Serverin Graf möchte Bürgermeister Donaueschingen werden. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgermeisterwahl: Severin Graf will zurück ins Kommunale / Aus familiären Gründen aufgehört

Den Titel Bürgermeister hatte Severin Graf bereits: Denn der 51-Jährige war von 2001 bis Ende 2017 Oberhaupt der 2100-Einwohner-Stadt Aach im Landkreis Konstanz.

Donaueschingen (jak). Zum Ende der zweiten Amtszeit entschied er sich, nicht noch einmal anzutreten. Amtsmüde? Zoff mit dem Gemeinderat? Oder die Befürchtung, von den Wählern nicht mehr im Amt bestätigt zu werden? Fehlanzeige. "Es hatte allein familiäre Gründe, dass ich mich dazu entschieden habe", sagt Graf. Nun möchte er allerdings in den Schoß der "kommunalen Familie", zu der er sich immer zugehörig gefühlt habe, zurückkehren.

Zwei Gründe kamen zusammen, dass Graf in Aach nicht noch mal angetreten ist. Gemeinsam mit seiner Frau Renate Graf-Leiber hatte er vor neun Jahren zwei kleine Mädchen aus Äthiopien adoptiert.

Der Bewerber tauscht mit seiner Frau die Rollen als die zwei gemeinsamen Kinder größer wurden

Da die Kinder damals dreieinhalb und ein Jahr alt waren, pausierte seine Frau als Hebamme und kümmerte sich um die Mädchen. Doch als die Mädchen größer waren, wollte Renate Graf-Leiber wieder in ihren Beruf zurück. "Wir haben entschieden, die Rollen zu tauschen", erklärt der Bewerber für das Donaueschinger Bürgermeisteramt.

Für ihn kein Problem, denn das Ganze fiel mit seinem 50. Geburtstag zusammen. "In mir ist der Gedanke gereift, dass, wenn ich mich beruflich noch einmal neu orientieren möchte, dann in dieser Lebensphase. Mit Ende 50 hätte ich an so etwas nicht mehr denken müssen."

Mittlerweile arbeite seine Frau wieder als Hebamme und im Sommer/Herbst 2018 begann Graf sich nach einer neuen Herausforderung umzusehen. Klar war für ihn immer, es soll zurück in die kommunale Familie gehen. Und so entdeckte er die Stellenausschreibung für das Amt des Ersten Beigeordneten in Donaueschingen. Was er las, hörte sich interessant an. Die Stadt war ihm ein Begriff.

Der 51-Jährige sieht sich für das Amt fachlich gut gerüstet: acht Jahre war er Kämmerer in Aach

"Und die Region passt von meiner Mentalität her." Das Zuständigkeitsgebiet des Bürgermeisters sei mit Planen und Bauen, dem Ordnungsamt und dem Bereich Bildung und Betreuung zwar ungewöhnlich zugeschnitten, umfasse jedoch die kommunalen Kernaufgaben. Und auch die interkommunale Zusammenarbeit, die über den Gemeindeverwaltungsverband Donaueschingen beim Bürgermeister angesiedelt ist, spreche ihn an.

"Das alles hört sich sehr interessant an", sagt Graf. Und auch die Gespräche mit Oberbürgermeister Erik Pauly und den Fraktionsvorsitzenden seien sehr positiv gewesen.

Und wo sieht Severin Graf seine Stärken? "Ich bin ein sehr empfindsamer Typ und kann mich in Situationen und Menschen hineinversetzen." So könne er viele nachvollziehen und jeden dort abholen, wo es nötig sei.

Außerdem habe er einen "messerscharfen und analytischen Verstand" und könne Situationen unvoreingenommen begegnen und Entscheidungen ganz ohne parteipolitische Prägung treffen. "Ich komme in jeder Situation gut zurecht."

Auch fachlich sieht der 51-Jährige sich gut gerüstet: Ausbildung für den gehobenen Dienst mit Studium an der Hochschule in Kehl, im Anschluss die erste Anstellung. Acht Jahre lang war er Kämmerer in Aach, hat viel gelernt, weil er für alles allein verantwortlich war.

In den 16 Jahren an der Ratshausspitze alle Facetten der Kommunalpolitik kennengelernt

Dann trat sein Chef Pirmin Späth nicht mehr an und Graf warf spontan seinen Hut in den Ring und wurde gewählt.

In den 16 Jahren als Bürgermeister habe er alle Facetten der Kommunalpolitik kennengelernt. Er wisse, wie die Politik und die Gremiumsarbeit funktionieren, und könne Mitarbeiter führen. "Ich habe das Geschäft von der Pike auf gelernt. Und auch wenn Aach zehnmal kleiner als Donaueschingen ist, die Handlungsfelder bleiben die Gleichen."

Und wie sieht es mit dem Umzug aus? Die Familie wohnt aktuell in Emmingen-Liptingen und ist den 16 Jahren, in denen Severin Graf Bürgermeister war, nie nach Aach gezogen.

Berufliche Veränderung würde einen Umzug nach Donaueschingen für die ganze Familie nach sich ziehen

Seine Frau hatte er bei der ersten Wahl gerade erst kennengelernt, da seien noch nicht die großen Zukunftspläne gemacht worden. Dann erbte Renate Graf-Leiber ein Haus in Emmingen und die Fahrzeit nach Aach betrug auch nur eine Viertelstunde.

Dass er nicht vor Ort gewohnt habe, sei zwar Thema gewesen, aber nie ausschlaggebend. "Ich war mehr in Aach als mancher Aacher." Bei Donaueschingen sähe es anders aus. "Es war immer klar, dass, wenn ich mich beruflich verändere, für die Familie auch ein Umzug anstehen wird", sagt Severin Graf.

Noch vier Tage bis zur Bürgermeisterwahl: Denn der Nachfolger von Bürgermeister Bernhard Kaiser wird am kommenden Dienstag, 15. Januar, um 18 Uhr von den Gemeinderäten gewählt. Die Wahl findet extra im Strawinsky Saal der Donauhallen statt, damit auch die Bürger den Wahlgang verfolgen können.