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Elektrobläser sind im Kommen. Immer wieder Beschwerden über Lärm.

Donaueschingen - Zu laut, zu geführlich oder ungeheuer praktisch? Am Thema Laubbläser scheiden sich jetzt wieder die Geister.

Wer von Berufs wegen im Herbst das Laub von Gehwegen und aus Grünflächen entfernen muss, hält die elektrisch oder benzinbetriebenen Helfer für unverzichtbar. Wer wiederum als Naturlobbyist in einem Umweltverband agiert, hält den Einsatz von Laubsaugern wie -bläsern für eine verzichtbare Belastung der Mitmenschen, einen massiven Schadensherd für Kleintiere und Insekten und zuletzt genau das falsche Mittel, um den Bewuchs im heimischen Garten unbeschadet durch den Winter zu bringen.

"Was passiert, wenn sich jemand beim Sturz verletzt?" Diese theoretische Frage stellte Reinhard Bühler ins Verhältnis zum Stellenwert eines sauber gereinigten Gehwegs. Der von einzelnen Bürgern beanstandete Lärm ziehe ja nach wenigen Augenblicken weiter. Bühler betreibt einen Hausmeisterservice mit zwei Mitarbeitern. Zum Zuständigkeitsbereich des Teams, das mit drei benzinbetriebenen Laubbläsern für Ordnung sorgt, gehört das Grundstück des Landratsamts in Donaueschingen. Bühler betonte, für die Benzinbläser einen speziellen, biologisch abbaubaren Sprit zu verwenden. Würde der Hausmeisterservice stattdessen auf Rechen und Besen zurückgreifen, "müsste ich fünf Leute beschäftigen und bräuchte ein Mehrfaches an Zeit", meinte Bühler.

Wer sich im Internet zu Hausmeisterservice-Betrieben in Donaueschingen schlau macht, bekommt auf Anhieb mehr als ein halbes Dutzend Kontakte angeboten. Das spricht für Konkurrenz und knallharte Kalkulationen. Man kalkuliere den Aufwand, der bei einem betreuten Objekt anfalle, für ein ganzes Jahr. Vom Winterdienst über Müll, Grünflächen, Innen- oder Gehwegreinigung: Stets muss man Unwägbarkeiten im Auge behalten. Um an einem Objekt überhaupt etwas zu verdienen, müsse man im Akkord arbeiten, sagte Bajram Amurllahi auf Nachfrage. Da seien Laubbläser eben unverzichtbar. "Leider müssen wir da auch laut sein", so der Unternehmer. Die Empfindlichkeit der Anwohner habe in den acht Jahren seiner beruflichen Selbstständigkeit aber nicht zugenommen.

Elektrobläser sind im Kommen

Im Heimwerkermarkt Bauhaus in Donaueschingen haben Privatleute die Wahl. "Die Fragen nach Alternativen zum Benzinlaubbläser haben schon zugenommen", weiß Mitarbeiter Christian Hengstler. Die Bereitschaft, sich einen Elektrobläser, der mit Umschalter und angehängtem Füllsack zum Laubsauger wird, anzuschaffen, sei gestiegen. Lägen die Kosten für einfache Modelle bei beiden Varianten auf einem vergleichbaren Niveau, gilt das für das Premiummodell der Elektrovariante nicht mehr. Akku und Ladegerät kosten zusammen so viel wie das Grundgerät. Ein Akku in der kleinsten Variante verhilft laut Aushang zu gerade acht Minuten Laubgebläse. Ausreichend für eine Hofeinfahrt, unzulänglich für eine größere Fläche. "Da bleiben dann doch viele beim Benzinbläser", sagte Hengstler.

Und wie hält es die Stadt Donaueschingen mit dieser Frage? Bis zu zehn handgeführte Laubbläser im Benzin- wie auch Elektrobetrieb ermöglichen es in Spitzenzeiten, im öffentlichen Straßen- und Grünflächenbereich das Laub im Sinne der Verkehrssicherheit effizient zu beseitigen, sagte Stadtsprecherin Beatrix Grüninger. Der Einsatz von Laubbläsern sei rationell und wirtschaftlich, habe aber bewusst gesetzte Grenzen. Aus ökologischen Gründen verzichtet die Stadt darauf, auf Grünflächen Laubsauger einzusetzen. Diese "vermeintliche Sauberkeit im letzten Winkel" sei für Kleintiere schädlich.

Immer wieder Beschwerden über Lärm

Ab und an gebe es Beschwerden aus der Bevölkerung über den Lärm der Laubbläser. Um diesen zu begegnen, kämen Elektroblasgeräte zum Einsatz. Umgekehrt nähmen Bürgeranfragen zu, in denen eine Laubbeseitigung der Stadt gewünscht werde. Hier werde dieser Service positiv aufgenommen, sagte Grüninger. Je nach Modell erreichen Laubbläser und -sauger einen Lärmpegel, der einer Kreissäge gleichkommt. Benzinmodelle erzeugen Abgase. Dem Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg liegen die Aspekte in den unbebauten Arealen am Herzen. Im Garten sollte das Laub am besten liegen bleiben, heißt es seitens des Nabu.

Laubhaufen, die auf Beete und unter Bäumen verteilt werden, seien Rückzugsort für Regenwürmer, Spinnen, Käfer, Pflanzen, Pilze und andere Mikroorganismen. Nach dem Winter wird das Laub von tausenden Lebewesen abgebaut und in wertvollen Humus umgewandelt. Im Frühjahr werde der Laubhaufen mit Zaunkönig, Spitzmaus, Erdköte und vielen Insekten zum "Tierhotel".

Statt mit Laubbläsern zu arbeiten, sei es sinnvoller das Laub ins Hochbeet oder als Frostschutz unter Hecken zu fegen, das schützt und düngt. Von motorisierten Laubsaugern rät der Nabu ab. Käfer, Spinnen und Amphibien könnten sich gegen den Luftsog kaum wehren, werden eingesaugt und in Geräten mit Häckselfunktion mitunter zerstückelt. Wo der Platz für einen Laub- oder Reisighaufen fehlt, sollte ein Komposthaufen angelegt oder das Laub in die Biotonne entsorgt werden, empfahl Nabu-Pressesprecherin Claudia Wild.