Lange hat die Stadt darauf gewartet: Nun hat der Bund den südlichen und somit auch letzten Teil des Konversionsgeländes an die Stadt übergeben. Mit den großen und unter Denkmal stehenden Gebäuden steht die Königsaufgabe an. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Konversion: Neues Quartier bietet Platz für 1000 Menschen / Bund übergibt letzten Abschnitt

1000 neue Bürger sollen hier eine Heimat finden, die ersten Häuslebauer setzen schon ihren Traum vom Eigenheim um. Die Kindertagesstätte ist fertig, jetzt liegt der Fokus auf der neuen Realschule. Das neue Stadtviertel am Buchberg nimmt langsam Gestalt an. Nun geht es an den südlichen Bereich.

Donaueschingen (jak). Dieser gehört nun auch endlich der Stadt, denn die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hat den dritten und damit letzten und größten Abschnitt des Geländes, auf dem lange Zeit französische Soldaten und ihre Familien zuhause waren, übergeben.

Entsprechend groß ist die Freude im Rathaus – welche Stadt hat schon so eine kommunale Spielwiese in Innenstadtnähe zur Verfügung. "Ein recht langer Prozess findet seinen Abschluss, aber wir sind diesen Weg stringent gegangen", sagte Oberbürgermeister Erik Pauly.

Die Vision: Aus 14 Hektar Militärfläche, mit vielen spezifischen und teils nicht erhaltbaren, teils unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden soll das Stadtviertel "Am Buchberg" entstehen.

Während die Stadt als Konversionsneuling in den vergangenen Jahren viel Erfahrung gesammelt hat, ist es für die Bima eher Alltagsgeschäft und trotzdem war der Donaueschinger Prozess nicht ganz alltäglich: "Es war erfreulich, wie Donaueschingen im Vergleich zu anderen Kommunen den Prozess sofort angegangen ist. Andere fühlen sich überfordert und lassen die Fläche erst einmal liegen", sagt Stefan Menner von der Bima.

Über die Summe, die die Stadt an den Bund bezahlen musste, wird geschwiegen: "Es war ein der Liegenschaft angepasster Preis", formuliert es Menner. Was die Stadt aber nicht bezahlen muss, sind die 350 000 Euro Preisnachlass, die es für die Errichtung der Kindertagesstätte bis Ende Juni gibt. Rechtzeitig ist das erste kommunale Gebäude fertig geworden – weitere werden folgen.

Konkret sind schon einmal die Planungen für die Realschule. "Der Planungsstab steht", erklärt Bürgermeister Severin Graf. In drei Jahren soll sie auf jeden Fall fertig sein, denn auch hier gab es einen Preisnachlass von 350 000 Euro für das Gelände. Tobias Butsch, Geschäftsführer der Konversions- und Entwicklungsgesellschaft (KEG), kann sich aber durchaus weitere kommunale Gebäude vorstellen – Platz genug bieten die 14 Hektar schließlich.

Im nördlichen Gebiet ist die Umwandlung schon gut fortgeschritten: Neben der Kita sind hier auch schon die ersten Häuslebauer im Einsatz. Lediglich ein Bauplatz für Einzelhäuser ist noch übrig, der Rest ist verkauft.

Viele der Bestandsimmobilien sind bereits saniert und bezogen. Auch das Offizierskasino, das wegen seiner Größe und des Denkmalschutzes lange als Sorgenkind galt, ist verkauft und wird saniert.

Im mittlere Bereich, den die Stadt Anfang 2019 zurückerhalten hat, sind die Abrissarbeiten abgeschlossen. Lediglich der ehemalige französische Kindergarten steht noch, aber dieser wurde bis vor Kurzem auch noch als Übergangkindergarten genutzt. Nun sind seine Tage gezählt.

Viele Gespräche hat die KEG geführt und Geschäftsführer Tobias Butsch ist zuversichtlich, dass er nach der nächsten Aufsichtsratssitzung konkret werden und "einige Notartermine" ausmachen kann. Potenzielle Investoren gebe es ausreichend.

Gleichzeitig steht nun die Königsaufgabe an: "Rückblickend war es kein Fehler, dass wir das Gelände in drei Tranchen zurückbekommen haben", erklärt Butsch. Denn so habe man mit dem einfachsten Bereich im Norden anfangen können. Im Süden warten dann vier denkmalgeschütze Gebäude mit einer enormen Fläche. Und Investoren müssen hier für Sanierung und Umbau ein Mehrfaches der Kaufsumme in die Hand nehmen.

Vor sieben Jahren steht fest: Die Franzosen gehen und eine 14 Hektar große Fläche wird frei. Lange gibt es Gerüchte, dass der Donaueschinger Militärstandort bedroht ist, doch am 31. Oktober 2013 dann die Schreckensnachricht. Der französische Staat muss sparen und zieht seine Soldaten aus Donaueschingen ab. Etwa 800 Soldaten, 150 Angestellte im zivilen Sektor und an die 1000 Familienangehörige sind davon betroffen. Dadurch werden rund 14 Hektar Infrastruktur plötzlich leer stehen. Eine große Herausforderung für die Stadt, die zu diesem Zeitpunkt auch noch ohne OB ist. Bei der Gartenarbeit hat der damalige Bürgermeister Bernhard Kaiser die Idee: "Wir entwickeln da ein schickes, modernes Wohnquartier."

Der Abschied: Es geht ziemlich schnell. Am 23. August paradieren die Soldaten des seit 1964 in Donaueschingen präsenten 110. französischen Infanterieregiments ein letztes Mal durch die Stadt.

Die Planungen: Der Schock weicht, es wird die Chance gesehen. In zwei Zukunftswerkstätten beteiligen sich die Bürger mit kreativen Ideen. Die Erarbeitung eines Rahmenplanes wird an vier Stadtplanungsbüros aus Baden-Württemberg vergeben und am 14. September 2015 wird der Siegerentwurf gekürt.

Die Notunterkunft: Dann kommt die Flüchtlingskrise. Am 31. August reisen 450 Asylbewerber in sechs Bussen an. Das Land nutzt die leerstehenden Gebäude auf dem ehemaligen Kasernengelände als Notunterkunft, wo zu Spitzenzeiten fast 3000 Flüchtlinge untergebracht sind. Der Konversionsprozess droht zu stoppen.

Die Freigabe: Lange fordert die Verwaltung klare Zusagen vom Land: Am 16. November 2016 steht fest: Der Norden wird am 1. April 2017, der mittlere Bereich am 1. Januar 2019 und der Süden am 1. Juli 2020 übergeben.