Mario Bauer trifft alle Vorkehrungen, um das neue Nestgestell in die Höhe zu transportieren. Mit schwerem Gerät wie Autokran und Hubträger kommt das neue Nest aufs Dach. Fotos: Reichart Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Nest aus dem Jahr 1994 erfolgreich ausgetauscht / Jetzt muss sich nur noch ein Brut-Pärchen finden

Nimmt Adebar sein neues Liebesnest an oder nicht? Trotz zeitlicher Verzögerung sind alle Beteiligten guten Mutes.

Donaueschingen-Wolterdingen. Der neue Weißstorchbrutplatz steht. Der Storch – der, wie sich jetzt herausstellte, wohl doch ein Weibchen ist und sich seit vergangenem Sonntag im größten Donaueschinger Stadtteil niedergelassen hat – kann mit dem Ausbau beginnen, damit alles schön hergerichtet ist, bis sich ein Storchen-Herr zu ihm gesellt. Nachdem der Storchenbetreuer Manfred Bartler mit seinem Spektiv die Ringnummer des Storches ausfindig gemacht hatte und diese mit den Registrierungen seines Vorgängers Friedrich Wiedmann verglich, steht fest, dass es sich um ein Weibchen handelt.

Eigentlich sollte man einen Storch, der sich schon niedergelassen hat, nicht mehr stören. Doch das 1994 von Ernst Zwick erbaute Storchennest auf dem Gebäude gegenüber der Kirche ist marode. Der hohe Geäst-Aufbau hängt in Schieflage. Das Wagenrad, das als Unterbau diente, ist morsch und rissig. Nur aus diesem triftigen Grund hat die Landesstorchenbeauftrage Ute Reinhard der Umsiedlung zugestimmt, erklärt der Schwarzwald-Baar-Storchenvater Manfred Bartler aus Hochemmingen.

Nimmt der Storch jedoch die neue Behausung wenige Meter neben der alten entfernt an? Der Storchenvater ist davon überzeugt, dass der Umzug ohne große Probleme vonstatten gehen wird. "In Pfohren wurde vor zwei Jahren die Kirche renoviert. In diesem Zuge kam auch das Storchennest weg. Nach drei Wochen kam der Storch wieder zurück", erklärt Bartler. Problematischer wäre es, wenn es ein neuer Storch wäre, doch dieser sei schon einige Jahre in Wolterdingen.

Es war schon eine sehr aufwendige Arbeit, bis das neue Nest aufgebaut war. Anschließend wurde dann das alte abmontiert. Vier Stunden gingen ins Land, in denen sich Ortsvorsteher Reinhard Müller und der Storchenvater auch als Verkehrsregler einbrachten. Die Arbeiten waren nur mit schwerem Gerät möglich. Der neue Brutplatz aus feuerverzinktem Stahl wurde von Felix Böhe Metallbau angefertigt, die Haltekonstruktion übernahm Zwick Holzbau. Das Nest hat einen Durchmesser von etwa 1,40 Metern, sodass es dem heutigen Standard und den Bedürfnisses des Storchenpaares gerecht wird.

Die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes hat bei der höheren Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Freiburg darum gebeten, Mittel aus dem Artenschutzprogramm "Weißstorch in Baden-Württemberg" zu bewilligen. Dies sei dank der guten Zusammenarbeit der beiden Ämter und in Zusammenwirken mit der Stadt Donaueschingen und der Ortsverwaltung Wolterdingen auch gelungen. Der Storchenbeauftrage sei von Anfang an der Planung beteiligt gewesen, erklärte Pressesprecherin Heike Frank.

Naturschutz-Sachgebietsleiterin Susanne Engesser, die sich die Arbeiten auch ansah, gaben die Helfer vor Ort zu verstehen, dass ihnen sehr viel daran liege, dass alles gut gehe. Und sie seien auch stolz, dass sich der Storch in ihrem Heimatort an solch exponierter Stelle niedergelassen habe. Im vergangenen Jahr konnten fünf Junge ausfliegen.

Der echte Storch macht dem größten Donaueschinger Stadtteil alle Ehre, denn in Wolterdingen ist eine alte Tradition in jüngster Zeit verstärkt zu betrachten. Und dies in den tollsten Ausführungen: Bis heute werden Störche aus Sperrholz oder Pappe gebastelt und vor ein Haus gestellt. Doch wie kommt das Tier zu seinem Job als Baby-Bringer? Der Storch überwintert im Süden und fliegt im Frühjahr zurück – das macht ihn scheinbar zum idealen Boten für das kommende Glück. Da er groß genug ist, traut man ihm und seinem Schnabel auch zu, dass er ein Baby mit sieben Pfund Gewicht transportieren kann, was andere Zugvögel nicht schaffen. Und er hat eine große Klappe, mit der er überall die frohe Kunde im Land erzählen könne, heiß es.