Haben eine Freude an ihren Hühnern: Geflügelhalter Bernhard Wolf mit seinem Sohn Moritz. Der Pfohrener Landwirt sieht die Entwicklung mit der Zunahme von Vogelseuchen kritisch. Wegen der Vogelgrippe kann er derzeit nicht die gewünschte Zahl und Größe an Eiern liefern. Foto: Vollmer

Hennen-Nachschub durch Transportverbot in Verzug. Bernhard Wolf rechnet mit mehr Seuchen.

Donaueschingen - Für das Geflügel und deren Halter im Land endet ein nicht alltäglicher Winter.

Durch den Ausbruch der Vogelgrippe in der gesamten Bundesrepublik mussten die Geflügelhalter ihre Tiere in den Ställen unterbringen und sorgsam darauf achten, dass diese nicht angesteckt wurden. Wo dies nicht gelang, mussten zigtausende Tiere zur Viruseindämmung vorsorglich getötet werden. Bis Mitte Februar waren es über 600 000. In 60 Geflügelhaltungsbetrieben und 15 Tierparks waren Fälle aufgetreten. 1362 gefundene tote Wildvögel trugen allein in Baden-Württemberg das Grippevirus in sich. Diese Woche hat das Land die Aufstallungspflicht zwar gelockert. Entspannung sehen Landwirte und Experten dennoch dauerhaft keine. Einer, der mit einer Zunahme von Seuchen rechnet, ist der Pfohrener Bernhard Wolf, der in seiner Bodenhaltung über 4000 Hühner hält.

Obwohl Wolfs Hühner unter Dach leben, muss er weiter dafür Sorgen, dass seine Tiere nicht mit freilebenden Vögeln in Kontakt kommen können. Denn entlang von Bodensee und Flüssen gilt die Aufstallungspflicht bis zum 20. April weiterhin, wenn sie einen geringeren Abstand als 500 Meter zum Gewässer haben, was bei Wolfs Hof zur Donau der Fall ist.

Selbst wenn die aktuelle Epidemie Geschichte sein wird, glaubt Bernhard Wolf nicht an ein Ende der Seuchenserie, sondern an eine Zunahme der Erkrankungen und der damit verbundenen Tötung von Tausenden Tieren. "Die Vogelrippe hat es schon immer gegeben. Von älteren Bauern weiß ich, dass es früher auch mal keine Eier im Dorf mehr gab, weil alle Hühner in den Ställen verendeten. Doch mit der ungebremsten Zunahme von Wildvögeln rechne ich mit einer Verschärfung der Situation von Jahr zu Jahr. Waren vor einigen Jahren noch einzelne Regionen betroffen, traten die Fälle in diesem Winter bundesweit auf." Die Zunahme der Wildvögel könne jeder an Donau oder Riedseen selbst verfolgen. Die zwischen Pfohren und Neudingen und am Riedsee zu beobachtende Graugans-Kolonie habe es früher nicht gegeben und von Jahr zu Jahr wachse die Population stark an. "Bei den Schwänen und den Wildenten ist es nicht anders. Auf der Donau gibt es so viele wie noch nie. Die vielen Tiere produzieren riesige Misthaufen, die wiederum ideale Brutstätten für Krankheiten sind. Und die Natur hilft sich eben mit Krankheiten, um Populationen zu regulieren", meint Bernhard Wolf.

Geflügelhalter spricht von "Maßlosigkeit im Naturschutz"

Mit Blick auf die 600.000 gekeulten Tiere in den Ställen meint Wolf, dass sich die Politik Gedanken mache müsse, wie man künftig mit der Situation umgeht. Er ist der Ansicht, dass man dauerhaft nicht um eine Bejagung der Bestände komme, um auch der Vogelgrippe wieder Herr werden zu können. "Diese gewisse Maßlosigkeit im Naturschutz wird uns mit einer Wucht einholen, von der wir heute noch keine Ahnung haben", ist sich Wolf sicher. Dadurch gefährde man letztlich die hiesigen Kleinstrukturen.

Die Sachverständigen von Naturschutz und Veterinäramt im Landratsamt sehen hinsichtlich der Entwicklung der Vogelgrippe und der Entwicklung der Wildvögel keinen Zusammenhang. "Im Landkreis verhält es sich so, dass seit zirka 20 Jahren eine mehr oder weniger konstante Anzahl an Gewässern wie dem Kirnbergsee oder den Riedseen lebt. Hinzu kommt, dass diese Wildgänse keine Zugvögel, sondern Standvögel sind. Bei der Vogelgrippe wird davon ausgegangen, dass eine erhöhte Gefahr für eine Ansteckung durch Zugvögel erfolgt", sagt Landratsamtssprecherin Heike Frank.

Auch wenn die Aufstallungspflicht nun vielfach aufgehoben wurde, werden die Nachwirkungen der Stallpflicht und der damit verbundenen Vorsorgemaßnahmen noch länger zu spüren sein. "Experten rechnen wegen der erhöhten Nachfrage mit höheren Eierpreisen wegen eines Eiermangels", sagt Bernhard Wolf. Auch bei ihm kam die Eierproduktion gehörig ins Stocken. Etwa sechs Wochen später als sonst konnte er die ersten bunten Eier auf den Wochenmärken anbieten.

Das ist einfach erklärt: Seine Legehennen sind im Stall, der zwischen Pfohren und den Immenhöfen angesiedelt ist, in drei Altersstufen eingeteilt. Im Vier-Monats-Intervall kauft er 18 Wochen alte, leistungsfähige Legehennen hinzu, die alten, die nur noch etwa halb so viele Eier legen, werden geschlachtet. Wegen der Vogelgrippe durften Hennen zeitweise nicht mehr oder nur noch unter erschwerten Bedingungen nach zeitraubenden Blutuntersuchungen und erhöhtem Sicherheitsaufwand transportiert werden.

Entsprechend konnte Wolfs Lieferant aus Nordrhein-Westfalen junge Hennen nicht im Januar, sondern erst im März liefern. Diese müssen sich zudem erst an den Stall und die Legeplätze gewöhnen und legen anfangs auch zu kleine Eier, die nicht auf die Wochenmärkte, sondern in die Industrie gehen. "Schon gleich nach Dreikönig fragen die Kunden nach bunten Eiern nach. Wegen des Engpasses kann ich diese aber erst jetzt anbieten", sagt Wolf.

Weil aber andere Höfe andere Zyklen haben, könnten viele deutsche Eierproduzenten zu Ostern nicht die gewohnte Menge liefern. "Auf dem deutschen Markt wird es aber keinen Engpass geben", ist sich Bernhard Wolf sicher. "Die Eier werden dann eben im Lkw aus dem Ausland geliefert. Der deutsche Markt ist unter anderem wegen der guten Zahlungsmoral attraktiv. So fehlen die Eier dann aber woanders."

Info: Die Folgen

Betriebe sind zwar gegen die Vogelgrippe versichert, doch die Entschädigungen sind so gering, dass ein Betrieb bei einer Keulung der Tiere in Existenznöte gerät. Ein Beispiel ist die Straußenfarm in Riedöschingen. Dort haben die Betreiber nur dank einer großen Spendenbereitschaft die Geflügelpest nach der Tötung der Tiere wirtschaftlich überlebt und eine neue Population herangezogen. Der Bestand mit 102 Straußen und 28 Hühnern musste Ende 2013 vernichtet werden.