Trotz Eiseskälte ein strahlendes Lächeln: Maria del Carmen Limberger nutzt die Gelegenheit zum gemeinsamen Foto mit einem Eisbär (im Hintergrund), auch wenn das nur aus dem Fenster der Tundra-Buggy-Lodges möglich ist. Foto: privat

Maria del Carmen Limberger ist zurück von ihrem Trip in die eisige Kälte der Arktis.

Donaueschingen - Ein strahlendes Gesicht, eingehüllt in eine dicke Winterkapuze lacht den Fotografen an. Im Hintergrund nichts als Schnee und Eis – und ein schneeweißer Polarbär. Maria del Carmen Limberger, Gründerin des Donaueschinger Kinder-Umwelt-Projekts Fideldidu, durfte zusammen mit Wick-Eisbärenbotschafter Christoph Hennlich und dem WWF-Artenschutzbeauftragten Stefan Ziegler die Eisbären in der Arktis besuchen. Eine Woche lang war sie bei Temperaturen zwischen minus 20 und minus 40 Grad Celsius in sogenannten Tundra-Buggy-Lodges – eine Art Wagon auf Traktorreifen – auf der zugefrorenen Hudson-Bay unterwegs, überflog mit einem Hubschrauber die Arktis und fegte mit einem Hundeschlitten durch die Eislandschaft. Ein "Wahnsinnserlebnis", schwärmt die Umweltfee im Gespräch mit unserer Zeitung.

 

"Als wir in Winnipeg gelandet sind, dachte ich: ›Hui, das ist kalt.‹ Aber das war noch gar nichts", erzählt Limberger und holt ihr Mitbringsel, einen gut vier Kilogramm schweren Winterparka aus dem Schrank. Den brauchte sie auch – draußen am Cape Churchill blies der Wind die Temperatur auf minus 40 Grad Celsius herunter. In den recht luxuriösen Buggy-Lodges, in denen Limberger gemeinsam mit Forschern, Naturschützern, Fotografen, Journalisten und ein paar millionenschweren Amerikanern die Nacht verbrachte, reichte eine "normale Winterjacke" aus. "Den ganzen Tag in voller Montur, daran habe ich mich erst gewöhnen müssen", sagt sie. Kein Wunder also, dass Limberger – wieder in Deutschland – Donaueschingens Winterwetter ganz angenehm findet.

Doch zurück zum Abenteuer Arktis: Der 38-köpfige Tross fieberte natürlich seiner Begegnung mit den Eisbären entgegen. Bereits in Churchill, einer nur mit dem Flugzeug oder der Bahn zu erreichenden Kleinstadt direkt am Hudson Bay, lies der erste Bärenkontakt nicht lange auf sich warten. "Überall in Churchill gibt es Schilder, die vor Eisbären warnen. Wer einen sieht, muss die Eisbärenpolizei anrufen", erzählt die zweifache Mutter.

Eisbären warten im Bärenhotel bis die Hudson Bay zufriert

Weil die Hudson Bay immer später zufriert und immer früher auftaut, kommen die Eisbären auf ihrer Suche nach Futter in die Stadt. "Die Bären werden gefangen und in eine Art Eisbärenhotel gebracht. Ist das Binnengewässer zugefroren, werden sie mit Helikoptern auf das Eis geflogen und wieder ausgesetzt."

Eisbären sind eben Allesfresser. Ein Grund auch, weshalb Limberger und ihre Mitreisenden sich an bestimmte Regeln halten mussten. So war beispielsweise das Tragen eines Schals verboten. "Wenn der aus dem Fenster hängt, während man die Eisbären beobachtet, kann es schnell passieren, dass man von einem aus dem Buggy gezogen wird." Wenn am Fahrzeug etwas überprüft werden musste, so waren stets Aufpasser mit Schreckschusspistolen mit von der Partie, um die Bären im Zaum zu halten.

Überhaupt haben die Eisbären draußen auf dem Eis der Hudson Bay einen guten Riecher bewiesen. So wurden die Besucher von den Eisbären gefunden und nicht umgekehrt. "Die Fahrer wissen, wo sie die Wege der Eisbären kreuzen", erzählt Limberger. Einen ganzen Tag mit dem Buggy durch Schnee und Eis, dann war es soweit. Vollkommen unbeeindruckt kamen die Raubtiere an die fahrenden Unterkünfte heran. Der ein oder andere stellte sich auf die Hinterbeine und lugte in die Fenster hinein. Die neugierigen Blicke von Bär und Besucher trafen sich – wunderbare Bildmotive für die lieben Daheim und für die Besucher von Limbergers Facebook-Seite, auf der sie beinahe täglich über ihre Erlebnisse berichtete.

Eisbärenmütter mit ihren herumtollenden Babys; "Sparing Polar-Bears" – Eisbären, die sich einen handfesten Schaukampf leisten; Eisbären, die sich neben den Buggy-Lodges ein Nickerchen gönnen. Limberger kann Hunderte solcher Szenen aufzählen, die sie erlebt hat.

Über den Buggy-Lodges tanzt das Nordlicht

Als besonders zauberhaft hat Limberger eine Nacht in Erinnerung, in der der Wind besonders laut um die Buggy-Lodges pfiff. Es war Vollmond und über dem Eis tanzte das Nordlicht in irisierendem Grün. "Und als es langsam Morgen wurde, standen Mond und Sonne gemeinsam am Himmel", schwärmt sie.

Erlebt hat die Donaueschingerin aber auch eine Arktis, die durch die Veränderungen des Klimas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Besonders deutlich sei das beim Helikopterrundflug geworden, erzählt Limberger. "Wir sind über weite Teile der Hudson Bay geflogen, die selbst Ende November noch nicht zugefroren waren." Der Zeitraum, in dem die Eisbären sich mit der Jagd auf Ringelrobben ihr Fettpolster anfressen, werde immer kleiner. "Der Artenschutzbeauftragte Stefan Ziegler hat mir gesagt, dass es in 100 Jahren wahrscheinlich keine Eisbären mehr in freier Wildbahn geben wird."

Ein Ansporn also, von den Abenteuern in der Arktis und den Eisbären zu berichten. Das wird Limberger unter anderem am Freitag, 4. Februar, ab 19.30 Uhr im Stockhausen-Saal der Donauhallen tun.

Weitere Informationen: www.fideldidu.de und www.wwf.de