Der Altermedia-Administrator sitzt in Untersuchungshaft. Foto: Eich

Altermedia-Administrator war auch in Donaustadt bei Kundgebung präsent. Ralph K. soll volksverhetzende Inhalte verbreitet haben.

Donaueschingen - Sie treten gern als besorgte Bürger auf. Doch dass sich unter die Teilnehmer der "Nein zum Heim"-Kundgebungen auch eindeutig Personen mit rechtem Gedankengut zeigt sich an einer Verhaftung, die bundesweit für Aufsehen sorgt.

Es geht um Ralph K., der als Administrator die Neonazi-Seite Altermedia betrieben haben soll. Am Mittwoch wurde er verhaftet, gestern dem Haftrichter vorgeführt. Nun sitzt er in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Er soll über die Internetseite strafbare Inhalte wie etwa volksverhetzende Äußerungen verbreitet haben.

Im Schwarzwald ist Ralph K. kein Unbekannter: Der St. Georgener hatte beispielsweise 2014 für die NPD-nahe Deutsche Liga für Volk und Heimat (DLHV) für den Kreistag kandidiert. Auch war in Villingen bei den Demonstrationen des der SBH-Gida anzutreffen. Auch in Donaueschingen ist Ralph K. bereits in Erscheinung getreten – und das nur vier Tage vor seiner Verhaftung. So war er am Samstag auf dem Platz am Hanselbrunnen unter den Teilnehmern der "Nein zum Heim"-Kundgebung anzutreffen. Er war jedoch nicht nur einer der Zaungäste, sondern als "Ordner" der Organisation im Einsatz. Auch bei der der ersten Kundgebung, die im vergangenen November auf dem Max-Rieple-Platz stattgefunden hat, war er neben dem Johannes Hartmann, der die beiden Kundgebungen in Donaueschingen angemeldet hat, einer der Redner.

Meinung vom Blatt abgelesen

Gut eine Viertelstunde sprach er damals oder vielmehr: Er las seine Meinung vom Papier ab, weil er sich wohl schon bewusst war, dass seine Äußerungen nicht immer mit dem Grundgesetz vereinbar sein können: "Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht in diesem Land, welches aber nicht für alle gilt. Dies ist auch ein Grund, warum ich hier meine Rede auf diesen Blättern ablese, statt frei meine Meinung zu äußern. Wenn ich dies tun würde und dabei nur ein falsches Wort sage, werde ich für meine Meinung in Form von Bußgeldern oder Gefängnisstrafe belohnt", so Ralph K. im November.

Davon dass eine Verhaftung unmittelbar bevorsteht, war während der Kundgebung am Samstag nichts zu bemerken. Zum einen geht die Polizei in solchen Fällen sehr vorsichtig vor und informiert auch nicht alle beteiligten Beamten, um die anstehende Verhaftung nicht zu gefährden.

Zum anderen ist es auch üblich, dass bei großen Versammlungen zivile Beamten die Veranstaltungen beobachten, um gewisse Punkte im Blick behalten.

Donaueschingen. Johann Wenzel Kalliwoda starb am 3. Dezember vor 150 Jahren in Karlsruhe im Alter von fast 66 Jahren. Von 1822 bis 1866 war er fürstlich-fürstenbergischer Hofkapellmeister. Er wurde 1801 als Sohn eines mährischen Vaters und einer ungarischen Mutter in Prag geboren, bekam seine musikalische Ausbildung bereits ab 1811 am Prager Konservatorium und studierte Geige und Komposition.

Als ausgezeichneter Geiger spielte Kalliwoda sechs Jahre im Prager Theaterorchester. Als ein typisches Kind der Donaumonarchie kam er bei einer Konzertreise auch an den Donaueschinger Hof. Der kunst- und musikliebende Fürst Karl Egon II. gewann Kalliwoda als neuen fürstenbergischen Hofkapellmeister.

1822 trat jener die Stelle an; zuvor aber heiratete er in Prag die Sängerin Therese Brunetti. In Donaueschingen richtete er sich mit seiner Frau und der immer größer werdenden Familie – das Ehepaar hatte acht Kinder, von denen zwei sehr früh starben – in der kleinen Residenzstadt auf der Baar ein, wo er im heutigen Pfarrhaus von St. Johann wohnte. Er komponierte, leitete die Hofoper und die fürstliche Kapelle, trat als Solist auf und unterrichtete die Kinder des Fürsten. Ein reiches musikalisches Leben entfaltete sich in Donaueschingen unter Kalliwodas Leitung.

Sein kompositorisches Schaffen war enorm, sein Oeuvre umfasst etwa 450 Stücke und erlangte zu seinen Lebzeiten eine recht große Bekanntheit. Über die Bedeutung Kalliwodas für die Musikwelt wird das geplante Symposion im Dezember Aufschluss geben. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, was Kalliwoda und seine große Familie in Donaueschingen hielt und was ihn zu einem bedeutenden Bürger machte. Der Fürst zeigte sich ihm gegenüber sehr großzügig, die geschenkte Stradivari war ein Beispiel dafür.

Kalliwoda konnte immer wieder auf Konzertreisen gehen – zum Beispiel nach Leipzig ans Gewandhaus, wo er Felix Mendelssohn Bartholdy traf. Erst die Folgen der 48er-Revolution brachten in das Baarstädtchen einige Unruhe, und vor allem nach der Zerstörung des Hoftheaters durch Brand erlahmte das Musikleben am Hof.

Kalliwoda ging zu seinen Kindern nach Karlsruhe, wurde allerdings von Fürst Karl Egon III. 1857 wieder an die alte Wirkungsstätte zurückgerufen. Der vollständige Wiederaufbau des Musiklebens gelang ihm allerdings nicht mehr so recht, und 1866 zog er nach seiner Pensionierung nach Karlsruhe zu seinem Sohn Wilhelm, der dort als Kapellmeister Karriere gemacht hatte, wo er schon am 3. Dezember starb.

Nur wenig erinnert heute in der Stadt an Kalliwoda: der Straßenname, das Denkmal im Schlosspark und der Narrenmarsch, dessen geistige Vaterschaft man mit Fug und Recht Kalliwoda zurechnen kann.

Die Erinnerung frisch erhält auch die mehrfache Aufführung der großen Messe in A-Dur, die Kalliwoda zur Silberhochzeit von Fürstin Amalie und Fürst Max Egon komponierte.