Im Schwarzwald-Baar-Klinikum Donaueschingen ist sich Oliver Heracourt "so erniedrigt wie noch nie" vorgekommen. Foto: Wursthorn

Überweisung offenbart ihre Tücken. Kaufmännischer Direktor lässt Vorfall in Donaueschingen prüfen.

Donaueschingen - Oliver Heraucourt liebt den Radsport. Gut 10 000 Kilometer saust der in Aufen ansässige Polizeibeamte jährlich durch die Landschaft. Und manchmal spult er seine Kilometer auch unterm Dach herunter. Wie am 27. November in der Arena Geisingen.

Dort stürzte der 52-Jährige bei voller Fahrt auf Schulter und Kopf. Er rappelte sich auf und ging zunächst nicht zum Arzt. Ein Fehler, wie er heute einräumt. Erst tags drauf ging er unter Schmerzen zu seinem "Haus-Orthopäden". Dieser stellte ihm, um einen eventuellen OP-Bedarf abzuklären, eine Notfallüberweisung für eine MRT-Untersuchung aus. Heraucourt fuhr ins Klinikum Donaueschingen. Dort wurde ihm beschieden, es seien keine Termine frei; auch Privatpatienten hätten keine besseren Chancen. "Es war ein durchaus freundliches Gespräch", erinnert sich der Donaueschinger.

So bemühte er sich gar nicht um einen MRT-Termin anderswo, sondern nahm den in Donaueschingen angebotenen Untersuchungstermin am 12. Dezember wahr. So weit, so gut. Allerdings machte er zwei Tage vor der Untersuchung einen Fehler, der dann im Klinikum in aller Härte durchschlug. Sein Orthopäde stellte am 10. Dezember erneut eine Notfallüberweisung aus. Die gilt jedoch nur 24 Stunden.

Böse Überraschung dann, als Heraucourt zum Untersuchungstermin in der Röntgenabteilung vorstellig wurde: Man könne ihn nicht untersuchen, hieß es kategorisch. Vom Wirkungsmuster der Notfallüberweisung erfuhr er erstmals in diesem Moment. "Mehr als zwei Wochen nach dem Unfall kann man doch nicht mehr von einem Notfall reden", zeigt er Unverständnis.

Im Untergeschoss des Klinikums, wo die Magnetresonanztomografie (MRT) mittels starkem Magnetfeld und zusätzlicher Messkomponenten Schnittbilder des Körperinneren erzeugt, wurde die Unterhaltung dann ruppiger und lauter. "Da bin ich mir noch nie so erniedrigt vorgekommen", erinnert sich der Polizeibeamte. Die Bitte, wegen einer neuerlichen Überweisung beim Orthopäden anzurufen, habe eine Mitarbeiterin verweigert. "Sie wollen doch was", klingt es Heraucourt noch im Ohr.

Schließlich kam es zum Anrufversuch. Doch der Orthopäde hatte frei. Nach langem Hin und Her, das in der Zusicherung endete, der Patient werde bei Abrechnungsproblemen aus eigener Kasse aufkommen, kam es zu einer MRT-Untersuchung.

Die war aber nicht überweisungskonform. Nachdem Tage nach dem Unfall bei Heraucourt schwere Kopfschmerzen auftraten, wollte sein Orthopäde auch die Halswirbelsäule untersuchen lassen. Die MRT-Mitarbeiterin in Donaueschingen wollte das nicht. "Sie besetzen das Gerät ja schon mit ihrer Schulter 25 Minuten", habe sie sich dem Anliegen entgegen gestellt. Heraucourt war fassungslos, auch weil die beteiligte Ärztin nicht eingegriffen habe. Wie könne das sein? Wie könne man jemandem in einem der reichsten Länder der Welt eine wichtige Untersuchung verweigern – zumal sich aufgrund der Symptome der Gesundheitszustand verschlechtert haben könnte?

Der kaufmännische Direktor des Schwarzwald-Baar-Klinikums, Robert Roesch, räumte auf Anfrage ein, dass bezüglich der MRT-Nutzung am Standort Donaueschingen eine beträchtliche Unsicherheit herrsche. Er gibt aber den Schwarzen Peter an die Kassenärztliche Vereinigung (KV) weiter. Sie ermächtige das Klinikum nicht, kassenärztlich versicherte Patienten dort ambulant behandeln zu können. Eine Behandlung sei nur bei echten Notfällen möglich, die Notfallindikation werde von der KV geprüft. Diese Situation sei unbefriedigend. Man versuche immer wieder aufs Neue, diese Ermächtigung zu erlangen, versichert Roesch.

Trotz vorhandener Behandlungsmöglichkeiten müssten mangels Ermächtigung immer wieder Patientenanfragen abgelehnt werden. Dies zu erklären sei eine "sehr undankbare Aufgabe" und erfordere selbstverständlich von den Mitarbeitern einen höflichen und respektvollen Umgang in solch schwierigen Situationen. Mit der im genannten Fall involvierten Mitarbeiterin werde man intern sprechen. Dabei werde sie auch die Möglichkeit bekommen, ihre Wahrnehmung der Situation zu schildern.

Und Oliver Heraucourt? Der unternimmt wieder Ausfahrten auf dem Rad. Das wirkt ausgeheilt, ist es aber nicht. Die MRT-Untersuchung hat eine geprellte Schulter ergeben, der Verdacht, Bänder am Schlüsselbein seien abgerissen, bestätigte sich nicht. Gleichwohl kann er auf der Schulter noch nicht liegen. Die Schmerzen im Halswirbelbereich sind besser geworden. Auf den Kosten des ersten MRT bleibt er dank Hilfe seiner Hausärztin nicht sitzen. Auf ein weiteres MRT verzichtet er. "Darauf habe ich keine Lust mehr."

Der Aufener möchte niemanden in die Pfanne hauen, sagt er. Ihm sei wichtig, dass eine so unwürdige Situation, wie er sie erlebt hat, anderen Patienten erspart bleibt. "Wir bewegen uns immer weiter weg von einer guten Behandlung", kritisiert er. Im Klinikum Donaueschingen hat er auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Vor zehn Jahren wurde er an der Wirbelsäule operiert. "Besser geht es nicht."