Die Stars des Abends: das Slam-Team "Einfach so" mit Cäcilia Bosch und Ansgar Hufnagel. Foto: Fischer Foto: Schwarzwälder Bote

Art Plus: "Poetry Slam" im rappelvollen Spiegelsaal des Museums begeistert Donaueschinger Publikum

Das Museum Art Plus mit seiner Leiterin Simone Jung ist immer wieder für eine innovative Überraschung gut. So auch am Samstagabend im Spiegelsaal des Museums.

Donaueschingen. Auf dem Programm stand ein Dichterwettstreit, auch bekannt als "Poetry Slam".

Für über die Hälfte des Publikums im voll besetzten Spiegelsaal war dieser Poesiewettstreit mit sieben Slammern aus dem ganzen süddeutschen Raum das erste Live-Erlebnis seiner Art. Präsentiert wurde die Veranstaltung von Moderator und selbst Slammer Elias Ratz. So mancher Literaturfreund wurde an die mittelalterlichen Sängerwettstreite der Minnedichter – siehe Richard Wagners große Oper "Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg" – erinnert.

War auch die Stimmung für manchen Besucher angesichts der rasenden Sprechgeschwindigkeit noch etwas gewöhnungsbedürftig – man ist vielleicht noch an ältere Wertmaßstäbe und Kriterien gewöhnt – konnte man doch die Auftritte der einzelnen Akteure sehr wohl differenziert und vieles auch mit Vergnügen und Genuss erleben. Begeisternd und stilbildend zugleich waren zu Beginn, nach der Pause und vor dem Finale die Auftritte des Slam-Teams "Einfach so" mit Cäcilia Bosch und Ansgar Hufnagel aus Freiburg. In der Ankündigung versprachen die beiden Slammer "reichlich Poesie und Herzblut im Gepäck", und es gab ein Übermaß davon zu erleben, was dann immer wieder zu Begeisterungsstürmen beim gesamten Publikum führte. Synchron und im Duett, mit vielen Wortspielen, sarkastischen und feinsinnigen Anspielungen, mit derbem Witz und feinem Humor ausgestattet, lieferten die beiden eine großartige Show. Mimik, Gestik, Bewegung, mit großartiger sprachlicher Gestaltungskraft vermittelten sie große Kunst. Ihre Texte spannten einen weiten Bogen. Sehr private bis intime Themen von Beziehungen und Liebe bis hin zu "Genuss-Stücken" rund um Schokoladenrippchen bestimmten die Themen ihrer Texte. Ein beeindruckender Höhepunkt war sicherlich ihr Text über die traumatischen Erlebnisse von Soldaten in beklemmenden Kriegssituationen.

Den eigentlichen Wettstreit lieferten sich sieben Slammer. Alle mussten in der Vorrunde ihre Texte in einem Zeitlimit von sieben Minuten vortragen. Die im Publikum verteilte Jury bewertete wie beim Eiskunstlauf die Präsentation mit Punkten von eins bis zehn. Vier Slammer kamen mit einem weiteren Text in die Finalrunde.

Allen Teilnehmern war sichtlich gemeinsam, wie die Freude und der Spaß an dem Wettstreit sie erfüllten. Alle waren mit spürbarer Begeisterung bei der Sache. Von lustigen, stimmungsvollen, melancholischen und nachdenklichen Texten mit alltäglichen Themen vom Kuscheln über Beziehungen bis hin zu den Erlebnissen eines genervten Vaters auf dem Spielplatz: Stimmungen in allen Variationen wurden variantenreich präsentiert.

Es gab schließlich zwei sehr verdiente Sieger bei Punktgleichheit: Oliver Walter und Artem Zolotarov, der als einziger seine beiden Texte ohne Vorlage vortrug. Das heute übliche Sprechtempo machte ihm und vor allem auch den Zuhörern keinerlei Probleme. Vom Pianissimo, fast Flüstern, bis zum kräftigen Forte, voller Leidenschaft und Nachdenklichkeit bearbeitete er so schwierige Problemfelder.

Ein zentrales Thema war die große Schwierigkeit der menschlichen Seele unserer Zeit, die Angst.