Der Wanderführer, Autor und Freund von Fürst Joachim, Franz Gottwalt, ist im Alter von 96 Jahren verstorben. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Franz Gottwalt hat mehr als 900 Touren in der Region organisiert

Donaueschingen (hon). Franz Gottwalt ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Bei den Verkehrsamtswanderungen hat er sein großes Wissen über Fauna und Flora weiter gegeben

"Weißt Du, weshalb ich meinen Spazierstock dabei habe?" Diese Frage stellte Franz Gottwalt dem Autor dieses Nachrufs vor ungefähr drei Jahren bei einer zufälligen Begegnung im Schlosspark. Die Antwort gab er freilich selbst. "Um die jungen Dinger auf Distanz zu halten, die immer noch hinter mir her sind." Seine Lebensfreude hatte Franz Gottwalt auch im hohen Alter nicht verlassen. Doch jetzt ist einer der bekanntesten Baaremer verstummt. Franz Gottwalt starb nach langer und schwerer Krankheit in einem Emmendinger Krankenhaus. Vor rund zwei Jahren gab er seine Wohnung im Eichamt auf und zog in ein Seniorenheim in Kirchzarten.

Der Name von Franz Gottwalt und die von ihm ins Leben gerufenen Verkehrsamtswanderungen müssen in Donaueschingen in einem Atemzug genannt werden – denn er und seine vor zwei Jahren verstorbene Ehefrau Martha haben in 23 Jahren mehr als 900 Wanderungen in der Region organisiert. Als die beiden am 4. Juli 1978 zum ersten Mal fürs städtische Verkehrsamt durch die Baar führten, konnte niemand ahnen, zu was für einem Selbstläufer sich diese wöchentliche Veranstaltung entwickeln würde. Rund 40 bis 50 Wanderfreunde waren es immer, die mitgingen und und die heimatkundlichen Vorlesungen unter freiem Himmel genossen.

Franz Gottwalt, von Beruf Diplom-Forstingenieur und bis zu seiner Pensionierung Büroleiter der Donaueschinger Dienststelle, griff auch für die Zeitung in die Tasten und wurde so zu einem jahrzehntelagen Begleiter der gesellschaftlichen Welt von Vereinen und öffentlichen Institutionen. Unvergessen bleibt eine Serie über die Feldkreuze auf der Baar. Knapp 160 Folgen davon sind bis Anfang der 2000er-Jahre erschienen. Gottwalts Motivation war es, die Symbole der Christenheit wieder ins Blickfeld der Menschen zu rücken und die Geschichten, die jedes Kreuz erzählt, zu erforschen.

Wie viele Angehörige seiner Generation ist Franz Gottwalt durch den Zweiten Weltkrieg geprägt worden, den er als Soldat miterlebte. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass der Feldzug gegen Russland in seinen Augen notwendig war, damit Westeuropa nicht in die Hände der Kommunisten fällt. Deshalb engagierte er sich beim Heimkehrerverband Waldshut und bei der Fallschirmjägerkameradschaft Eugen Meindl, an den ein Ehrenmal auf dem städtischen Friedhof erinnert. Seiner Wahlheimat Donaueschingen fühlte sich Gottwalt stets verbunden.

Wütend konnte er werden, wenn jemand die Donauquelle nach Furtwangen verlegen wollte. Europas zweitlängster Fluss, so dozierte er dann, entspringe im Schlosspark. Mit Fürst Joachim pflegte Franz Gottwalt eine Männerfreundschaft.

Franz Gottwalt wird am Freitag, 1. Juni, 14 Uhr, auf dem Friedhof seines Geburtsortes Reiselfingen beerdigt.