Das Hotel Adler verschwindet 1975 von der Bildfläche – allerdings nicht ganz. Die historische Fassade bleibt erhalten. Das dritte Obergeschoss jedoch stürzt ein. Foto: Krickl Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: In den 1970er-Jahren wird das Hotel abgerissen / Auch drittes Obergeschoss verschwindet im Staub

Das Rathaus mit der Nummer Zwei gehört mit zu den schönsten Gebäuden in der Stadt. Zumindest aus dem richtigen Blickwinkel.

Donaueschingen (guy). 1976 entstand an der stehen gebliebenen Fassade ein mit Kupfer verkleideter Anbau. Sind heute Amtsstuben dort untergebracht, etwa Bürgerservice und Ordnungsamt, beherbergte das Haus früher Hotelgäste. Lange Zeit war es das Donaueschinger Hotel Adler.

Im Zentrum der Stadt gelegen, gibt es Erwähnungen des Hotels im Wochenblatt von 1839. Damals leitete Adlerwirt Karl Seltenreich die Geschickte des Betriebs. Seltenreich war auch als Stadtrat aktiv. Er starb am 28. Februar 1910 im Alter von 72 Jahren. Nachfolger wurde schließlich sein Sohn Eugen, der bereits im Jahr 1913 Paulaner-Bier aus München ausschenkte.

Übernahme von Besatzungsmacht

Nachdem der Zweite Weltkrieg Europa mit Schrecken überzogen hatte, ging der Adler 1945 an die französische Besatzungsmacht, die das Gebäude beschlagnahmte und für ihre Zwecke verwendete. 1948 wurde das Hotel wieder zur Nutzung freigegeben. Einen Einschnitt erlebte der Adler 1975. Er wurde von der Volksbank umgebaut – und zwar in erheblichem Maße.

Für die Donaueschinger war es 1976 – die Umbaumaßnahmen waren bereits in vollem Gange – ein Schock. Niemand hätte damals wohl gedacht, dass so wenig vom ehemaligen Adler übrig bleiben wird. Abgerissen wurde so gut wie alles, bis auf die Fassaden, die von der Karlstraße aus jetzt noch zu sehen sind. Dahinter wurde alles dem Erdboden gleichgemacht, eine Wüste aus steinernen Überresten.

Abrissunternehmen macht Fehler

Was abseits der Optik aber noch Sorgenfalten verursachte, waren einige Fehler beim Abriss. Dabei sei nicht alles nach Plan gelaufen: Das beauftragte Freiburger Abrissunternehmen ging nicht ganz sachgemäß vor. Das Ingenieurbüro Greiner war bei dem Projekt beratend mit an Bord und hatte die ingenieurtechnische Bauüberwachung inne. Wie Theo Greiner erklärte, sei dabei das dritte Obergeschoss eingekracht. Das hätte nach Auflagen des Denkmalamtes allerdings erhalten werden müssen. Erhalten seien noch zwei Fassaden und das Türmchen. Allerdings sei die Fassade hin zu Metzgerei Kanstinger ebenfalls gefährdet und weise deutliche Risse auf.

Besonders viel Gefahrenpotenzial bot die Baustelle im Juli 1976, als sie wegen der Bau-Ferien stillstand. Für die Donaueschinger Kinder natürlich eine Versuchung, dort herumzutoben und zu klettern. Die Polizei wies daher die Bevölkerung darauf hin, ihren Kindern den vermeintlichen Spaß zu untersagen.

Die Volksbank zog Jahre später in die untere Käferstraße und die Stadt sicherte sich das ehemalige Hotel Adler. Im Rathaus herrschte Platzmangel. Der hässlich geratene Anbau mit der Kupfer-Verkleidung bereitete schon bald Sorgen: Im Laufe der Zeit war die Fassade wasserdurchlässig geworden.