Mit kleinen Kollagen nimmt Friedrich Hucke Bezug zu seiner neuen Heimat. Dreidimensionalität spielt in seinen Werken eine große Rolle und ist immer wieder zu finden. Fotos: Jakober Foto: Schwarzwälder Bote

Portrait: Die drei Leben des Künstlers Friedrich Hucke / Die große Liebe und eine neue Heimat gefunden

Vor wenigen Wochen hat das dritte Leben von Friedrich Hucke begonnen. Er hat geheiratet, ist nach Donaueschingen gezogen. Und damit beginnt ein ganz anderes Leben. Als Kriminalpolizist in Frankfurt am Main – erst bei der Abteilung Terrorismus, später bei der Mordkommission – kennt er nicht nur das Großstadtleben, sondern auch die menschlichen Abgründe.

 

Donaueschingen (jak). Da muss ihm das Leben im Schwarzwald geradezu als Idyll erscheinen. Und nachdem er 20 Jahre in Spanien gelebt hatte, wird ihm wohl das raue Klima der Baar ein Kontrastprogramm zu seiner einstigen Heimat bieten.

Doch das Kontinuum zwischen den drei verschiedenen Leben des Friedrich Huckes ist und bleibt die Kunst. Sich selbst würde er zwar nie als Künstler bezeichnen, weil er sich mit dem stereotypen Bild des Künstlers nicht identifizieren könne. Doch seit den frühen 1980er Jahren ist Hucke ein Kunstschaffender.

Terrorismuseinheit und Mordkommission

Gedacht war seine künstlerische Arbeit als Ausgleich zu seiner Polizeiarbeit. In den 20 Jahren, die er bei der Terrorismuseinheit und der Mordkommission war, bekam Hucke mehr zu sehen als andere Polizisten in ihrem ganzen Dienstleben. Viele der Fälle, mit denen sich Hucke beschäftigte, sorgten deutschlandweit für Schlagzeilen. Er war immer dabei in den so grausamen Phasen der Zeitgeschichte.

Traumhaus in Valencia mit Meerblick

Der Weg in die Kunst sei gut für seine Seele gewesen, aber in die Ecke, dass die Kunst eine persönliche Psychotherapie für ihn sei, will er sich nicht drängen lassen. Ein paar Semester studierte er an der europäischen Kunstakademie in Trier. Es folgten die ersten Ausstellungen, 1983 die erste große Einzelausstellung in Frankfurt, und auch bei der Polizei schmückt man sich gerne mit dem künstlerisch tätigen Kollegen.

Doch 1995 ist Schluss. Nicht mit der Kunst, sondern mit der Polizeiarbeit. Der Wunsch nach einem anderen Leben wird stark und die Erkenntnis, dass dafür der Taunus nicht groß genug sei. Warum nicht nach Spanien übersiedeln, das er vom Urlaub her kennt? Das erste Wunsch-Haus schnappte ihm jemand vor der Nase weg. Doch er fand sein Traumhaus dann doch hoch oben über dem Meer mit Panoramablick – für ihn das persönliche Paradies.

Kunst, Galerie, Feriengäste und Paella. So sah sein Leben aus. Es war ein gutes Leben, sagt Hucke. Bis der Zufall ins Spiel kam. Ein kleines Zeitfenster auf Facebook, das ihm sein drittes Leben bescheren sollte. Er schrieb einem Freund aus Brüssel und lud ihn zur Paella ein. Ein Deutscher, der Paella macht? Seine heutige Frau Anna las den Post, schrieb darunter. Auf Huckes scherzhafte Erwiderung, er sei in Valencia der Kreismeister im Paellakochen, entwickelte sich ein dauerhafter Kontakt. Ein Jahr lang waren die beiden wie gute Freunde. Dann kam der erste Besuch in Spanien. Als sie sich persönlich gesehen hatten, war beiden klar, dass sie zusammengehören. Beim dritten Treffen folgte der Heiratsantrag. Die beiden pendelten zwischen Spanien und Donaueschingen hin- und her. Dann erfolgte die Heirat im blauen Rathaus, der Hausverkauf in Spanien und der Umzug nach Donaueschingen. Und viele Pläne.

Denn ruhig will es der 67-Jährige, der noch in einem Rutsch von Valencia nach Donaueschingen mit dem Umzugsanhänger fährt, auch hier nicht angehen lassen. Der Schwarzwald hat ihn schon zu einer neuen Serie inspiriert. Er arbeitet gern mit Klischees, macht aus ihnen Collagen, die er am Computer verfeinert und mit Objekten – beispielsweise kleinen Kuckucksuhren – zur Dreidimensionalität verhilft.

Der Donaueschinger Künstlergilde hat er sich schon vorgestellt. Seine Werke wird er wohl in der Jahresausstellung präsentieren. An Ideen mangelt es ihm nicht: Eine richtige Galerie für Donaueschingen, schwebt ihm vor, Kunst in leeren Schaufenstern. Stillstand und Langeweile haben wohl auch im dritten Leben von Friedrich Hucke keinen Platz.

Die Bilder von Friedrich Hucke sind erstmals in der Region zu sehen. Die Vernissage der Ausstellung "Zeitwandel" findet am heutigen Mittwoch im Geisinger Restaurant "Zum Hecht" statt. Beginn ist um 20 Uhr. Die Veranstaltung soll auch die Verbindung des Künstlers nach Spanien thematisieren. Zu Tapas und spanischem Wein wird der Villinger Musiker Francisco auf der Flamenco-Gitarre spielen. "Mir ist es wichtig, dass nicht die Kunst so sehr im Vordergrund steht, sondern dass es ein Abend des Austausches wird und meine Werke nur ein kleiner Teil der Veranstaltung sind", erklärt Hucke.