltung der südlichen Innenstadt begonnen werden, in der ein Teil der Parkplätze entfallen und mehr Aufenthaltsqualität geschaffen werden soll. Nach dem Bau des Parkdecks soll auch die Einbahnregelung in der Max-Egon-Straße und Zeppelinstraße umgedreht werden, um den Parkplatzsuchverkehr, der im Kreis fährt, zu reduzieren. Außerdem soll die Parkdauer in der Innenstadt auf 60 Minuten geändert werden.

Hindenburgring: Auch der Hindenburgring soll beschleunigt werden. Dazu werden vor allem die Knotenpunkte an der Friedhofsstraße und an der Villinger Straße umgebaut. Die Planungen laufen. Gebaut werden soll 2020 – sofern das Großprojekt bei den Haushaltsberatungen nicht geschoben wird.