In Donaueschingen ist ein Schäferhund an den Folgen des Schneckenkorn-Gifts gestorben. Das Gift lag säckeweise im Sickenbühl in der Nähe des Hundeplatzes. Foto: Leif Piechowski

Am Hundeplatz Sickenbühl "säckeweise Schneckenkorn" entdeckt. Illegale Entsorgung oder Giftanschlag auf Tiere?

Donaueschingen - "Sickenbühl Nähe Hundeplatz! Ein fünf Monate alter Hund ist vor einer Stunde daran verendet!" Die Mitteilung im sozialen Netzwerk facebook verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Säckeweise Schneckenkorn sollen dort verstreut gewesen sein, teilt die Villingerin Autorin mit. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, nahm der Schäferhund eines Ehepaars das Gift am Silvestervormittag auf und starb daran. Die hellblauen Kügelchen seien auf einer Fläche von ein paar Quadratmetern ausgelegt gewesen.

Jetzt im weißen Schnee waren sie offensichtlich nicht schwer auszumachen, die blauen, todbringenden Körner. Ob lediglich aus Unachtsamkeit dort "entsorgt" oder – was schlimmer wäre – womöglich absichtlich abgelegt, das bleibt offen. Fest steht, dass das handelsübliche Schneckenkorn das Magengift Metaldehyd enthält. Dieses kann bereits in kleinen Mengen tödlich sein für Haustiere.

Im Gegensatz zu Rattengift wirkt Schneckenkorn bei Hunden wesentlich schneller und die ersten Symptome zeigen sich bereits nach 30 bis 60 Minuten. Ist das Gift dann erst über den Verdauungstrakt in den Kreislauf gelangt, hat auch der Tierarzt kein Gegengift mehr.

Erste Symptome für eine Vergiftung können sein: Erhöhter Speichelfluss, Erbrechen mit Blut, Reizung der Augen- und Mundschleimhaut, Durchfall, Krämpfe, Koordinationsstörungen und Fieber. In Verdachtsfällen muss der Hund sofort zum Tierarzt. Nur innerhalb von 30 bis maximal 60 Minuten kann die Giftaufnahme im Körper mit Hilfe von Brechmitteln, Magenspülungen und Abführmitteln verhindert werden.

Ist der nächste Tierarzt zu weit entfernt und der Hund noch bei Bewusstsein helfen 10 bis 15 in Wasser aufgelöste Kohletabletten als Erste-Hilfe-Maßnahme. Kohle absorbiert kurzfristig einen Teil des Giftes, so der Rat aus dem Hundetrainer–Netzwerk.

2004 hatte die EU Biozid-Rattengift verboten, denn bei falscher Dosierung können auch Hunde und Katzen qualvoll daran sterben, wenn sie einen Rattenköder fressen. Bei Schneckenkorn steht diese Festlegung noch aus.

Doch auch die frei verkäuflichen Ratten–Mittel aus dem Handel mit dem Wirkstoff Warafarin oder die ebenfalls todbringenden Substanzen der Cumarin-Abkömmlinge sind nicht ungefährlich und immer wieder verenden auch daran Haustiere. So etwa vor einigen Jahren bei Jungviehweidebauer Michael Birk, der einen seiner Hunde dadurch verlor oder in Pfohren, als das Kätzchen Nora 2012 an inneren Blutungen verendete. Letztendlich brachte nur ein Giftnachweis im Labor diesen Nachweis. Und wie eine toxikologische Untersuchung im Fall Birk im Tierhygienischen Institut Freiburg ergab, verendete auch der Hund in Mundelfingen durch die Aufnahme von Rattengift.

Derzeit ist nicht bekannt, durch wen das Gift ausgelegt wurde. Das Polizeirevier Donaueschingen, Telefon 0771/837830, hat ein Strafverfahren wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingeleitet und bittet um Hinweise aus der Bevölkerung. Das Gift wurde eingesammelt und entsorgt.Foto:Leif Piechowski