Mit Schreibblock, Stoppuhr und Maßband ausgestattet war Otto Maier seit 1981 von April bis Oktober jeden Donnerstag im Stadion. Nun beendet er seine Arbeit. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: Otto Maier legt Amt nieder / Voriges Jahr selbst zum 44. Mal Abzeichen erhalten

Donaueschingen. Nach fast 40 Jahren endet eine Ära beim Leichtathletikverein Donaueschingen. Der 89-jährige Otto Maier, praktisch der "Mister Sportabzeichen", wird seine Prüferlizenz nicht mehr verlängern und somit auch keine Sportabzeichen mehr abnehmen.

Seit 1981 war er von April bis Oktober jeden Donnerstag im Anton-Mall-Stadion, mit Schreibblock, Stoppuhr und Maßband in der Hand. Er nahm den Sportler die einzelnen Disziplinen ab, die nötig waren, um das Deutsche Sportabzeichen zu erwerben. Der Einstieg fiel ihm leicht, schließlich war er seit 1976 ja schon Wettkampfrichter, sodass es einen problemlosen Einstieg in das neue Amt des Prüfers gab.

"Probleme machten da eher schon manche Absolventen", lacht Otto Maier, der in den fast 40 Jahren hunderte von Sportabzeichen abnahm und sich dementsprechend an viele Anekdoten erinnert. So an einen Absolventen, der das Abzeichen für seine berufliche Laufbahn benötigte. Er flehte förmlich um Barmherzigkeit." Es ging um den 3000-Meter-Lauf, zudem er nicht sonderlich gut vorbereitet war. Der Sportler erwartete ein positives Testat, ohne den Lauf zu absolvieren. "Doch Geschenke verteilten wir nicht", so Otto Maier ernst. Der Prüfling jedenfalls fing an zu laufen, hörte nach 2000 Meter auf "und ward nie mehr gesehen", so Maier.

Doch nicht nur von April bis Oktober nahm der rüstige Rentner Sportabzeichen ab: "Ich hatte viele Anrufe zu jeder Jahreszeit, da eben viele das Abzeichen für sportliche Laufbahnen oder eben auch beruflich benötigten." Einmal war man sogar im Februar zu Gange. Eine gute Fußballspielerin benötigte das Abzeichen. In drei Tagen musste es durchgezogen werden. "Glücklicherweise hatten wir genau in diesem Zeitraum eine Schneepause."

Er selbst legte im vorigen Jahr zum 44. Mal das Sportabzeichen in Gold ab. "Allerdings habe auch ich oft außerhalb der normalen Termine meine Disziplinen absolviert, da ich zu den Regelterminen keine Zeit hatte."

Obwohl ein Vollblutleichtathlet, wurde er in jungen Jahren als Handballtorwart auch schon Hochschulmeister. Ebenfalls ist er ein begeisterter Schwimmer und oft im Parkschwimmbad in den Sommermonaten anzutreffen. Bis vor zwei Jahren war er auch noch auf Bezirksebene als Diskuswerfer und Kugelstoßer aktiv. "In der W85 starteten dabei immer nur zwei Teilnehmer, sodass ich automatisch immer zweiter war", lacht Maier. Zurückziehen will er sich jedoch nicht ganz, er wird beim Sportabzeichen immer noch als Helfer fungieren und auch in vielleicht noch an Leichtathletikwettkämpfen teilnehmen.

Seine "Sportgene" hat er schon üppig weitergegeben. Tochter Regina Kessler ist ebenfalls sehr engagiert bei den Leichtathleten zu Gange und sein Enkel Christoph Kessler hat bereits als Mittelstreckenläufer einen deutschen – und einen Europameistertitel zu verbuchen.