Effizienter melken: Stadt will mehr Miete sehen für Viehversteigerungen in Donauhallen.
Donaueschingen - Mit Viehversteigerungen fing die Geschichte der Donauhalle an – jetzt sind für Viehversteigerungen in den Donauhallen die letzten Tage möglicherweise gezählt. Die Stadt will die Verträge mit den Zuchtverbänden kündigen.
Tradition verpflichtet? Bisher schon. Am heutigen Standort des aufgemotzten Edel-Ensembles begann 1951 mit dem Bau einer Markthalle die Geschichte der Donauhalle. Schweine, Schafe, Rinder kamen dort unter den Hammer. Diese Markthalle wurde bis 1955 zur neuen Donauhalle A umgebaut, als Ersatz die Donauhalle B speziell für die Viehversteigerungen errichtet.
Bis heute veranstaltet die Rinderunion Baden-Württemberg dort regelmäßig ihre Versteigerungen. Landwirte von der Baar und aus dem gesamten Südschwarzwald kommen dazu nach Donaueschingen. Aber wie lange noch?
Hinter verschlossenen Türen hat der Gemeinderat die Stadtverwaltung am Dienstagabend damit beauftragt, Verhandlungen mit den Zuchtverbänden zu führen mit dem Ziel, "einen höheren Kostendeckungsbeitrag zu erreichen." Im Klartext: Die Stadt will mit den Viehversteigerungen mehr Geld machen.
Tiefer in die Tasche greifen
Angesichts der Modernisierungen scheint das nachvollziehbar – alle anderen Hallenmieter müssen seit der Wiedereröffnung schließlich auch tiefer in die Tasche greifen. Irritierend im Falle der Viehversteigerungen ist, dass die Stadt die Verträge kündigen möchte – obwohl nach Auskunft des Geschäftsführers der Rinderunion Baden-Württemberg, Alfred Weidele, die Mieten bereits vor dem Umbau mit Blick auf den Umbau angepasst wurden. Auf die Kündigung angesprochen reagierte Weidele gestern entsprechend "überrascht und irritiert": "Ich dachte, mit der Anpassung vor wenigen Jahren sei das Miet-Thema auf absehbare Zeit geregelt."
Die Rinderunion Baden-Württemberg veranstaltet außer in Donaueschingen Viehversteigerungen auch in Herrenberg, Bad Waldsee und Ilshofen. Hubert Ewald, Landwirt aus Bräunlingen, bezeichnet Donaueschingen als "Top-Standort". Zwischen 400 und 600 Kälber werden an jedem Versteigerungstag angeboten, Mäster und Händler kommen und kaufen. "An den Preisen auf dem Kälbermarkt orientiert sich der Preis in der Region", so Ewald.
Zudem sei Donaueschingen der einzige Standort in Baden-Württemberg, wo Wäldervieh angeboten wird – eine vom Aussterben bedrohte Rasse. Viehversteigerungen wie in Donaueschingen könnten nicht in jeder x-beliebigen Halle abgehalten werden, es gebe strenge Anforderungen an Hygiene und Seuchenvorbeugung. Die Donauhallen hätten die Lizenz, solche Märkte abzuhalten, und seien als Standort seit Jahrzehnten etabliert.
Die bevorstehende Kündigung der Mietverträge ohne vorherige Gespräche irritiert auch deshalb, weil die Stadt sich während der Modernisierung der Donauhallen immer wieder mit den Rindviechern schmückte. Zur Eröffnung der neuen Donauhallen im September 2010 lobte der damalige baden-württembergsiche Ministerpräsident Stefan Mappus ausdrücklich das harmonische Nebeneinander von Hochkultur – den Musiktagen – und ländlichem Raum – siehe Viehversteigerungen. Zitat Mappus: "Ich möchte nicht entscheiden, ob das Rindvieh dem Komponisten zur Ehre gereicht oder andersherum."
Zum Baustart im März 2008 hatte es nicht den berühmt-berüchtigten Spatenstich gegeben – sondern eine tierische Schau in der damals noch "B" genannten Halle: Die Kühe Mürte und Doris wurden rundgeführt. Es sollte ein Zeichen sein: Die Hallen werden modernisiert, vergessen darüber aber ihre Ursprünge nicht.
Jetzt schaut es so aus, als sollten die Donauhallen die Rindviecher vor allem eines: effizienter melken.