Nach einen Höchststand im Jahr 2016, halbierten sich im Jahr 2019 die Diebstahlsdelikte um gut die Hälfte.Foto: Marks Foto: Schwarzwälder Bote

Kriminalität: Laut Polizeichef Thomas Knörr ist die Bea-Schließung der Grund / Knapp 1000 Straftaten

Nach der Bea-Schließung entspannt sich in Donaueschingen die Situation bezüglich der Straftaten. Die Zahlen liegen wieder unter VS und Tuttlingen

Donaueschingen (jak). Es gab 987 Straftaten, damit liegt Donaueschingen 2019 erstmals seit Jahren unter der Tausender Marke. Gerade 2016 und 2017 lagen die Werte mit 1541 und 1480 Straftaten deutlich darüber. "Das waren die Auswirkungen der Bea", erklärt Polizeichef Thomas Knörr, bezugnehmend auf die Erstaufnahmeeinrichtung, die im ehemaligen Kasernenviertel untergebracht war. Denn in den Jahren 2015 bis 2017 sei die Stadt Donaueschingen die am stärksten mit Kriminalität belastete Kommune im Schwarzwald-Baar-Kreis gewesen.

Das zeigt sich vor allem an der Häufigkeitszahl, mit der die Straftaten auf 100 000 Einwohner hoch- und runtergerechnet werden, um so die Kommunen miteinander vergleichbar zu machen. Lag sie 2016 bei 7086 und damit deutlich über dem Durchschnitt von 4311 im Schwarzwald-Baar-Kreis, liegt die Häufigkeitszahl nun bei 4382. "2016 und 2017 lag Donaueschingen vor Städten wie Tuttlingen, die als Schwerpunkt der Kriminalität gelten", sagt der Donaueschinger Revierleiter. Das habe sich nun wieder geändert, Donaueschingen hat sich in 2019 auch wieder hinter Villingen-Schwenningen positioniert, wo die Häufigkeitszahl bei 4635 liegt.

Der Vergleich mit anderen Kommunen der Polizeidirektion Konstanz sieht ebenfalls besser aus: Rottweil liegt bei 4700, Tuttlingen bei 6300 und Singen bei 8300, selbst Stockach oder Radolfzell liegen mit einer Häufigkeitszahl von 5800 noch vor Donaueschingen: "Ich will keinen Hehl daraus machen: Das kann sich auch wieder ändern", erklärt Knörr.

Über die Schließung der Notaufnahme ist man im Donaueschinger Revier nicht böse. Denn neben verstärkter Polizeipräsenz bedeutete es für die Donaueschinger Beamten auch etliche Einsätze. "Wir hatten im vergangenen Jahr 147 Abschiebungen. Größtenteils sind diese aber missglückt", blickt Knörr auf 2019 zurück.

Was dem Revierchef allerdings Sorgen bereitet, ist eine gesellschaftliche Entwicklung: "Fremdes Eigentum zählt heute nichts mehr", sagt Knörr. Das spiegle sich auch in den Sachbeschädigungen wieder, bei denen es die Täter auf Fahrzeuge abgesehen haben. Schnell sei ein Auto zerkratzt oder ein Spiegel abgetreten. Einen Schwerpunkt gebe es nicht, die Straftaten würden sich über das komplette Stadtgebiet verteilen. "Die Aufklärungsquote ist mit 20 Prozent relativ gering und wir sind hier auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen."

Anders sieht es mit der Aufklärungsquote im Bereich Rohheitsdelikte aus: "Hier haben wir eine erfreuliche hohe Aufklärungsquote von 89 Prozent." Hinzu kommt, dass nicht nur die Gesamtzahl gesunken ist, sondern auch die Körperverletzungen und die gefährlichen/schweren Körperverletzungen. Auch die Sonderauswertung "Gewalt gegen Polizeibeamte" zeigt sinkende Tendenz. 2016 war mit 15 Fällen ein Rekordniveau erreicht worden, das seither sinkt und nun von 13 in 2018 auf zehn Fälle in 2019 gesunken ist. Ob sich das für dieses Jahr halten lässt, ist fraglich, denn schon Anfang des Jahres gab es Thomas Knörr zufolge etliche Fälle.

Während der Durchschnittsbürger noch Respekt habe, mache sich dessen Verlust in bestimmten Kreisen bemerkbar. So würden Beamte beispielsweise angespuckt. Für Knörrs Kollegen eine zusätzliche Belastung, wenn der "Spucker" dann auch noch verkündet, er sei positiv auf Corona getestet worden, was aber dann doch nicht der Fall gewesen sei. Anfänglich hätte Corona zu keinen Problemstellungen geführt, doch mit den Lockerungen wären nun viele unsicher, was denn nun eigentlich erlaubt ist und was nicht. Eine Erfahrung, die auch Ordnungsamtsleiter Andreas Dereck gemacht hat. Doch auch die Polizeibeamten haben ihre Arbeitsweise angepasst: Der Schulungsraum, der außerhalb des Polizeigebäudes liegt, wird lediglich für erkennungsdienstliche Maßnahmen genutzt und ansonsten haben Außenstehende keinen Zutritt zum Gebäude.

Seit der Umsetzung der "Polizeistruktur 2020" gehört das Polizeirevier Donaueschingen zur Polizeidirektion Konstanz, von dort aus werden die Landkreise Rottweil, Tuttlingen, Konstanz und der Schwarzwald-Baar-Kreis betreut. "In der täglichen Arbeit hat das keine Auswirkungen", erklärt der Donaueschinger Revierleiter Thomas Knörr, der es nun aber mit anderen Vorgesetzten zu tun hat. Vor allem auf der administrativen Ebene mache sich die Neuerung bemerkbar. Das Zusammenwachsen brauche Zeit, aber der Bürger und die operativen Kollegen würden von der Umstrukturierung nichts mitbekommen.