Donaueschingen - Gemeinden sind bundesweit damit beschäftigt, alte Gebäude auf Vordermann zu bringen und den Sanierungsstau der Jahrzehnte abzutragen. Dabei gilt es besonders, öffentliche Einrichtungen den aktuellen Anforderungen anzupassen. Wichtiger Faktor ist die Barrierefreiheit.

Ein aktuelles Beispiel für diese Entwicklung befindet sich direkt vor der Haustür: der Donaueschinger Bahnhof. Rund 3500 Bahnreisende passieren ihn täglich. Dort wird seit Sommer 2017 eifrig gebaggert und gehämmert. Im Zentrum der Modernisierung steht hier die barrierefreie Erschließung aller Bahnsteige durch insgesamt drei Aufzüge. Die Gleise eins, zwei und drei werden auf einer Länge von jeweils 245 Metern neu aufgebaut und erhöht.

Hier konnte am 29. März bereits ein kleiner Zwischenerfolg gefeiert werden. Der erste Bahnsteig ist in seiner endgültigen Länge und Lage wieder in Betrieb. "Dort finden nun noch Rückbaumaßnahmen und Bodenbelagsarbeiten außerhalb der kundenrelevanten Bereiche statt", erklärt ein Bahnsprecher. Durch den strengen Winter sei es zwar zu Verzögerungen im Bauablauf gekommen, räumt er ein, jedoch rechne man weiterhin mit einem Ende der Umbaumaßnahmen im Frühjahr 2019.

Der zeitliche Faktor ist keine Selbstverständlichkeit. Das Umbautempo wurde in Donaueschingen bereits mehrfach bemängelt. Grünen-Stadtrat Michael Blaurock sprach dabei gar von einem "Jammertal". Besonders ärgerlich, da sich die Stadt laut den vertraglich vereinbarten 22 Prozent auch an den Kosten für das Projekt beteiligen muss: Rund 1,9 Millionen Euro werden aus der Stadtkasse dafür benutzt. Der Projektstart verhielt sich dabei ebenfalls eher wie eine anfahrende Dampflok: Von den ersten Rahmengesprächen im Jahr 2009 bis zum endgültigen Start der Umbaumaßnahmen sind ganze acht Jahre ins Land gezogen.

Was passiert mometan am Bahnhof? Aktuell finden an Bahnsteig eins und drei Baumaßnahmen für die Erstellung der Aufzugsschächte statt, mit denen die Barrierefreiheit auf dem Bahnhofsgelände gewährleistet werden soll. Ein nicht ganz einfaches Vorhaben, wie sich schließlich zeigen sollte. Auf der Baustelle waren vorab Erkundungsbohrungen notwendig, da man aufgrund des Grundwasserspiegels mit Problemen beim Bau der Schächte rechnete, die auch tatsächlich eingetreten sind: "Am Aufzug Bahnsteig eins kam es zu einem unvorhersehbaren Schichtwassereintritt in die Baugrube. Das Problem wurde analysiert und der Wasserzulauf behoben, so dass der Rohbau des Aufzugsschachts nun nahezu fertiggestellt ist", so der Bahnsprecher. Für die weiteren Arbeiten an den Aufzügen von Bahnsteig zwei und drei erwarte man indes keine Schwierigkeiten aufgrund deren Herstellung unter dem Grundwasserlevel. Zudem werde aufgrund der Problematik mit einem speziellem Unterwasserbeton gearbeitet.

Wie der Bahnsprecher erklärt, werden derzeit am Bahnsteig drei, Gleis fünf , die Bahnsteigkanten gesetzt und die erforderlichen Entwässerungs- und Kabeltiefbauarbeiten vorgenommen.

Info: Riesenbohrer

20 Meter Höhe und 85 Tonnen Eigengewicht besaß das Gerät der Firma PST Spezialtiefbau aus Augsburg: 2017 wurde mit solch einer Maschine an den Bohrungen für die Aufzugschächte gearbeitet. Das Großbohrgerät mit der 8,60 Meter langen Bohrkrone hat 50 Bohrungen für Pfähle mit 50 Zentimetern Durchmesser in die Erde gerammt. Die wurden anschließend mit Beton verfüllt und teilweise mit Stahlstützen versehen. Es wurde Unterwasserbeton benutzt.