Gangster, nehmt euch in Acht vor diesem Mann (und seinen Kollegen): Ingo Baumann ist für ein Jahr der oberste Polizist in Donaueschingen. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Bisher bewilligtes Geld reicht nicht aus

Von Steffen Maier

Donaueschingen. Mängel erkannt, Geld bewilligt, Pläne da: Die Modernisierung des Donaueschinger Polizeireviers schien vor zwei Monaten fest ausgemachte Sache zu sein. Im September dieses Jahres sollten die Arbeiten beginnen. Jetzt hakt’s plötzlich wieder im Sanierungs-Getriebe.

Der seit langer Zeit von den Polizeibeamten erhoffte umfassende Umbau verzögere sich erneut, wie Ingo Baumann, seit Beginn des Monats der kommissarische Leiter des Reviers (siehe nebenstehenden Artikel), dem Schwarzwälder Boten sagte. Der Grund dafür: Zwar habe das Land Geld für die Sanierung bereit gestellt – doch die 1,25 Millionen Euro reichen bei weitem nicht aus.

Wenige Tage vor Weihnachten war im Dezember 2010 die vermeintlich frohe Botschaft von dem quasi vor der Tür stehenden Umbau bekannt geworden (wir berichteten); auch ein Zeitplan lag schon vor: Im September diesen Jahres sollten die Beamten für die Zeit der Sanierung – ein knappes Jahr – in das ehemalige Straßenbauamt in der Max-Egon-Straße umziehen. All diese Pläne sind nun erst einmal vom Tisch, wie Baumann sagte.

Mängel gibt es in dem historischen Gebäude an der Ecke Villinger-/Lehenstraße zuhauf: fehlender Brandschutz, Zellen, die nicht auf dem neuesten Stand sind, und vor allem mangelhafte sanitäre Einrichtungen für Frauen – die derzeit sieben Polizeibeamtinnen müssen beispielsweise in umfunktionierten Heizungsräumen duschen. "Das Donaueschinger Polizeirevier wurde in den 50er-Jahren als ›Männer-Revier‹ konzipiert – in heutiger Zeit bringt das nun Probleme mit sich", so Baumann. Landesweit werde damit gerechnet, dass in Zukunft bis zu 40 Prozent der Polizisten Frauen sind.

Im Januar haben sich Architekten und Planer die Mängel angesehen und die voraussichtlichen Kosten kalkuliert. Ergebnis: Um das Revier auf den neuesten Stand zu bringen, sind nicht 1,25, sondern 2,5 Millionen Euro, also glatt das doppelte, notwendig. Der Sanierungs-Antrag ist deswegen zurück nach Stuttgart gegangen, zu weiteren Beratung im Justiz- und Innenministerium.

Ingo Baumann ist skeptisch, ob das zusätzliche Geld noch in diesem Jahr bewilligt wird. Nächstes Jahr im März geht der Polizeihauptkommissar in Pension – und er glaubt auch nicht mehr daran, dass davor die Arbeiten beginnen und er in die Max-Egon-Straße umziehen muss: "Das Ende meiner Dienstzeit erlebe ich hier, im alten Polizeirevier."

Donaueschingen (mai). Dass er seine berufliche Laufbahn jetzt, im letzten Jahr vor der Pensionierung gemütlich zu Ende bringt, das kann man nun wirklich nicht sagen. Das Gegenteil ist richtig: Im Spätherbst seiner Polizei-Laufbahn übernimmt Ingo Baumann (59) noch einmal richtig Verantwortung. Nachdem die Revierleiterin Tanja Kolberg, die ein Kind erwartet, vor kurzem in Mutterschutz gegangen ist, ist der Polizeihauptkommissar nun der kommissarische Chef der Donaueschinger Polizei.

Genau gesehen war er das schon öfters: Seit 1986 ist Ingo Baumann stellvertretender Revierleiter in Donaueschingen. In dieser Zeit hat er seine Chefs immer wieder vertreten und war in Zeiten, in denen die Leitungsstelle vakant war, der oberste Polizist in der Stadt. "Das ist also nichts Neues für mich", sagt Baumann, der im Februar 1977 nach Ausbildung und Zwischenstation in Konstanz als Leiter der Führungsgruppe nach Donaueschingen gewechselt war. Auf der Baar habe er sich von Beginn an wohl gefühlt, hier ist er mit seiner Familie heimisch geworden.

Heimisch geworden ist er auch in seinem Büro. Für die Zeit bis zur Pensionierung bleibt er drin, will nicht umziehen ins eigentliche Chefzimmer, das gleich nebenan liegt. Sich vorübergehend niederlassen wird dort ein neuer Mann oder eine neue Frau: Mit Ingo Baumanns Aufstieg ist die Stelle des stellvertretenden Revierleiters vakant geworden; demnächst wird über die Neubesetzung entschieden. Ende März 2012 geht Baumann in Pension, Tanja Kolberg kommt allerfrühestens Mitte April 2012 nach der Elternzeit zurück; in der Zwischenzeit muss dann der neue Stellvertreter das Revier leiten – genau so, wie es Ingo Baumann in den vergangenen Jahren immer wieder getan hat.