Auf Herz und Nieren geprüft wurden bei der Podiumsdiskussion des Schwarzwälder Bote in den Donauhallen die Donaueschinger Oberbürgermeisterkandidaten (von links) Björn Klotzbücher, Erik Pauly und Roland Wössner. Die Kandidaten nutzten die Möglichkeit, ihre Visionen für Donaueschingen vorzutragen. Foto: Kienzler

Schwarzwälder Bote-Podiumsdiskussion: Björn Klotzbücher, Erik Pauly und Roland Wössner über ihre Visionen.

Donaueschingen - Volles Haus bei der dreistündigen Podiumsdiskussion des Schwarzwälder Bote im Strawinsky Saal der Donauhallen. Die drei OB-Kandidaten Björn Klotzbücher, Erik Pauly und Roland Wössner standen mehr als 400 Donaueschingern Rede und Antwort.

Nach den Begrüßungsworten der Kreisredaktionsleiterin Cornelia Spitz übernahmen Franz-J. Filipp, Leiter der Redaktion Donaueschingen, und Wilfried Strohmeier die Moderation des Abends. Themenschwerpunkte des Abends waren Gedanken zur Zukunftsperspektive der Stadt, zum Militärstandort sowie zum Wirtschaftsstandort Donaueschingen und natürlich zur Entwicklung der Ortsteile.

Björn Klotzbücher unterstrich mit Blick auf die eingeschränkten Finanzen für die Zukunft, dass der schuldenfreie Kernhaushalt Donaueschingen eine gute Ausgangsbasis für Entwicklungen biete. Wichtig sei es nun auch die Eigenbetriebe zu entschulden. Um Handlungsfähigkeit zu gewährleisten, sei es bedeutsam, laufende Ausgaben durch Effizienz bei Energie, Ressourcen und Personal zu minimieren. Auch die vorhandene Infrastruktur gelte es durch zielgerichtete Ausgaben in Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen zu erhalten. Vor allem müsse Geld in die Stadtentwicklung fließen, besonders in die Entwicklung der Innenstadt und des durch den Abzug der französischen Brigade freiwerdenden Quartiers.

Zur Vorsicht mahnte Erik Pauly bei den Finanzen. Zwar stehe der kommunale Haushalt ausgeglichen da, gab der 43-Jährige ein Kompliment an die früheren Oberbürgermeister Thorsten Frei und Bernhard Everke weiter. Jedoch bedingten die Rückstellungen für die Konversion des freiwerdenden Militärgeländes in der Kernstadt weniger Geld für anderweitige Investitionen. Es müsse zielgerichtet gehandelt werden. Er rückte vor allem Investitionen in die In-frastruktur, die Bildung und die Kultur der Gesamtstadt in den Mittelpunkt.

Roland Wössner sieht Investitionen in Schule und Bildung als bedeutsam an. Die Kernstadt müsse attraktiv bleiben, deshalb sollten auch das sanierte Residenzviertel sowie das weitere Umfeld "weitergedacht" werden. Das Historische, also etwa Musiktage, Reitturnier und Gebäude, weiterzuentwickeln sei bedeutsam für das Stadtmarketing. Letztlich zählt der 60-Jährige jedoch auch die Vollendung der Ortskernsanierungen in den Ortsteilen zu seinen Investitionsschwerpunkten.

Die weitere Nutzung des 15 Hektar großen, freiwerdenden Militärareals entwickelte sich zu einem Kernthema des Abends. Die Kandidaten waren sich einig, dass die Stadt und die Bürger das Schwert des Handelns in der Hand behalten müssen. Björn Klotzbücher verknüpfte eine erfolgreiche Bewältigung dieser Aufgabe mit dem Ausbau wirtschaftlicher Stärke der Stadt. Die Entwicklung des Areals müsse gleichzusetzen sein mit einer gewinnbringenden Nutzung für bestehende und künftige Unternehmen. Erik Pauly mahnte eine Politik der ruhigen Hand an: es müsse zunächst ein tragfähiges Konzept entwickelt werden. Und Roland Wössner forderte darüber hinaus, den angestoßenen Prozess auf Ebene von Projekt- und Arbeitsgruppen aufzunehmen und durch Ideen sämtlicher Einwohner zu bereichern.

Eine starke Wirtschaft bedeute auch Handlungsspielraum für die Stadt. Darin gingen die Kandidaten d’accord. Roland Wössner verknüpfte die wirtschaftliche Attraktivität Donaueschingens mit einem perfekten Stadtmarketing. Erik Pauly sieht in einer "Task Force", die unbürokratisch Problemfelder mit Unternehmen auslotet und Lösungen erarbeitet, als ein Gebot der Stunde an, um die Stadt als Wirtschaftsstandort noch attraktiver zu machen. Da jedes Unternehmen anders geartete Fragestellungen habe, würden auch unterschiedliche Lösungen geboten werden müssen, betonte Björn Klotzbücher. Hierfür müsse die Stadt eine entsprechende Infrastruktur vorhalten und ihre strukturelle Stärke ausspielen.

Letzgültig nicht festlegen wollten sich die Kandidaten bei der Frage nach einer Fußgängerzone in der Innenstadt. Verwies Björn Klotzbücher darauf, dass vor einer weitergehenden Diskussion zunächst das Parkplatzproblem gelöst werden müsse, war sich Erik Pauly sicher, dass die Innenstadt nicht einfach gesperrt werden dürfe für Fahrzeuge. Am weitesten lehnte sich Roland Wössner mit dem Vorschlag aus dem Fenster, dass der erweiterte Innenstadtbereich über Max-Egon-, Käfer- und Zeppelinstraße durchaus wie die Karlstraße "möbliert" werden könne um ein Gesamtbild zu schaffen. Eine Fußgängerzone sei dann allerdings nur im Einklang mit dem Einzelhandel und schrittweise durchsetzbar.

Die Ortsteile sollen weiter ihre starke Position behalten. Nicht zuletzt sprachen sich die Kandidaten für den Erhalt der Feuerwehrabteilungen aus. Erik Pauly zeigte sich fasziniert davon, wie agil die Einwohner seien. Die finanzielle Belastung durch die Bildung von Konversionsrücklagen für das Militärareal treffe natürlich auch die Ortsteile, erläuterte Roland Wössner. Und Björn Klotzbücher versprach, dass deswegen zurückgestellte Projekte wieder vorrücken, sollten Rücklagen nicht benötigt werden.

Allen Kandidaten liegt viel an der Jugend, und alle versprachen sich für eine möglichst hohe Wahlbeteiligung der 16-Jährigen einzusetzen, die erstmals auf Stimmzetteln über den künftigen Oberbürgermeister entscheiden dürfen. Gerade die Vereinswelt leiste in der Jugendarbeit Wichtiges. Roland Wössner sieht ein weitergehendes Engagement der Stadt zur Unterstützung der Vereine als erstrebenswert, ein Stück weit müssten sich diese jedoch auch ihrer eigenen Aufgabe bewusst bleiben. Auf gerechte Beine gestellt sieht Erik Pauly die Kostenaufteilung zwischen Stadt und Vereinen. Bei einer weitergehenden Entwicklung der Förderung dürfe diese allerdings finanziell nicht überfordert werden. Effizienz in der Verwaltungsarbeit bedeute auch freiwerdende Finanzen, rechnete Björn Klotzbücher vor. Dieses Geld könnte dann in die Vereinswelt fließen, allerdings müsse dies von Fall zu Fall entschieden werden.

Die Kandidaten werden sich in einer offiziellen Vorstellung der Stadt Donaueschingen am Dienstag, 7. Januar, ab 19 Uhr im Mozartsaal ein weiteres Mal den kritischen Fragen der Wähler stellen. Wahltag ist am Sonntag, 12. Januar.