Erinnerungen nicht mit Füßen treten

Donaueschingen (ff). Der Hauptausschuss Donaueschingen hat gestern nach Diskussion die angedachte Verlegung eines Stolperstein für Henriette Lindner vertragt. In der Diskussion zeiget sich, dass die Meinungen über die Wege eines würdigen Erinnerns an jüdische Mitbürger doch zu unterschiedlich sind. Auch wies Donaueschingens Märchenführerin Martina Wiemer darauf hin, dass es schließ 18 Menschen waren, die bis zur Deportation im Jahr 1938 in Donaueschingen gelebt haben. Lediglich eine Person aus diesem Kreis zu würdigen, werde dem Erinnerungsgedanken damit nicht gerecht, sie regte damit auch die Berücksichtigung aller Juden an. Dennoch hatte sie auch Bedenken, dass man eine so gekennzeichnet Adresse niemals mehr wertfrei sehen könne. Ideal wäre es deshalb auch den auf dem Stadtfriedhof begrabenen jungen Mann einzubeziehen, was mit einem "jüdischen Stadtplan" ja möglich sei.

Wolfgang Karrer (SPD) gab zu verstehen, dass selbst seitens des Zentralrats der Juden die so genannten Stolpersteien kritisch gesehen werden, da so das Schicksal förmlich mit Füßen getreten werde. Auch er plädierte für einen Stolperstein und das Thema in Schulen durch Arbeitseinsätze auf dem Gemeindefriehof in Gailingen zu vertiefen. Auch Reinhold Müller (CDU) hatte nach anfänglicher Begeisterung nun Probleme mit dem Anliegen aufgrund der Anzahl der Opfer und Michael Blaurock (Grüne) war sich nicht scher, für wen die Stolpersteine als Erinnerung für alle Bürger schließlich gut sein sollen. Das Thema wurde schließlich vertagt.