Die Spezialeinsatzkräfte der Polizei und die Bombenentschärfer des Landeskriminalamts bereiten sich in einer Seitenstraße auf den Zugriff in der Wohnung des Suizidgefährdeten vor. Nach knapp sechs Stunden konnte der Mann von den Beamten in Gewahrsam genommen werden, eher er in eine Fachklinik gebracht wurde. Foto: Marc Eich

58-Jähriger hält Spezialkräfte über Stunden in Atem. Bewohner evakuiert. Bombenentschärfer vor Ort.

Donaueschingen - Die Suizidandrohung eines Mannes hat am Sonntagabend in Donaueschingen zu einem stundenlangen Nervenkrieg geführt. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei holte den 58-jährigen Mann schließlich am frühen Montagmorgen unverletzt aus seiner Wohnung in der Alemannenstraße.

Es war am Sonntag gegen 21.50 Uhr, als die Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft versetzt wurden. Laut Polizeisprecher Ulf Feichtinger haben telefonisch geäußerte Suizidabsichten gegenüber Bekannten dazu geführt, dass die Polizei mit Hilfe eines Seelsorgers zu dem Mann Kontakt aufgenommen hat.

Dieser gab nach Angaben der Polizei an, er habe Alkohol und Schlaftabletten eingenommen und bereits die Schlinge um den Hals gelegt. Er kündigte außerdem an, beim Erscheinen der Polizei mit der Schlinge um den Hals von seinem Balkon zu springen.

Daraufhin wurde die Freiwillige Feuerwehr Donaueschingen in Abrufbereitschaft versetzt, um bei einem möglichen Sprung entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Die Ankündigung des alleinstehenden Mannes war laut Feichtinger zudem von solcher Brisanz, dass neben einem Spezialeinsatzkommando auch das Landeskriminalamt mit Bombenentschärfern vor Ort gerufen wurde. "Das waren reine Vorsichtsmaßnahmen", erklärt Feichtinger weiter.

Um eine Gefährdung der Bewohner des Mehrfamilienhauses auszuschließen, evakuierten Beamten diese einzeln und unauffällig. Diese wurden während der Maßnahmen vom DRK betreut. Gleichzeitig bereitete die Einsatzleitung der Polizei die Räumung der Wohnung vor und hielt den Mann weiter hin.

Gegen 2.50 Uhr positionierten sich schließlich fünf Fahrzeuge des SEK und dem Landeskriminalamt in einer Seitenstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Wohnhaus. Dreißig Minuten später schlichen sich die schwer bewaffneten und maskierten Einsatzkräfte an den Block heran.

Schließlich konnten Beamte den Bewohner dazu bringen, dass er zwei Polizisten zu sich ließ, um mit ihm zu reden. Das SEK verschaffte sich so Zugang zu der Wohnung, in der sich der 58-Jährige widerstandslos festnehmen ließ. Um 3.50 Uhr, also knapp sechs Stunden nach der ersten Alarmierungen, führten Polizeibeamte den mit einem roten T-Shirt bekleideten Mann schließlich aus dem Haus. Er wurde mit einem Streifenwagen in eine Fachklinik gebracht.

Eine halbe Stunde später war der Spuk schließlich auch für die Bewohner des Hauses vorbei, die dann wieder in ihre Wohnungen konnten. Anwohner äußerten einen Tag nach dem Drama die Vermutung, dass ein Todesfall im familiären Kreis des Mannes zu den Suizidabsichten geführt hat.