Da momentan keine Besucher in der Mediclin Senioren-Residenz empfangen werden werden dürfen, ist das Konzert mit Gregor Lange (links im Bild) und Sebastian Schnitzer (rechts) eine willkommene Abwechslung.Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Pandemie: Als Künstler in der Corona-Krise / Wie Pianist Sebastian Schnitzer damit umgeht

Pianist Sebastian Schnitzer und Sänger Thomas Sausen hatten einen Auftritt. Während der Corona-Krise. Dabei haben sie vor einem Publikum von hunderten Leuten musiziert und zwar online.

Donaueschingen (guy). Der Auftritt fand in Schnitzers Wohnzimmer statt, mit dem notwendigen Sicherheitsabstand zwischen den Künstlern. Das Ganze wurde live ins Internet übertragen. In der Corona-Krise ist Kreativität gefragt.

Doch wie meistern Kreative diese Zeit, wenn sie hauptberuflich in diesem Bereich arbeiten, so wie Sebastian Schnitzer. Der professionelle Musiker lebt von Auftritten, vom Unterrichten, so etwa auch an der städtischen Kunst- und Musikschule. Im Moment ist jedoch alles nahezu komplett runtergefahren. "Mit ein paar Schülern mache ich weiterhin Unterricht. Das geht per Webcam. Allerdings machen nicht alle mit", erklärt Schnitzer.

Dabei laufen zwei Kameras, eine filmt von oben das Klavier: "Es hat auch Vorteile. Ich kann etwa Noten direkt an den Schüler rüberschicken. Allerdings ersetzt es den Unterricht nicht." Was fehle, das sei die Schwingung, das Gefühl. Schnitzer hofft nun, dass ab Mai zumindest wieder Einzelunterricht möglich sein wird.

Dennoch ist der Sänger der Rockabilly-Band "Billy Bob and the Buzzers" positiv gestimmt: "Musiker sind sowieso sehr anpassungsfähig. Es gibt immer mal Zeiten, in denen es eben etwas schlechter läuft. Wichtig ist doch, wenn alles wieder offen ist, dass auch Leute da sind, um für Leben zu sorgen." Das Soziale, das Verbindende, sei ein wesentlicher Faktor der Musik.

Schnitzer kennt jedoch auch Beispiele von Kollegen, die schon am Existenzminimum angekommen sind und hoffen, dass die Bühnen bald wieder offen stehen. Ein Kollege in Belgien spiele immer in Deutschland. Er habe allerdings keinen Anspruch auf Unterstützung, in Belgien gibt es das nicht.

Stimmung ist "positiv"

Nach einer neuen Arbeit habe sich Sebastian Schnitzer noch nicht umgeschaut: "Meine Stimmung ist relativ positiv. Vielleicht sind Auftritte ja auch auf kleinen Bühnen eher wieder möglich", sagt er. Bis dahin sucht er sich andere Wege, Musik zu machen. Immerhin ist sie nicht nur Beruf, sondern auch Leidenschaft. Und geübt werden sollte ja auch: "Von fünf Auftritten die Woche plötzlich auf null, das ist schon extrem."

Deshalb gibt Schnitzer etwa Konzerte, die im Rahmen der Corona-Verordnung eben möglich sind. So wie der Auftritt mit Gregor Lange im Garten der Mediclin-Seniorenresidenz. Das allerdings gratis. "Die Leute können seit Wochen keinen Besuch empfangen. Ich denke auch die Angehörigen finden solche Aktionen gut." Man überlege, ob man nun vielleicht auch andere Altenpflegeheime in der Region besuchen könne. "Es war toll. Wir haben eigentlich eine halbe Stunde eingeplant, im Endeffekt dauerte es über eine Stunde", so Schnitzer. Und außerdem gebe es eine direkte Reaktion.

Das sei etwas, das bei den Online-Auftritten fehle und auch vermisst werde. "Natürlich ist es eine tolle Möglichkeit. Ich habe Freunde in Irland, die konnten zuschauen. Aber wir spielen und sehen die Reaktionen der Zuschauer nicht." Das sei auch ein Reiz, bei einem Auftritt mehrerer Musiker vor Publikum.

Das Konzert aus Schnitzers Wohnzimmer sei mit den Kameras von Laptop und Tablet gefilmt worden. Stück für Stück wolle man sich hier anhand der gemachten Erfahrungen verbessern. Schließlich wisse niemand, wie lange die Krise noch andauere. Also werde es wohl auch noch weitere Online-Konzerte geben. "Vielleicht zieht sich das ja noch."

Froh ist Schnitzer über die positive Resonanz zum Wohnzimmerkonzert mit Thomas Sausen. Viele Wünsche seien eingegangen, manche ein wenig zu kurzfristig, um sie noch umsetzen zu können. Aber die Menschen haben sich gefreut: "Ich habe sogar Anrufe mit Wünschen erhalten", sagt Schnitzer. Als Dank für das Konzert habe sogar jemand fünf Euro in den Briefkasten gelegt. Musik als wichtiger Faktor für das Miteinander.

Nächstes Konzert

Nach dem Wohnzimmerkonzert mit Thomas Sausen steht schon ein weiterer Termin fest: Am Freitag, 24. April, startet um 20 Uhr die zweite Auflage. Dieses Mal mit Sängerin Sarah Rinklin. Wie Sebastian Schnitzer sagt, gebe es eventuell auch noch weitere Konzerte. Auch dieses Mal sind Liedwünsche möglich, die vorab geschickt werden sollten. Das geht per Facebook oder per Email an info@sebastianschnitzer.de. Live übertragen wird das zweite Wohnzimmerkonzert auf Schnitzers Facebook-Seite, aber auch unter www.lieferservice-donaueschingen.de