E-Mobilität: Kein Elektrofahrzeug mehr vor Gewerblichen Schulen / Alternative gefragt
Derzeit befindet sich bei der Ladesäule für Elektrofahrzeuge an den Gewerblichen Schulen Donaueschingen kein entsprechendes Fahrzeug mehr.
Donaueschingen (guy). Das Elektroauto Nissan Leaf wurde vor etwa vier Wochen vom Autohersteller wieder abgeholt. Nissan hatte das Fahrzeug zuvor für das Schulprojekt gesponsert. Die Vorstellungen des Unternehmens in Bezug auf das Schülerprojekt schienen jedoch zu arg auseinanderzugehen.
"Die Erwartungen seitens der Firma waren dann doch etwas hoch", sagt Reiner Jäger, Konrektor der Gewerblichen Schulen und verantwortlich für das Elektroprojekt. Die offizielle Begründung: "Es gibt mittlerweile ein neues Fahrzeugmodell, daher habe man das alte zurückgezogen", so Jäger. Auf die Anfrage, ob man für die Schule denn ein neues Auto bekommen könnte, sei bisher keine Antwort eingegangen. "Es passiert eben nicht, dass sich in einem Vierteljahr zehn neue Kunden für einen Nissan finden", so Jäger. Es sei ein Prozess, der eine gewisse Zeit in Anspruch nehme.
Daher sei die Schule jetzt auf der Suche nach einem neuen Fahrzeug für die Ladesäule. Jäger sei gerade dabei, die Informationen des Schulprojektes zusammenzustellen. Nächste Woche will er dann die Autohäuser in der Gegend kontaktieren und das derzeit verwaiste Carport wieder aktivieren.
Wichtig und vorrangig bei dem Schulprojekt sei es, die Sensibilität für Elektroautos zu erhöhen und Berührungsängste möglicher Interessenten abzubauen.
Eigens dazu hatten Schüler der Einrichtung im Vorfeld die Ladestation samt Überdachung und Photovoltaikanlage für die Stromgewinnung errichtet. Dort konnte der Nissan bisher immer über ein Online-Carsharing reserviert und gegen eine Gebühr ausgeliehen werden. "Es waren im vergangenen Vierteljahr immer mehr Leute, die das Auto mal ausgeliehen haben. So etwas braucht eben Zeit", so Jäger. Für die Aktion wurde sogar ein Verein gegründet, der Innovations-Förderverein Technisches Gymnasium Donaueschingen. Damit sorgten die Gewerblichen Schulen nicht nur in der Region für Aufsehen, sondern bundesweit – als Pilotschule für Elektromobilität in den Schulen Deutschlands.
Bei der Inbetriebnahme der Ladesäule sprach Bundestagsabgeordneter Thorsten Frei von einem außergewöhnlichen Projekt, einer genialen Idee mit Strahlkraft weit über die Grenzen der Donaustadt hinaus. Er gestand ein, dass die politisch gewünschte Elektromobilität nicht so richtig in Fahrt komme. Rund 22 000 Euro hatte das komplett über Sponsoren finanzierte Projekt gekostet.
Für die Schüler bieten sich an der Ladesäule vor dem Schulgebäude vielfältige Möglichkeiten, mit erneuerbaren Energien in Kontakt zu kommen. So initiierten einige Schüler des Technischen Gymnasiums eine Tour durch Baden-Württemberg, um das Elektroauto einem Stresstest zu unterziehen und zu schauen, wie denn die Infrastruktur im Land für entsprechende Fahrzeuge aufgestellt ist. Sieben Schüler und ein Lehrer machten sich also an einem Wochenende im Oktober auf, um das herauszufinden. Das Vorhaben musste entsprechend geplant werden, schließlich befindet sich nicht an jeder Tankstelle auch eine Ladesäule für Elektroautos. "Dafür haben wir etwa eine Stunde gebraucht", sagte Jäger. Ladezeiten seien oft sehr lang.
Trotz des eher negativen Testergebnisses will die Schule jedoch auch weiterhin ein entsprechendes Elektrofahrzeug zur Verfügung stellen. Zur Sensibilisierung, aus pädagogischen Gründen. Die Suche läuft.
Das Elektroauto, ein Nissan Leaf, konnte bislang von Schülern, Lehrern, Sponsoren und anderen Interessenten für mehrere Stunden oder auch Tage ausgeliehen werden. Abgerechnet wurde dann jeweils in Abhängigkeit von gefahrener Strecke und Nutzungsdauer. Die Verfügbarkeit des Fahrzeuges war online ersichtlich, die Buchung erfolgte ebenfalls über das Internet. Für Schüler wurde ein besonders günstiger Tarif angeboten.