Gerade noch einmal davongekommen: Philipp Lahm ist sichtlich gezeichnet. Foto: dpa

Weiterkommen oder Endstation? Fußball-Kenner trauen der deutschen Nationalmannschaft noch einiges zu.

Donaueschingen - Die Leistungen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft waren vom ersten Tag an durchwachsen.Die Begegnung gegen Portugal beim 4:0 einmal ausgeschlossen. Das 2:2 gegen Ghana war taktisch undiszipliniert, das 1:0 gegen die USA war ein mühsamer Arbeitssieg, und ein glückliches 2:1 über Algerien folgte im vierten Spiel. Zu was ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft noch in der Lage? Ist sie gar reif für den Titel, nach 1990? Der Schwarzwälder Bote fragte bei Fußballkennern in Donaueschingen nach.

Erik Pauly, Oberbürgermeister von Donaueschingen: Meine Meinung hat sich auch nach den ersten drei Wochen des Turniers nicht geändert. Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass die deutsche Mannschaft den Titel holen wird. Sie ist eine Turniermannschaft, die noch steigerungsfähig ist, und sie ist, was die individuelle Klasse der Spieler angeht, eines der besten Teams. Deutschland wird Weltmeister."

Jörg Rommelfanger, Leiter des Donaueschinger Polizeireviers: "Die deutsche Mannschaft ist reif für den Titel. Noch hat das Team von Jogi Löw das Potenzial nicht voll ausgeschöpft. Sie sind noch steigerungsfähig und werden nach 1990 wieder Weltmeister.

Gerhard Gaiser, Chef der Gewerbeschulen Donaueschingen: "Die Mannschaft hat noch Potenzial, aber gewisse Veränderungen wären notwendig. Lahm muss in die Viererkette zurück. Dort hat er seine Stärke. Schweinsteiger und Khedira sind ein gutes Duo, sie sind leider nicht in Topform. Toni Kroos ist ein Topspieler, aber noch nicht stabil genug. Hummels und Mertesacker müssen in die Innenverteidigung, Schürrle, Müller und Klose müssen für die Tore sorgen. Ich gehe von einem 2:0 aus gegen Frankreich. Im Endspiel erwarte ich Holland."

Dieter Rinke aus Donaueschingen, über 40 Jahre lang Fußballtrainer: "Wenn die Deutschen so weiterspielen wie bisher, dann ist gegen Frankreich Endstation. Es gibt keine Mannschaft im Turnier, die mit vier Innenverteidigern spielt. Also muss Lahm in die Viererkette zurück. Schürrle muss auch spielen, das hat er sich durch sein Tor verdient. Offensichtlich ist der Teamspirit in der Mannschaft nicht so gut wie er in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Klose muss auch spielen, denn er ist heiß und hoch motiviert. Der überragend agierende Neuer ist ein Indiz für die schlechte Abwehrleistung. Durch die unterschiedlichen Aufstellungen bringt der Bundestrainer auch Unruhe in die Mannschaft. Der Gipfel ist allerdings, dass Lahm offensichtlich eine Spielgarantie vom Bundestrainer für das Mittelfeld gefordert hat. Wenn dem wirklich so ist, dann hat Löw einen Großteil seiner Autorität verspielt. Die Konsequenz ist eine große Unruhe. Spieler werden nach Leistung aufgestellt und nicht nach Absprachen.