Rüdiger Schell, der früher SPD-Kreisrat und pensionierte Lehrer aus Donaueschingen hat sich nach der Dissertation über das Kloster auf Hof bei Neudingen und dem Folgewerk nun die Aufarbeitung des Themas Reichsarbeitsdienst auf der Baar und des Lagers bei Hüfingen zur Aufgabe gestellt. Foto: Filipp Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach einer Dissertation über das Kloster bei Neudingen soll nun der Reichsarbeitsdienst beleuchtet werden

Donaueschingen (ff). Vor vier Jahren wurde der frühere SPD-Kreisrat und Lehrer am Donaueschinger FG Rüdiger Schell aus der Politik in den Ruhestand verabschiedet. Lange hielt bei dem heute 73-jährigen Sozialdemokraten die Ruhe nicht vor.Nach seiner Dissertation über das "Kloster auf Hof" bei Neudingen mit Veröffentlichungen 2008 und 2011 (wir berichteten) soll nun das Kapitel des Reichsarbeitsdienstes (RAD) beleuchtet werden. Ein relativ unbeschriebenes Blatt, wie Schell im Gespräch mit unserer Zeitung anmerkt und nach den Zisterzienserinnen und Dominikanerinnen jedenfalls auch ein Stück Heimatgeschichte ist und eine Betrachtung verdient.

Auf das Thema aufmerksam geworden war Schell durch einen Bericht im Schwarzwälder Boten ("Erinnerung lässt sich nicht ausblenden", 27. Januar 2009), der das Schicksal der Abteilung 2/263 des Reichsarbeitsdienstes im Lager Heinrich von Fürstenberg in der Nähe zu Wasserturm und den Eichhöfen zum Inhalt hatte. Denn 1938 wurden auch dort im Gewann Wurrholz Baracken errichtet. Vermutlich, weil das Lager Ankenbuck (zwischen Donaueschingen und Bad Dürrheim) zu dieser Zeit zu einem Konzentrationslager ausgebaut wurde und die Arbeitskräfte, die für die Vorfluter zur Landgewinnung im Moor benötigt wurden, anderweitig untergebracht werden mussten. Auch an einem militärischen Flugplatz im Wurrholz soll damals gearbeitet worden sein. Zeitzeugen, wie etwa Otto Böhm aus der Schaffhauser Straße oder Emil Moog (Eichhöfe) können sich noch an Inhaftierte in brauner Arbeitskleidung gut erinnern.

"Das hat mit interessiert", sagt Schell, dem sich sogleich zwei Fragen aufdrängen: Was passierte mit den KZ-Häftlingen und was haben später die Franzosen dort gemacht? Seine Recherchen zum Thema NS-Verbrechen führten ihn schon ins Staatsarchiv Ludwigsburg und in das Hüfinger Stadtmuseum. Auch Zeitzeugen konnte er ausfindig machen. Unter Druck steht der promovierte Pensionär indes nicht und er weiß nach seinen bisherigen Veröffentlichungen, dass gerade das Quellenstudium eine zeitintensive Angelegenheit sein kann.

Weitere Informationen: Rüdiger Schell, Telefon 0771/929 47 29

u Reichsarbeitsdienst (RAD) war eine Organisation des Nationalsozialismus. Ab Juni 1935 mussten in Deutschland junge Männer eine sechsmonatige, dem Wehrdienst vorgelagerte, Arbeitspflicht ableisten. Der NS-Arbeitsdienst war damit ein Pflichtdienst. Das im Juni 1935 erlassene Gesetz sah darin einen "Ehrendienst am deutschen Volke" vor. Die Ableistung der Arbeitsdienstpflicht war auch Voraussetzung für die Zulassung zum Studium. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Dienstpflicht 1939 auch auf Frauen ausgedehnt. Rodungsarbeiten für Autobahnen und Flugfelder waren Haupftaufgaben, die später auch auf Flakbatterien in Frontnähe oder den Bau militärischer Anlagen erweitert wurden.