Dienstags wird das Café im Mehrgenerationenhaus in einen Tafelladen verwandelt
Donaueschingen. Schlag 15 Uhr öffnet sich die elektrische Tür. Berechtigungsausweise werden abgegeben, Nummern entgegengenommen und das Angebot gecheckt. Doch bevor die Kunden im mobilen Donaueschinger Tafelladen einkaufen können, vollbringt das Tafelteam eine kleine logistische Meisterleistung. Es ist 14 Uhr, als die Leiterin des Tafelladens Anita Zirnig sowie Ingeborg Unger, Edith Starke, Mathilde Duelli und Helgina Zimmermann, Vorsitzende des Schwenninger Trägervereins "Mach Mit", am Dienstag das Donaueschinger Mehrgenerationenhaus in Beschlag nehmen. Innerhalb weniger Minuten wird aus dem Café ein kleiner Einkaufsladen mit Gemüseabteilung, einer Theke für Fleisch, Wurst, Fisch und Käse.
Vor dem Haus in der Schulstraße fährt bereits ein weißer Lieferwagen vor. Zwei Männer steigen aus und laden grüne Kisten gefüllt mit Obst und Gemüse, Brot, Joghurt und vielerlei anderen Lebensmitteln aus. "Der kommt aus unserer Zentrale in Schwenningen", erklärt Zimmermann. Dort werden die gespendeten Lebensmittel und Bedarfsartikel gelagert, aufbereitet und in die Tafelläden des Vereins "Mach Mit" verteilt.
Eine halbe Tonne Lebensmittel haben die fünf Damen diesmal geliefert bekommen. "Das macht einen falschen Eindruck. Das sieht ja aus, als ob wir in Lebensmitteln schwimmen", sagt Zirnig, während sie die rund 20 Schachteln Streichkäse in die Theke räumt. "Das Gegenteil ist oft der Fall. Reis, Nudeln, Mehl und Zucker sind Mangelware", sagt Zimmermann. Butter oder Margarine sind heute gar nicht dabei. Deshalb müssten aus einem Kilo-Paket Zucker, wie es im Handel erhältlich ist, zwei Pfund gemacht werden. Auf der anderen Seite lande weißer Rettich, der von den Geschäften kistenweise gespendet werde, meist im Müll, weil auch die Tafelkundschaft daran kein Interesse habe.
Schwierig werde es für die Damen dann, wenn sie Lebensmittel begrenzen müssten. Wenn die Schachtel Eier nach der Größe der Familie eingeteilt werden muss. Das kratze am Selbstwertgefühl der Menschen, die dann auch mal mit Unverständnis reagiere, erzählt Zimmermann. Doch genug geredet – vor der Tür warten bereits die ersten Tafelkunden, und die Süßigkeiten müssen noch mit Preisen versehen werden.
Weil sich die Donaueschinger Kundschaft in den drei Jahren, seit es die Tafel gibt, als große Brot- und vor allem Gemüsekonsumenten erwiesen haben, gibt es eine kleine aber feine Besonderheit: Geputzte und in mundgerechte Stücke geschnippelte Lauchstücke, Rosenkohl oder Pilzstreifen werden vakuumverpackt, quasi kochfertig angeboten. "In St. Georgen haben die Kunden ein ganz anderes Vesperverhalten. Da wird viel Speck und Wurst gekauft", weiß Zimmermann.
Dann schlägt die Uhr 15 und der Tafelladen öffnet. Die Tafelkunden wissen, wie es läuft: Brav gibt jeder seine Berechtigungskarte ab und erhält dafür eine Nummer. Wird er aufgerufen, darf er einkaufen. Diesmal ist der Andrang so groß, dass sogar die gelben Nummernkärtchen ausgehen. "Kommen sie erstmal rein. Wir klären das dann", sagt Ingeborg Unger.
Zwei Stunden später ist alles vorbei. Der Tafelladen ist wieder ein Mehrgenerationen-Café. Wo die Gemüseregale standen, wird morgen wieder Kaffee und Kuchen serviert. Nur der Rettich ist auch diesmal wieder übriggeblieben.
Weitere Informationen: Der Tafelladen ist dienstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet.