Souleymane "Samy" Sané, Vater des aktuellen deutschen Nationalspielers Leroy Sané, verfolgt ein Spiel bei der Fußball-EM 2016 in Frankreich. Foto: Witters

Fußball: Souleymane "Samy" Sané spielte für den FV Donaueschingen. Dieter Rinke war sein Förderer. 

Donaueschingen - Zwischen den Jahren 1982 und 1985 spielte der Vater des aktuellen FC-Bayern-München-Stars Leroy beim Fußballverein Donaueschingen. Sein Förderer Dieter Rinke erinnert sich an den pfeilschnellen Angreifer. Und erzählt von Ablösesummen, Charaktereigenschaften sowie Hintergründen.

Es ist ein schillernder Name im Profifußball, an den sich auch der eine oder andere Donaueschinger gut und gern erinnert: Souleymane Sané. Zwischen 1982 und 1985 schnürte der in der senegalesischen Hauptstadt Dakar geborene Ex-Stürmer seine Kickschuhe für den FV Donaueschingen. Heute drückt der 59-Jährige den eigenen Sprösslingen, die ebenfalls Fußballer sind, beide Daumen – einer davon: der 24 Jahre alte Leroy von Bayern München, deutscher Nationalspieler und ausgebildet in der Knappenschmiede des FC Schalke 04.

Als großer Förderer von Souleymane Sané bezeichnet sich Dieter Rinke, der als Trainer unter anderem für den FV Donaueschingen, FC Neustadt, SC Pfullendorf und FC 08 Villingen verantwortlich war. Der 71-Jährige sagt: "Samy hat mir alles zu verdanken, da lege ich großen Wert drauf." Rinke möchte sich aber keinesfalls Manager des 55-fachen senegalesischen Nationalspielers nennen, sondern vielmehr Impulsgeber.

Dass Sané überhaupt im Schwarzwald gelebt hatte, lag an seinem Militärdienst bei der französischen Armee. 1982 wurde er nach Deutschland versetzt, wo er zunächst in Villingen, danach in Donaueschingen stationiert war. Rainer Hoff war zu dieser Zeit Trainer beim damaligen Viertligisten FVD; Dieter Rinke stand in Neustadt an der Seitenlinie. "Souleymane wollte zu mir, dadurch sind wir in Kontakt gekommen. Aber als Eschinger habe ich das nicht gemacht, heute würde ich es allerdings anders entscheiden", blickt Rinke zurück. Als Typ war Sané "sehr anständig und sympathisch, er hat immer gelacht und für gute Stimmung gesorgt. Aber Samy war viel zu brav." Für das Team sei der Senegalese ein Geschenk des Himmels gewesen.

Wechsel nach Freiburg komplett gemanagt

Zwar ist Rinke nie Vereinscoach des Ex-Profis gewesen, aber bei einem Spiel als Trainer der Schwarzwald-Auswahl "habe ich ihn mit nacktem Oberkörper gesehen". Da wusste der 71-Jährige, "dass meine Stunde geschlagen hat". Rinke: "Samy kam mit seiner Schnelligkeit zu so vielen Chancen. Wenn er in einer Saison 20 Tore geschossen hat, hätte er eigentlich 40 machen müssen."

Mit seinen Leistungen auf dem Platz erregte Souleymane Sané schnell Aufsehen bei anderen Vereinen. Wie Dieter Rinke erzählt, empfahl er ihn Mitte der 1980er-Jahre dem damaligen Zweitligisten SC Freiburg. Dessen im Jahr 2009 verstorbener Präsident Achim Stocker "war ein Wahnsinnstyp und sehr fußballfachkundig", so Rinke. 1985 folgte dann tatsächlich der Wechsel in den Breisgau. "Das habe ich zu 100 Prozent gemanagt, aber die Vertragsverhandlungen wurden mit Werner Manz (ehemaliger Vorsitzender des FV Donaueschingen) geführt", erinnert sich Rinke.

Weil Sané beim Cooper-Test, mit welchem die Ausdauer eines Spielers überprüft wird, schlecht ausgesehen habe, sei Rinke mit Kritik von Vereinsseite konfrontiert worden. "Die Freiburger Verantwortlichen haben mich gefragt, was ich ihnen denn da angedreht hätte. Aber Samy war ein Sprinter. Ausdauerläufe konnte er wegen seiner Muskelstruktur gar nicht."

Für den Transfer habe der FVD eine Ablösesumme von 13 500 Deutsche Mark (DM) bekommen. Hätte der Sport-Club den Stürmer innerhalb von drei Jahren weiterverkauft, wäre der FVD mit zehn Prozent an der Ablösesumme beteiligt worden. "Souleymane wurde aber erst in der vierten Saison für 750. 000 DM nach Nürnberg verkauft. Da war ich stinksauer. Werner Manz hatte zuvor für Donaueschingen clever verhandelt."

Was sich im heutigen Fußballgeschäft lächerlich anhöre, sei zur damaligen Zeit viel Geld gewesen. "Samy hat Freiburg gerettet – sowohl sportlich als Spieler, als auch wirtschaftlich. Das hat mir Präsident Stocker nie vergessen", sagt Rinke. In der Spielzeit 1987/88 wurde Sané als erster ausländischer Spieler Torschützenkönig in der Zweiten Bundesliga. Daraufhin ging er zum Erstligisten, dem ersten FC Nürnberg. Als weiterer Teil der Abmachung mit dem SC Freiburg wurde Rinke zufolge vereinbart, dass die Freiburger für zwei unentgeltliche Freundschaftsspiele in das Donaueschinger Anton-Mall-Stadion kommen. "Da war ich dann mittlerweile Trainer des FVD."

Mit Dortmund und Saarbrücken verhandelt

Bereits 1987 habe der erste FC Saarbrücken Interesse an Souleymane Sané angemeldet. Rinke spricht in diesem Zusammenhang von einem Angebot einer anderen Kategorie: "Es ging um viel Geld. Ich war mit Samy dort, alle waren sehr zuvorkommend und bemüht. Uns wurde zum Beispiel die Stadt gezeigt, wir haben gut gegessen und waren in einem tollen Hotel." Für frühere Verhältnisse sei das Angebot gut bezahlt gewesen. Dennoch habe Sané abgelehnt.

Fast wäre der Senegalese übrigens bei Borussia Dortmund gelandet, wie Dieter Rinke erzählt: "Nicht als Stammspieler, aber Samy war ein Super-Joker für Liga eins und immer torgefährlich." Als er in Wattenscheid gespielt hatte, habe ihn Rinke dem damaligen BVB-Trainer Ottmar Hitzfeld empfohlen. "Der hatte auch Interesse, aber Wattenscheid forderte eine Million DM Ablöse."

Die Geschichte des FV und Souleymane Sané

Der FV Donaueschingen wurde 1920 als FC Donaueschingen (FVD) gegründet. Eigentlich hätte das laufende Jahr ein fröhliches für alle Mitglieder und Gönner werden sollen, denn der FVD wäre 100 Jahre alt geworden. Seit 2018 gibt es den Verein aber nicht mehr; der Geburtstag musste somit ausfallen. Ein stetiger Abstieg und Misswirtschaft hatten das Ende eingeläutet.

Geblieben sind Erinnerungen an Spiele gegen Bayern München, Borussia Dortmund, Werder Bremen oder den SC Freiburg. Langjährige Spielstätte des auf der Baar erfolgreichsten Fußballvereins war das Anton-Mall-Stadion im Donaueschinger Haberfeld. 1988 wurde der FVD Südbadischer A-Jugendmeister und Pokalsieger. In der Saison 1994/95 spielte der Fußballverein Donaueschingen in der baden-württembergischen Oberliga. 1996 wurde die Elf unter Trainer Dieter Rinke Südbadischer Pokalsieger und empfing anschließend im deutschen DFB-Pokal den Bundesligisten erster FC Köln. Einige Spieler wie Souleymane Sané, Markus Schuler, Martin Braun oder Ali Günes wechselten vom FV Donaueschingen direkt in das Profigeschäft.

Geboren wurde Souleymane Sané am 26. Februar 1961 in Dakar (Senegal). Als vierjähriger Junge kam er mit seinen Eltern nach Frankreich; er besitzt beide Staatsangehörigkeiten. Für den SC Freiburg, bei dem er unter anderem mit Joachim Löw den Sturm bildete, erzielte Sané in der Zweiten Bundesliga 56 Tore (107 Spiele). Bis heute ist er außerdem mit 39 Treffern Rekordtorschütze der SG Wattenscheid 09 in der Ersten Bundesliga. Weitere Stationen in seiner Profikarriere waren unter anderem: der erste FC Nürnberg, der FC Tirol Innsbruck, der FC Schaffhausen. Ein Vergleich zwischen dem aktuell aktiven Leroy Sané und dessen Vater Souleymane – ist das möglich? Ex-Fußballcoach Dieter Rinke sagt: "Leroy ist technisch viel besser. Und im Vergleich zu Samy kann er sogar köpfen. Bei der Schnelligkeit sind die beiden vergleichbar, aber Leroy ist niemals schneller als es sein Vater zu früheren Zeiten war."