Noch stehen die Kegel – Sarina Thormann hat ja auch die Kugel lässig im Arm. Die 19-jährige ist deutsche Meisterin im Kegeln. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Männersportart – bitte umdenken: Sarina Thormann holte für den SKC die erste deutsche Meisterschaft

Von Steffen Maier

Donaueschingen. Üblicherweise läuft das so: Wenn Sarina Thormann gefragt wird, ob sie Sport mache, und wenn sie antwortet, jawohl, ich kegele, dann wird sie meistens angegrinst. Was? Du kegelst? Als Frau? Als junge Frau? Jawohl, sie kegelt, und wie: Sarina Thormann hat sich am vergangenen Wochenende in Ravensburg zur deutschen Meisterin der Juniorinnen unter 23 Jahren gekegelt. Es ist der erste deutsche Meistertitel und damit der größte Erfolg für den Donaueschinger Sportkegelclub (SKC).

Kegeln, das ist auch in Donaueschingen eigentlich eher eine Männersportart, ganz ähnlich wie Fußball. Dass Sarina Thormann darauf kam, ist einem Zufall zu verdanken: Der Freund einer Freundin kegelte in einer AG der Realschule Donaueschingen, und sie probierte es einfach auch mal aus. Da war Sarina Thormann neun Jahre alt.

Es gibt zwar keine Statistik darüber, aber vermutlich hat fast jeder Deutsche mindestens einmal in seinem Leben schon versucht, alle Neune zu treffen. Kegeln ist ein beliebtes Freizeitvergnügen. Für Sarina Thormann wurde es schnell mehr: ein Sport. Kurz nach ihrem ersten Kontakt mit den Kugeln trat sie dem SKC bei, trainierte regelmäßig und spielte irgendwann in der Damenmannschaft mit. Trainer war zu Beginn ihrer aktiven Zeit Adolf Bausch, er zeigte ihr, worauf es ankommt, woran Hobby- und Gaudispieler oft nicht denken: das richtige Stehen auf der Bahn, die Schulterstellung, die perfekte Handbewegung. "Adolf Bausch habe ich praktisch alles zu verdanken", sagt Sarina Thormann. Bei den Meisterschaften in Ravensburg wurde sie von der neuen Trainerin Patricia Weisbrod betreut, und es klappte alles wie am Schnürchen, obwohl die Voraussetzungen nicht gerade die besten waren: In der Anlage herrschte eine Gluthitze, Sarina Thormann war nervös und musste als erste auf die Bahn – sie mag es lieber, wenn die Konkurrentinnen vor ihr dran sind. Trotzdem lief’s: Sie schaffte 543 Holz, genau so viel wie die Zweitplatzierte – aber die Donaueschingerin hatte die Nase vorn, weil sie besser abgeräumt hatte.

Die 19-Jährige ist für den KSC Donaueschingen nicht nur wegen des Meistertitels, sondern auch wegen ihres Alters eine große Hoffnungsträgerin. Den Keglern erging es in den vergangenen Jahren wie vielen anderen Sportvereinen auch: Der Nachwuchs bleibt aus, die Mitglieder werden weniger, 21 Aktive sind es derzeit noch. Im Vorjahr haben sich die Donaueschinger deshalb mit den Keglern des SKC "Alle Neune" aus Bräunlingen zur Spielgemeinschaft zusammengetan. Diese Spielgemeinschaft wiederum hatte für Sarina Thormann noch einen ganz anderen Gemeinschaft-Effekt: Hier lernte sie Sascha Strobel kennen, er kegelt auch. Seit einem halben Jahr sind die beiden ein Paar. Neidlos erkennt der Bräunlinger Kegler an, dass seine Freundin ihm sportlich klar überlegen ist.

Die Meisterschaften waren zugleich das krönende Ende der Saison, jetzt ist erst einmal Sommerpause. Möglicherweise wird Sarina Thormann noch zu einem Sichtungslehrgang eingeladen, wer weiß. Die volle Konzentration gilt nun dem Abschluss des Berufskollegs I an den Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen in Donaueschingen.

Dazwischen wird Sarina Thormann aber ganz sicher auch Kegeln gehen, vielleicht mit ihrer Schwester und ihrer Mutter, auch sie sind für die SKC aktiv. Und vielleicht ja auch mit der Oma, auch sie greift – hobbymäßig – mit ihren 74 Jahren immer wieder gern zur Kugel. Kegeln – nur etwas für Männer? Da können die Damen der Familie Thormann nur drüber grinsen.