Ein Laufsteg im doppelten Sinne – für die Donauhallen und für das Publikum, das sie besucht. Am Donnerstag entscheidet sich, ob das Bauwerk preisverdächtig ist. Foto: Walter Foto: Schwarzwälder-Bote

Gute Stube im Spagat / Bald ausgezeichnet?

Von Ruth Walter

 

Donaueschingen. Wohl kaum ein Veranstaltungsort muss einen solchen Spagat erfüllen wie der in Donaueschingen Viehauktion und klassische Musik.

Am Donnerstag steht für die Donauhallen eine wichtige Entscheidung an: Der BDA Schwarzwald-Baar (Bund Deutscher Architekten) wird den guten Stuben der Donaustadt eventuell einen seiner Architektenpreise verleihen (wir berichteten). Zeit für einen kurzen Überblick.

Alle vier Wochen eine Viehauktion, im nächsten Moment Musik auf höchstem Niveau. Dieses Nebeneinander bewältigen die Donauhallen in Donaueschingen seit Langem. Was bislang ein Konglomerat verschiedener Hallen und in die Zeit gekommen war, hat das Konstanzer Architekturbüro Schaudt unter der Projektleitung von Helmut Hagmüller zu einem modern-sachlichen Ganzen geformt, das zudem akustisch höchsten Anforderungen genügt.

Das minimalistische Prinzip wurde beibehalten. Zwei der nach Musikern benannten Säle blieben erhalten, der Strawinsky-Saal wurde neu gebaut, das Foyer vor dem Mozartsaal, bislang eingeschossig, verfügt nun über acht Meter Höhe und vermittelt Großzügigkeit.

Die Vorführung der Rinder läuft auf Teerboden ab. Klar. Doch auch die hochkarätigen Musiker der Donaueschinger Tage für neue Musik spielen auf diesem Belag und nutzen mitunter recht kreativ die ungewöhnliche räumliche Umgebung. Helmut Hagmüller erwähnt ein synchron gespieltes Konzert zweier Ensembles, durch eine bewegliche Wand getrennt. Die Zuschauer hörten die beiden musikalischen Vorträge zweimal hintereinander, doch durch einen Seitenwechsel jeweils aus unterschiedlicher akustischer Perspektive. Das habe bislang unerhörte Klangerlebnisse und Hörerfahrungen ergeben.

Die Donaueschinger Musiktage gingen in den Hallen dieses Jahr zum 90. Mal über die Bühnen. Seit vorigem Jahr haben auch die Zuschauer ihren Laufsteg. Vor die aneinander gereihten Säle haben die Architekten einen hohen, überdachten Laufsteg gelegt, der also auch den Zuschauern ihren Auftritt ermöglicht – durch Theaterstrahler ins rechte Licht gerückt. Helmut Hagmüller nennt den Freibereich auch Stadt-Loggia. Die Nutzung der drei Säle, nach Bartók, Strawinsky und Mozart benannt, sowie die neu hinzugekommenen Seminarräume mit den Namen Schönberg, Hindemith und Stockhausen ist so vielfältig wie die Podesterie, die dank der Einzelelemente variabel umgebaut werden kann.

Hinzugekommen ist außerdem ein Künstlerbereich im Norden des Gebäudeensembles. Kunstausstellungen, Hochzeiten mit über 1000 Gästen, Kongresse und Popkonzerte wechseln sich ab mit den bereits erwähnten Konzerten der ernsten Sparte und Viehauktionen. Der BartókSaal wirkt wie eine Industriehalle und eignet sich für große Rockkonzerte. Der neue Strawinsky-Saal genügt nun Ansprüchen, wie sie für Musikaufnahmen verlangt werden. Für die Akustik haben Spezialisten aus München gesorgt. Im Neubau wird die Nachhallzeit variiert, die für Musik bei 1,6 Sekunden liegen sollte, für Sprechvorträge auf 1,2 Sekunden verkürzt wird, wie der Architekt erklärt.

Die Realisierung des neu und umgebauten Objekts ist zudem ein Beispiel gelungener Bürgerbeteiligung durch Bürgermeister Thorsten Frei. Zwölf Jahre Vorlauf hatte das über 15 Millionen Euro schwere Projekt. 2002 hatten die Konstanzer Schaudt Architekten den Wettbewerb gewonnen – und auch jetzt stehen die Donauhallen wieder für einen Architekturpreis zur Debatte.

Oberbürgermeister Thorsten Frei hatte klar gemacht, wie wichtig die Modernisierung für die Stadt ist. 2006 gab es aus Kostengründen ein Bürgerbegehren dagegen. Der Bürgerentscheid für die neuen Donauhallen war positiv ausgegangen.

Baubeginn war bei laufendem Betrieb im Jahr 2008. Zwischen Wohnhäusern gelegen, sind die Hallen mit zeitgemäßem Gesicht und Innenleben als öffentlicher Bau sofort erkennbar. Die neuen Gebäudeteile sind durch die Verwendung von Blech von den bestehenden verputzten und anthrazit gestrichenen gut zu unterscheiden.