Frank Jäger meint nicht alle Expertenmeinungen würden bezüglich Corona berücksichtigt. In der Bevölkerung wachse der Unmut – verweist er auf ein als Bestseller gepriesenes Buch. Foto: Wursthorn

Frank Jäger stellt schützenden Wirkungen der Alltagsmaske infrage. Artikel schlägt hohe Wellen. 

Donaueschingen - Unverständnis gegenüber Aussagen, auch Ablehnung von Positionen: Das gehört zu einem offenen Diskurs. Der Artikel "Teilnehmer der Berlin-Demo berichtet", der am Montag erschienen ist, hat hohe Wellen geschlagen.

Der Donaueschinger Frank Jäger hat die schützenden Wirkungen der Alltagsmaske infrage gestellt. Aussagen aus dem Gesundheitsamt haben dies relativiert. Der Schwarzwälder Bote bildet hier anhand von Leserzuschriften die Debatte ab, die dadurch entbrannt ist.

Naive Analyse

Erwin Sumser aus Hüfingen schreibt: Herr Jäger sympathisiert offen mit den Corona-Demonstranten, bei denen er in Berlin "Zugehörigkeit und Freundschaft" vermittelt bekam. Seine laienhafte und naive Analyse der Corona-Schutzmaßnahmen entspricht dem primitiven Niveau der Berliner "Covid-Idioten". Wer die Corona-Schutzmaßnahmen in Deutschland ablehnt, der ist dafür, dass mindestens zehnmal so viele Menschen in Deutschland am Corona-Virus sterben. Dies ist die Prognose von kompetenten Wissenschaftlern und die Erkenntnis von Pandemieverläufen in anderen Staaten. Corona-Schutzmaßnahmen retten Menschenleben. Wer sie missachtet, macht sich zumindest der fahrlässigen Tötung schuldig.

Ohne Rückgrat

Kurt Egle aus Geisingen findet: Es ist ja schön für Herrn Jäger, wenn er in Berlin tief bewegt war und viel Zugehörigkeit und Freundschaft erfahren hat. Ob ihm allerdings bewusst war, mit wem zusammen er da auf der Straße war, weiß ich nicht. Eine Aufzählung aller dubiosen Teilnehmergruppen erspar ich mir. Sie sind bekannt. Alle aber eint das "hehre" Ziel gegen die "verbrecherischen, Menschen verachtenden, das Grundgesetz außer Kraft setzenden" Maßnahmen und Regelungen der verantwortlichen Stellen zu protestieren. Dass mit diesen versucht wird, auf die Corona-Krise angemessen zu reagieren – geschenkt. In den Augen vieler Demonstranten ist das alles Geschäftemacherei. Wenn dann noch dezent darauf hingewiesen wird, die Leute könnten sich Corona vom Leibe halten durch eine Lebensweise, basierend auf unter anderem Bewegung und Einnahme von Vitaminpräparaten (Bestandteile des Geschäftsmodells der meisten Fitnessstudios), ist das für mich ohne Rückgrat. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.

Zu große Plattform

Ulrike Weinbrenner aus Bad Dürrheim äußert sich wie folgt: Ich habe die Demonstrationen der letzten Wochenenden in Berlin und Stuttgart und deren mediale Instrumentalisierung für die Eigeninteressen einzelner Personen aufmerksam verfolgt. Ich bin froh, dass sich Journalisten, wie Frau Hayali und jetzt auch Künstler, wie Herr Schröder um eine objektive und der Situation angemessene Berichterstattung, sowie Kommentierung bemühen. Hut ab, vor denjenigen, die unter Inkaufnahme persönlicher Beleidigungen und Bedrohungen diesen Mut aufbringen und dabei respektvoll, sachlich und auch in der Tonalität vorbildlich bleiben. Ich halte es für bedenklich, dass einem "Querdenker mit Erweckungserlebnis" in der Zeitung eine Plattform zur Selbstdarstellung geboten wird. Jemandem, dem jegliche medizinische oder wissenschaftliche Kompetenz fehlt, sollte in einer seriösen Zeitung keinen Auftritt dieser Prominenz gewährt werden. Die im Artikel aufgeführte Richtigstellung des Gesundheitsamtes wirkt in diesem Kontext gar lächerlich.

Keine Privatsache

Angelika Peter aus Donaueschingen schreibt: Als langjähriges Mitglied des Rückgrats komme ich nicht umhin, zu den abstrusen und wissenschaftlich nicht belegten Behauptungen des Studioleiters, Frank Jäger, Stellung zu nehmen. Ich gehöre aufgrund meines Alters zur Risikogruppe und viele andere Mitglieder ebenso, die in den Kursen trainieren, die unter anderem auch von ihm geleitet werden. Seine Auffassung, die Maskenpflicht als "Privatsache" zu bezeichnen, wird seiner Funktion als Studioleiter nicht gerecht. Um mich solchen Risiken nicht aussetzen zu müssen, habe ich mich mit einer hochwertigen Maske, wie sie Jäger selbst für Altenheime, Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen empfiehlt, ausgestattet, und nehme damit auch die erschwerten Trainingsbedingungen in Kauf. Es ist nicht auszuschließen, dass der Maskenkritiker und -verweigerer das Corona-Virus von der Berliner Demonstration mit nach Donaueschingen und ins Studio brachte und damit eine Ansteckung seiner Schutzbefohlenen riskiert. Deshalb wäre eine freiwillige Quarantäne seinerseits verantwortungsbewusst oder, falls nicht, sich selbst durch Fernbleiben zu schützen. Es entsteht weiterhin der Eindruck, sein geäußertes Gefühl der "Freundschaft und Zugehörigkeit" mit den Berliner Demonstranten, seien ihm wichtiger als die Meinung und der Schutz der überwiegenden Mehrheit der älteren und jüngeren Generation.