Über Facebook kursiert seit Wochen ein Gerücht über eine angebliche Vergewaltigung in Donaueschingen. Foto: dpa

Donaueschinger Revierleiter äußert sich zu Gerüchten in sozialen Medien. Ursprung lässt sich nicht zurückverfolgen.

Donaueschingen - Donaueschingen wird seit Wochen von einem Gerücht beherrscht: Ein Asylbewerber soll eine junge Frau am Bahnhof vergewaltigt haben - alternativ sind es mehrere Flüchtlinge, die junge Mädchen belästigt haben sollen. „An diesem Gerücht, dass es eine Vergewaltigung gab, ist überhaupt nichts dran. Es gibt keinen polizeilich registrierten Fall zu vermelden“, so der Donaueschinger Revierleiter Jörg Rommelfanger. Weder im Bahnhofsbereich habe es einen solchen Fall gegeben. Noch sei bekannt, dass ein Asylbewerber in Donaueschingen ein Frau vergewaltigt hat. „Es entspricht einfach nicht der Wahrheit“, so Rommelfanger. Das Gerücht lasse sich nicht zurückverfolgen - weder zu einem Opfer noch zu einem Täter.

Dennoch zieht das Gerücht weite Kreise und wird von Version zu Version abstruser und wirrer im Bezug auf den Tathergang. So manch einer sagt sich jedoch: Wenn doch so viele davon gehört haben und so viele es erzählen, dann muss etwas an der Sache dran sein.

Mädchen ist je nach Gerücht 14 oder 23 Jahre alt

Könnte es vielleicht sein, dass der Fall überhaupt nicht bei der Polizei gemeldet wurde? Aus seiner beruflichen Erfahrung heraus geht Rommelfanger nicht davon aus - und das aus mehreren Gründen. So soll das Mädchen - das je nach Gerücht 14 oder 23 Jahre alt sein soll - so massive Verletzungen davongetragen haben, dass es sich im Krankenhaus befindet. „Das Personal dort ist aber auf solche Fälle sensibilisiert und reagiert bei den entsprechenden Verletzungen auch sofort.“ Hinzu komme, dass ein solch junges Mädchen meist noch in einem geschützten Umfeld befinde und beispielsweise die Eltern so etwas mitbekommen würden.

Für äußerst bedenklich hält Rommelfanger aber mittlerweile das Ausmaß, das das Gerücht angenommen hat. „Ich habe eine ungutes Gefühl“, sagt er. So sei beispielsweise ein Asylbewerber bereits in der Stadt angegangen und übelst beschimpft worden. Bislang wären die Asylbewerber in der Stadt vorbildlich aufgenommen worden. Viele Bürger würden sich ehrenamtlich engagieren, um für die Flüchtlinge in der Stadt eine Willkommenskultur zu schaffen.

Gutes Klima gefährdet

Dieses gute Klima, das bislang in der Stadt herrschte und mit dem die Flüchtlinge aufgenommen wurden, sieht Rommelfanger nun gefährdet und in der Stadt durch ein ungerechtfertigte Anschuldigung Fremdenhass generiert werde. Zum einen werde es den Asylbewerbern nicht gerecht: Denn in Donaueschingen wären das Kriminalitätsaufkommen unter den Asylbewerbern völlig unauffällig. Zum anderen werde es auch den zahlreichen Helfern nicht gerecht, die sich ehrenamtlich engagieren. Hinzu kommt, dass das Gerücht auch Ängste im öffentlichen Raum schüre.