Sichtlich wohl fühlt sie das Storchenpaar nun auf dem Strommasten beim Wolterdinger Klärwerk. Foto: Reichart

Wolterdinger scheitern mit neuem Nest. Vögel lassen sich aber in Nähe nieder.

Donaueschingen-Wolterdingen - Wie sagt man manchmal salopp: "Man könnte dir das vergolden, aber du wärst trotzdem noch nicht zufrieden". Dies trifft wohl auch auf die Wolterdinger Störche zu.

Viel Aufwand wurde Mitte Februar betrieben, um den Weißstorchenbrutplatz zu sanieren. Dies war erforderlich, weil das Jahrzehnte alte Storchennest infolge von Ablagerungen und Witterungseinflüssen sowohl in artenschutzrechtlicher Hinsicht, als auch aus statischen und Verkehrssicherheitsgründen nicht mehr den Anforderungen entsprach.

Stundenlang dauerte es, bis das alte Nest abgebaut und das neue einige Meter weiter aufgebaut war. Doch das neue Domizil nehmen die Störche nicht an. Dabei geben sich die Wolterdinger alle Mühe, um Adebar zu helfen. Ortsvorsteher Reinhard Müller schickte eine Woche später zwei Arbeiter der Firma Zwick Holzbau nochmals aufs Dach, um das Nest mit Geäst und einem mattdunklen Anstrich etwas ansprechender zu gestalten. Doch das war alles Wunschdenken, wie sich herausstellte.

Nester mit Aussicht

Störche lieben wohl Nester mit Aussicht. Keineswegs aber eine Quasi-Absteige im Hinterhof. Beim Kirchturm oder auf dem Dach des Hauses, wo das alte Nest war, sah man den Vogel noch einige Male. Aber dann war Ruhe und jeder dachte, dass er abgewandert sei.

Dem ist aber nicht so. Denn kurze Zeit später konnte man ein schönes Nest auf einem Überlandstrommasten neben der Kläranlage entdecken. Von dort aus blickt das Pärchen stolz in die Landschaft. Und wie man nun beobachten kann, brütet das Weibchen jetzt.

Es läuft eben nicht alles so, wie man es sich denkt. Störche sind eigensinnig und schlau. "Tatsache ist, dass die Nestumsetzung einfach zu spät erfolgte, und der Storch dies auch noch beobachten konnte. Genehmigt und abgesegnet war die Angelegenheit schon lange. Es lag an der beteiligten Firma. Es war bekannt, dass spätestens Ende Januar die Maßnahme hätte erledigt sein sollen", erklärt der Storchenbeauftragte Manfred Bartler.

Derweil tröstet sich Ortsvorsteher Reinhard Müller: "Es ist wichtig, dass die Störche in Wolterdingen geblieben sind und sich eine Alternative gesucht haben. Mir hätte es gestunken, wenn sie weggezogen wären."

Manfred Bartler aus Hochemmingen hat Anfang vergangenen Jahres die Aufgaben des langjährigen Storchenvaters Friedrich Willmann übernommen. Dieser feierte im Januar seinen 84. Geburtstag. Seit 1998, als er seinen ersten Storch in Neudingen beringte, ist die Anzahl der Tiere und der Aufgaben deutlich gewachsen. Mittlerweile gibt es in der Region mehr als zwei Dutzend Brutpaare. 2017 wurden 57 Jungstörche gezählt.