Pfarrer Erick Loks segnet die Skulptur von Johannes dem Täufer nach dem Gottesdienst. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Weiterer Besuch von Künstler Yediler Iskender geplant / Werk sorgt für Kontroversen

Am Sonntag wurde sie eingeweiht und hat jetzt also auch den Segen der Kirche: Die Rede ist von der Skulptur Johannes des Täufers, die sich seit einigen Tagen auf dem Vorplatz der Stadtkirche befindet.

Donaueschingen. Im Juni wurde das Werk noch kurzfristig als Tagesordnungspunkt im Gemeinderat diskutiert. Die Meinung der Räte war gespalten. Doch nun steht die Skulptur dauerhaft vor der Kirche.

Pfarrer Erich Loks war mit seiner Einweihungsrede noch nicht ganz fertig, da knallte schon der erste Sektkorken und die Besucher, die nach dem Gottesdienst der Einweihung beiwohnten, wurden mit einem großen Lachen zum Umtrunk geladen. Geplant war eigentlich, dass auch der Berliner Künstler Yediler Iskender beim Festakt dabei ist, aus familiären Gründen konnte er jedoch nicht anreisen. Er soll zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal nach Donaueschingen kommen.

"Mit der Johannes Skulptur will Iskender eine klare Botschaft in Richtung Toleranz aussenden", so Pfarrer Loks. Auch Iskenders Familie hatte mit Toleranzproblemen zu kämpfen: Die Krim-Tataren wurden während des Stalinismus unfreiwillig umgesiedelt, die Familie des Künstlers entkam diesem Umstand jedoch durch den Gang in die Türkei. "Johannes der Täufer soll dafür werben, dass Menschen mit anderen Meinungen nicht mundtot gemacht werden", so Loks.

Denn auch Johannes der Täufer war ein Opfer der Intoleranz, als er von König Herodes geköpft worden war. Nachdem dieser aus einer "Weinlaune" heraus seiner Stieftochter einen Wunsch gewährte, beriet diese sich mit ihre Mutter Herodias. Sie war die ehemalige Frau des Halbbruders von Herodes. Für sie hat der König seine erste Frau verstoßen. Da Johannes diese Ehe nicht für gut erachtete, sah Herodias die einmalige Chance, Johannes mundtot zu machen und forderte daher ihre Tochter auf, sich von Herodes den Kopf des Täufers zu wünschen. Dieser kam ihrem Wunsch nach. Pfarrer Loks rief in diesem Zusammenhang die Gläubigen dazu auf, sich nicht nur die Skulptur anzusehen, sondern "sich vielmehr Gedanken über das Wirken von Johannes dem Täufer zu machen".

Donaueschingen. Seit vergangenem Dienstag steht sie nun vor der Kirche St. Johann: Die Steinskulptur, die den abgeschlagenen Kopf Johannes des Täufers darstellt, sorgte in diesem Sommer für Kontroversen im Gemeinderat. Die Donaueschinger hingegen haben ein weitgehend gelasseneres Verhältnis zum Werk von Künstler Yediler Iskender.

"Ich verstehe die ganze Aufregung nicht", wundert sich Horst Fischer. Er ist der Meinung, die meisten Kritiker des Kunstwerks hätten dieses noch nicht einmal aus der Nähe betrachtet. "Die Kirche sollte sich nicht zum Sklaven des öffentlichen Stammtisches machen", so Fischer.

Das sieht Claus Meyer ganz ähnlich: Die Kirche dürfe machen, was sie für richtig halte, ohne Einfluss der Stadt.

Monika Mönch empfindet das Kunstwerk als interessante Skulptur, die viele weitere Touristen nach Donaueschingen locken könnte.

Auch für Wolfgang Reiter stellt die neue Skulptur neben der Donauquelle eine weitere Touristenattraktion dar, die eine Bereicherung für das Donaueschinger Stadtbild sei. Allerdings verwirre ihn die finanzielle Unterstützung durch einen anonymen Spender.

Auch in einer Online-Umfrage der Zeitung gab die Mehrheit der Befragten an, sich an der Skulptur nicht zu stören: Die Kirchengemeinde habe ein Recht, auf ihrem Grundstück ein Kunstwerk aufzustellen, das ihr gefällt, gaben fast 55 Prozent der Umfrage-Teilnehmer an (Stand: Sonntag, 27. August). 17 Prozent waren der Meinung, dass Kunst nur gut sei, wenn sie zum Diskutieren anrege. Lediglich 14 Prozent empfinden, dass das Werk nicht in das sanierte Residenzviertel passe. Ebenso viele haben ein gleichgültiges Verhältnis zur Skulptur.

Die Nutzer der Facebook-Seite äußerten sich hingegen kritischer: Es gebe sicherlich schönere Szenen aus dem Leben des Johannes, die dargestellte sei makaber, schrieb etwa die Nutzerin Maria Lou T-k. Für Brunhilde Knebel ist das Werk ein "unnötige Geldverschwendung". Gut ein halbes Dutzend Nutzer gaben aber auch an, sich die Skulptur erst einmal ansehen zu wollen.