Viel los vor der Eichendorffschule: Burcu Kozanoglu arbeitet für den Donaueschinger Gemeindevollzugsdienst. Sie achtet darauf, dass die Verkehrssituation vor der Schule ungefährlich abläuft. Dazu gehört es auch, die Eltern beim Bringen der Schulkinder auf das absolute Halteverbot aufmerksam zu machen. Foto: Simon

Ordnungshüterin kontrolliert in der Eichendorffstraße. Kinder im absoluten Halteverbot abgesetzt.

Donaueschingen - Es ist noch dunkel, als sich Burcu Kozanoglu auf den Weg zur Donaueschinger Eichendorffschule macht. Dort beginnt ihr Arbeitstag. Die 39-Jährige ist Ordnungshüterin im Gemeindevollzugsdienst für das Donaueschinger Ordnungsamt – umgangssprachlich: der Stadtsheriff.

Die Schule ist ein Problembereich. Morgens, bevor der Unterricht beginnt und die Schüler ankommen, spitzt sich die Verkehrssituation in der Eichendorffstraße an manchen Tagen ziemlich zu: "Vor der Schule besteht ein absolutes Halteverbot. Viele Eltern halten dennoch, um ihre Kinder aussteigen zu lassen", erklärt Kozanoglu. Dann wird es gefährlich: Der Verkehr staut sich, Busse kommen nicht mehr durch, Kinder rennen über die Straße, auch zwischen den Autos hindurch. Das gilt es zu vermeiden: "Wir verstehen, dass jeder im Zeitdruck ist. Aber es gibt Regeln, die vor allem dazu dienen, die Kinder hier zu schützen", stellt die Ordnungsbedienstete fest.

Präsenz von Kozanoglu zeigt schon Wirkung

Nach und nach erwacht die sonst eher ruhige Straße zum Leben. Schüler kommen angelaufen, die ersten Busse halten, und immer mehr Autos fahren an. Allein die Präsenz von Kozanoglu zeigt schon Wirkung. Das bestätigt auch die Mutter eines Grundschülers: "Heute läuft hier alles so akkurat ab, das ist oft schlimmer."

Das erste Auto hält am Straßenrand, ein Kind steigt auf der Seite der Straße aus. Kozanoglu geht zum Fahrer. Ihr ist es wichtig, die Eltern darauf aufmerksam zu machen, hier nicht zu halten. Eine Verwarnung, also einen Betrag von 15 Euro, gibt es erst bei groberen Verstößen, oder wenn sich jemand zu uneinsichtig zeigt: "Viele sind verständnisvoll, wenn man es ihnen sachlich erklärt. Immerhin geht es um die Sicherheit", sagt Kozanoglu. Sie ergänzt: "Es gibt hier gerne auch einen Domino-Effekt. Wenn die Leute sehen, dass alle das so machen, schließen sie sich an." Beschwerden der Schule, von Anwohnern und Eltern gebe es immer wieder.

Immer mehr Autos rollen an, es wird unübersichtlich. Schließlich muss Kozanoglu verwarnen. Eine Mutter fährt auf die Straßenseite des Gegenverkehrs und lässt dort Kinder aussteigen. Das geht nicht. Der Hinweis auf den Verstoß, Beweisfoto und ein Knöllchen in Höhe von 15 Euro. "Das habe ich hier bisher auch noch nicht erlebt", sagt die 39-Jährige. So ein Verhalten sorge gleich in mehrfacher Hinsicht für Gefahren und verwirre auch die anderen Verkehrsteilnehmer. Mittels Smartphone gehen die Fahrzeugdaten und das Beweisfoto digital direkt zur Bußgeldstelle, die den Fall weiter bearbeitet.

Entsprechende Schulungen notwendig

Kozanoglu ist mittlerweile seit etwa drei Jahren in Donaueschingen tätig. Die gelernte Industriekauffrau war zuvor im Sicherheitsgewerbe tätig. Gute Voraussetzungen für die Arbeit im Gemeindevollzugsdienst. Schließlich sind noch entsprechende Schulungen notwendig, um mit den notwendigen Gesetzen vertraut zu werden. Immerhin umfasst das Aufgabengebiet einiges mehr als das bloße Kontrollieren von Parksünden: Der Jugendschutz spielt eine Rolle, Regelungen des Straßenverkehrs, Feld- und Umweltschutz und vieles mehr. "Im Prinzip ist das ein 24-Stunden-Job". Gearbeitet wird auch mal abends und am Wochenende. Wenn ein großes Fest stattfindet, wird nach dem Rechten gesehen, genauso wie bei anderen Großveranstaltungen in der Stadt. Außerdem sind Schulungen notwendig, um auch die Bewaffnung tragen zu dürfen: Pfefferspray und Schlagstock, keine Pistole. Seit Kozanoglu in Donaueschingen ist, war sie bisher nie gezwungen, etwas davon einzusetzen. Ihr ist wichtig, dass die Bürger auch die Perspektive der Ordnungshüter verstehen: "Ich würde mich auch aufregen, wenn ich wegen zehn Minuten Parkens ein Knöllchen bekäme. Allerdings gibt es die Regeln nicht ohne Grund", sagt sie.

Die Kommunikation mit den Bürgern ist der 39-Jährigen wichtig: "Ich kommuniziere gerne. Erst wenn ich merke, dass mein Gegenüber nicht einsichtig ist, es nicht funktioniert, dann erkläre ich die Rechtslage ganz sachlich. Meistens klappt das dann. Es gibt immer einen Weg, das verständlich rüberzubringen." Beleidigungen gebe es dabei öfter mal zu hören. Mittlerweile auch häufiger, als das früher der Fall war: "Viele Bürger sind sehr aggressiv. Das hat definitiv zugenommen." Man müsse sich zwar schon einiges sagen lassen, dabei aber immer sachlich bleiben und vor allem: "Nicht persönlich nehmen."

Tour durch das Stadtgebiet

Nachdem die Schüler im Gebäude verschwunden sind, macht sich die Ordnungshüterin auf ihre Tour durch das Stadtgebiet. Dabei ist sie nicht festgelegt, kennt aber die Stellen, an denen es oft Probleme gibt. Etwas weiter die Eichendorffstraße entlang steht ein Auto unmittelbar neben einer blauen Stadtbussäule. Dafür gibt es eine Verwarnung: "15 Meter davor und danach muss der Platz für den Bus freigehalten werden." In diesem Fall müsste der Bus ein Stück weiter fahren und würde dann eine Einfahrt blockieren. "Außerdem befindet sich die Haltestelle ja auch an diesem Platz, dass die Leute genau hier warten und ein- und aussteigen können."

Danach geht es weiter durch die Stadt. Über die Siedlung, über den Bahnhof bis in die Äußere Röte. Die Fahrt führt über das Totengässle in Richtung Grüningen. Solche gesperrten Bereiche – der Verkehr ist hier nur für die Landwirtschaft freigegeben – werden oft als Schleichwege benutzt. "Wir kontrollieren hier oft", sagt Kozanoglu. Schließlich führt der Weg zurück ins Büro im Rathaus. Dort liegt womöglich schon eine andere Angelegenheit auf dem Schreibtisch. Das schätzt die 39-Jährige an ihrem Beruf, er ist vielfältig und abwechslungsreich: "Langweilig wird es nie."

Das Ordnungsamt der Stadt Donaueschingen ist täglich mit einem mobilen Blitzer im städtischen Gebiet unterwegs. Das Gerät misst und fotografiert aus der Heckscheibe eines Fahrzeuges. Wo genau kontrolliert wird, legt der Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes fest. Das geschehe dabei nicht wahllos: "Wir gehen da etwa auch Hinweisen der Bürger nach, das in einem Bereich besonders gerast werde", erklärt Burcu Kozanoglu. Hauptbereiche seien vor allem Gefahrenzonen, beispielsweise vor Kindergärten. Im Gemeindevollzug arbeiten drei Vollzeit- sowie drei geringfügig Beschäftigte.